Mercedes-AMG, das ist inzwischen eine fest etablierte Sub-Marke im Daimler-Imperium, mit klar definierter Rolle im Zusammenspiel von Luxus, Image und Sportlichkeit. Das war einmal anders: Bis in die 80er-Jahre hinein galt AMG als bloßer Tuner, dessen Aktivitäten von Mercedes-Benz nicht unbedingt gern gesehen wurden. Auch bei der Mercedes-AMG S-Klasse.

Dabei bestachen die Modelle schon damals durch Perfektion und handwerklich saubere Umsetzung. Ein besonders schönes Beispiel dafür ist ein 500 SEL AMG der Baureihe W126, den die Erlanger Oldtimer-Verkaufsgalerie Sporting Cars in Italien gefunden hat. Wir haben den Klassiker neben einen brandneuen Mercedes-AMG S63 gestellt – seinen direkten Nachfolger. Schließlich wird AMG heuer 50 Jahre alt – ein schöner Anlass.

Stolze 340 PS aus 5,4 Litern Hubraum leistet dieser AMG, das maximale Drehmoment liegt bei 457 Nm. Diese Motor schöpft aus dem vollen, aber er liefert auch im oberen Drehzahlbereich Leistung – denn er verfügt über Vierventil-Zylinderköpfe, eine Konstruktion, die man sich beim damaligen Formel-1-Motor von Porsche abgeschaut hat.

Der Motor liefert auch heute noch eindrucksvollen Schub. Die Spitze liegt bei 260 km/h – und damit noch oberhalb des neuen AMG S63: der regelt nämlich bei 250 km/h ab. Dieser Wert lässt sich allerdings auf glatte 300 km/h anheben, wenn für 3213 Euro das sogenannte Driver’s Package geordert wird. Unter der Haube steckt beim neuen Modell ein nahezu hubraumgleicher Motor, nämlich ein 5,5 Liter großer V8, der allerdings von zwei Turboladern zwangsbeatmet wird. Für die Kraftübertragung sorgt heute eine 7-Gang-Automatik, die sehr viel schneller schaltet als der Vierstufen-Automat im W126.

Die Straßenlage ist beim neuen Modell deutlich besser, doch der 500 SEL AMG – AMG hat das Fahrwerk optimiert – liegt ebenfalls gut auf der Straße. Der Entwicklungssprung wird bei der Lenkung am deutlichsten – und bei den zahlreichen Assistenzsystemen. Sie sorgen dafür, dass auch Amateure am Steuer vor den Folgen gefühlloser Leistungsdemonstrationen bewahrt bleiben.

Der Wandel im Design

Interessanterweise haben sich die Geschmäcker in den 30 Jahren, die zwischen den beiden S-Klassen liegen, geändert. Das Spoilerpaket am W126, die Fünfarm-Penta-Felgen und die Entchromung – all das galt damals als eher halbseiden und war keineswegs jedermanns Fall. Heute trägt ein AMG S63 noch viel dicker auf, und die plakative Zurschaustellung von Potenz ist niemandem mehr peinlich. Und das gilt auch für das Klangbild: War das dunkle Grollen des 500 SEL AMG noch von einer gewissen Dezenz, so trompetet der AMG S63 ohne jede Zurückhaltung.

So aggressiv sich der Mercedes-AMG S63 im Exterieur gebärdet, so zerklüftet und kleinteilig präsentiert sich das Interieur. Alles wirkt sehr hochwertig und sauber ausgeführt, doch die AMG-Version übertreibt es mit ihren Perforationen und Zickzacknähten, ihren hochglänzenden Kohlefaser-Dekorleisten und effektvollen Digital-Inszenierungen. Eine Wohltat ist dagegen die klar gegliederte Armaturentafel des W126, und was den Sitzen an seitlichen Wülsten fehlt, wird durch den Verzahnungseffekt kompensiert, der sich zwischen den Velourssitzen und der Kleidung einstellt.

Eines gilt für beide Modelle: Sie repräsentieren das Extremste, was damals auf dem Markt zu bekommen war. Ein neuer Mercedes-AMG S63 ist ab 152 499 Euro zu bekommen; wer lieber einen Klassiker fahren möchte, muß heute lange suchen.


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