Wenn Franzosen englisch sprechen, ist das nicht nur für Deutsche schwierig zu verstehen. Wenn aber Franzosen ihr neuestes Automobil ausschließlich über Anglizismen präsentieren, dann kann man schon mal so richtig staunen. Die Renault Tochter Alpine spricht da von „Dream Garage“, „Racing Soul“ und „Hot Hatch“, dabei würden wir uns doch viel lieber an melodischen Markenclaims à la „Créateur d’Automobiles“ erfreuen.

Schöner Rücken: Die Alpine A290 ist eine Variation des neuen R5.

Wie auch immer, die sportiven Franzosen bringen jetzt ihren ersten vollelektrischen Sportler auf die Straße, die Alpine A290, und das ist auch der erste fünftürige Fünfsitzer der Marke. Mal schauen, ob das auch so viel Fahrspaß bringen kann wie bei der A110 mit ihren eher rennsportlichen Attributen.

Die Optik der 3,99 Meter kurzen A290 erinnert stark an den Renault 5 E-Tech, kein Wunder, die Muttergesellschaft liefert hier die Basis. Alpine ist das selbstredend nicht gut genug, die Marke optimiert an allen Ecken und Enden, um hier die eigene DNA sichtbar zu präsentieren. Breite Kotflügel, Seitenschweller sowie die rallyemäßige Doppel-X-Signatur des Tagfahrlichts sorgen schon mal für einen angemessen athletischen Auftritt. 

Luxuriös und stilvoll: Das Interieur.

Wir steigen ein und blicken erfreut auf ungemein sportliche Sitze, zweifarbig, mit edlem Nappaleder in den Farben bleu profond und gris evee bezogen. Der Alpine-Schriftzug findet sich in den ledernen Kopfstützen wieder, der Modellname nebst Bleu-Blanc-Rouge ist zentral in die Rückenlehne eingestickt. Auch das griffige Drei-Speichen-Sportlenkrad mit abgeflachter Unterseite ist aus Nappa, schmeichelt nicht nur den Fingerspitzen, sondern den ganzen Handinnenflächen. Formel-1-Feeling kommt bei der Bedienung der Schalter im Lenkrad auf, hier werden beispielsweise die Rekuperation und die Fahrmodi eingestellt – das gefällt.

Drei Knöpfe in der Mittelkonsole, D, N, R reichen aus, um die Alpine vorwärts (und rückwärts) zu bewegen. 177 PS (ab 38.700 Euro) und 218 PS (ab 41.900 Euro) stehen zur Wahl; wir können es schon mal vorweg nehmen, Fahrspaß bieten beide. Das garantieren unter anderem das für Elektroautos relativ niedrige Gewicht von lediglich 1479 Kilogramm sowie der kleine Wendekreis von 10,2 Metern.

Alpine bezeichnet den A290 als “Stadtflitzer”. Viel Raum für Einkäufe.

Die nahezu ausgeglichene Gewichtsverteilung von 57 zu 43 Prozent von Front zu Heck ermöglicht ein rallyesportliches Fahrverhalten, gerade bei schnellen und engen Kurvenfahrten. Kurzum, die Beschleunigung, die zupackenden Brembo-Bremsen sowie das Innen- und Außendesign – so viel Fahrspaß hat man selten bei Fahrzeugen aus Frankreich.

Den Spurt von 0 auf 100 km/h erledigt die stärkere Variante in ganzen 6,4 Sekunden, allerdings ist schon bei 170 km/h Schluss. Das konnte schon der erste Renault 5 Alpine mit 93 PS – vor 48 Jahren. Dennoch gilt: Die neue Alpine A290 ist vielleicht einer der besten Franzosen überhaupt – jedenfalls im aktuellen, von der politischen Zwangselektrifizierung geprägten Marktumfeld.

Liebevolles Branding im ganzen Auto.

Dann kann man doch mal stolz sein – auf „Made in France“: Die A290 wird nämlich im französischen Werk Douai bei Lille gefertigt. Die Montage des Elektromotors erfolgt in der französischen Megafactory in Cléon und die Batterieproduktion startet dann ab dem Sommer ebenfalls in Frankreich.

Mehr als nur ein Gimmick ist übrigens die Überhol-Funktion, die über die rote OV-Taste (Overtake) mit dem rechten Daumen am Lenkrad aktiviert wird. Für zehn Sekunden gibt es dann maximale E-Leistung. Da ein Elektroauto bekanntermaßen auch bei voller Anstrengung kaum Geräusche emittiert, bietet Alpine zwei Drive-Sound-Kulissen mit unterschiedlichen Frequenzen und Intensitäten. Dieser Fake-Sound ist natürlich Geschmackssache, wir aktivieren lieber die Musikfunktion über das 615-Watt-Soundsystem mit 20-Zentimeter-Subwoofer.

Zum Abschluss wechseln wir wieder ins englische – denn Alpine lädt zur „Blue Night“ ein: Unter dem Motto „The Art #0000FF Afterwork“ kann man die Alpine A290 beim Händler kennenlernen und probefahren. Es lohnt sich.

(Fotos: Axel Steinbach)


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