Wir mussten uns in einen kleinen, dunklen Raum in der AMG-Hospitality am Nürburgring begeben, um die ersten Einblicke zu erhalten: Anlässlich des 50jährigen Jubiläums von AMG gab es einen exklusiven Vorab-Termin zum AMG Project One Hypercar.
Konzeptentwickler Philipp Eckert berichtete über Antrieb und Technologien, die sich – wie erwartet – nahe an der Formel Eins bewegen. Nur zur Einstimmung: Der Motor wurde von den Formel-Eins-Experten in Brackley und Brixworth entwickelt – und er nutzt Komponenten aus den verschiedenen Formel-Eins-Wettbewerbsjahren. Der 1,6-Liter-V6-Turbo ist mit vier Elektromotoren gepaart; die Gesamtleistung liegt bei über 1000 PS.
Im Detail: Der V6 ist mit einem Single-Turbo bestückt, und der wiederum operiert im Zusammenspiel mit einem 80-kW-Elektromotor. Ein zweiter 120-kW-Elektromotor sitzt direkt an der Kurbelwelle. Und während dieser Antrieb auf die Hinterachse wirkt, sind zwei weitere 120-kW-Elektromotoren an den Vorderrädern montiert, wodurch dieser AMG zu einem Allradler mutiert. Der Verbrenner kommt auf 723 PS, die E-Motoren zusammen auf 326 PS. Die “thermische Effizienz” wird mit 43 Prozent beziffert.
Der Motor ist an ein völlig neuentwickeltes Einkupplungs-Getriebe mit 8 Gängen gekoppelt, das sich wahlweise über Lenkradpaddel bedienen lässt oder automatisch durchschaltet. Und der Motor ist auf 11000 U/min begrenzt – ein viel höherer Wert als bei anderen Hypercars, aber unterhalb der 14500 U/min der Formel-Eins-Motoren. Die Leerlaufdrehzahl ist ebenfalls abgesenkt – von den 4000 U/min der Rennmotoren auf unter 2000 U/min. Davon profitiert die Lebensdauer des hochgezüchteten Aggregats: Die Maschine muss erst nach 50 000 Kilometern überholt werden. So lange hält ein Formel-Eins-Motor nicht durch.
Ein Formel-Eins-Auto mit anderer Hülle
Das AMG-Hypercar ist mit Mehrlenker-Achsen ausgerüstet, die sich ebenfalls an Formel-Rennwagen orientieren. Die Unterschiede ergeben sich aus den vorderen E-Motoren – und den Anforderungen an die Alltagstauglichkeit. Und deshalb wird es auch ein System zum Anheben der Vorderachse geben, wie bei Lamborghini und einigen Porsche-Modellen.
Für das AMG Project One werden Spezialreifen entwickelt – mit der Spezifikation Michelin Pilot Sport Cup 2 285/35 R19 vorn und 335/30 R20 hinten. Die Schmiederäder sind mit Blenden aus Kohlefaser-Verbundstoff versehen, um die Aerodynamik zu verbessern.
Es gibt noch keine endgültigen Zahlen dazu, aber ein Blick auf den Antriebs-Prototypen zeigt, dass der Schwerpunkt extrem niedrig liegen wird. Fahrer und Beifahrer sitzen direkt vor dem Mittelmotor – und unter einem auffälligen Kohlefaser-Lufteinlass.
Potentielle Kunden haben das Auto im März bereits in Genf gesehen; die Öffentlichkeit kann auf der IAA im September 2017 einen Blick auf den AMG Project One werfen. Es wird nur 275 Autos geben – für 2 250 000 Euro pro Stück – ex Steuer! Gebaut wird das Auto in England, ausgeliefert wird es 2019. Zu teuer? Die Serie ist fast ausverkauft.
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