In Gesprächen über den britischen Autobauer Aston Martin klingt immer etwas Ehrfurcht mit. Es ist zum einen für jedermann eine äußerst faszinierende Marke, zum anderen begeistern die stets in Handarbeit hergestellten Fahrzeuge durch sportlich-elegantes Design, herausragende Technik und vor allem mit viel Fahrspaß. Fans von James Bond sind sowieso voreingenommen, alles mit dem V-förmig geflügelten Logo aus Gaydon in der englischen Grafschaft Warwickshire wird bei jeglicher Gelegenheit in den Himmel gelobt. Wir testen den neuen Vanquish – mit zwölf Zylindern unter der extravagant gestalteten Motorhaube.

Starkes Heck mit vier Endrohren.

Um es vorwegzunehmen, wer dieses faszinierende 5,2-Liter-Triebwerk mit 835 PS und 1000 Newtonmeter Drehmoment fahren möchte, muss zum Vanquish greifen, denn alle anderen verfügbaren AM-Modelle werden lediglich von Achtzylindern befeuert. Der Vanquish, sein Name steht sinngemäß für besiegen/bezwingen, ist das Top-Modell der Briten und mit dem V12-Twinturbo der leistungsstärkste Aston mit Straßenzulassung aller Zeiten. Allein schon die technischen Daten der dritten Vanquish-Generation mit einer Null-auf-Hundert-Beschleunigung in 3,3 Sekunden und einer Höchstgeschwindigkeit von 345 Stundenkilometern machen Appetit auf eine ausführliche Testfahrt.

In Supernova Red, einem strahlenden Feuerrot, das ursprünglich mal für den DBS GT Zagato entwickelt wurde, steht er nun vor uns, der 4,85 Meter lange, 2,04 Meter breite und 1,29 Meter hohe Zweisitzer. Der gewaltige Kühlergrill mit acht verchromten Lamellen fällt sofort ins Auge, auch die mattgoldenen 21-Zoll-Schmiedefelgen (mit Pirelli P Zero Bereifung) sowie das ondulierte Heck mit integriertem Spoiler. Vor allem mit viel Sichtkarbon, auch beim Shield im Kammheck und dem aggressiven Heckdiffusor, schaut das kontrastreiche Gesamtkunstwerk schon verdammt sexy aus. Der Preis startet bei sportlichen 386.000 Euro, die umfangreiche Aufpreisliste verführt aber zum beherzten Zugreifen, so dass in jedem Fall eine flotte Vier den finalen Preis anführen wird.

Saugt die Straße förmlich in sich auf.

Trotz der versenkten Türgriffe kommt man, im Gegensatz zu manch anderem Sportwagenhersteller, auch ohne verletzte Fingernägel auf den Fahrersitz. Gestartet wird per Knopfdruck in der Mittelkonsole, das zu erwartende Zwölfzylindergrollen sorgt für das erste Ganzkörpergänsehautgefühl des Tages. Nach genüsslich gecruisten Warmfahrkilometern auf den kurvenreichen Landstraßen der Costa Smeralda im GT-Modus wollen wir nun das komplett neu entwickelte Triebwerk und die angetriebenen Hinterräder fordern.

Der Fahrmodus wird auf Sport plus gedreht, um ultimative Leistungsentfaltung möglich zu machen. Und wow: das Datenblatt hat durchaus nicht übertrieben, der Ampelstart drückt einen dermaßen in die sportlich gestalteten Ledersitze, dass einem schon fast die Luft wegbleibt. Dazu kommt eine brachiale Soundkulisse, das Kribbeln von Kopf bis Fuß will einfach nicht aufhören.

Ein Gran Turismo für die große Reise.

Ganz anders das Fahrwerk, es zeigt sich völlig unbeeindruckt, auch bei schnell gefahrenen Kurven, dank Doppelquerlenker-Vorderachse und Mehrlenker-Hinterachse. Die spürbare Karosseriesteifigkeit, auch wegen der dreieckigen Motor-Querstrebe und dem Radstand von 2,89 Metern, übrigens der längste seiner Klasse, sorgt sofort für ein ungetrübtes Vertrauensverhältnis.

Und dazu tragen auch die Karbon-Keramik-Bremsen bei, mit 410 mm-Vorderrad- und 360 mm-Scheiben, die uns von Tempo 100 in unter 30 Metern wieder zum Stillstand bringen.

Feinste Materialien, handverarbeitet.

Auch das Interieur begeistert, sportlicher Luxus, wohin das Auge schaut. Mit duftendem karamellfarbenen Leder, Centenary Saddle Tan genannt, Echtkarbon und aus dem Vollen gefrästen Aluminiumröllchen. Die dienen der Verstellung von Radiolautstärke, Belüftung und der gewünschten Innentemperatur. Neu bei Aston Martin ist das Panorama-Glasdach, eine lichtdurchflutende Alternative zum Leichtbaudach aus Kohlefaser. Das ist dann zwar nicht so supersportlich, da das Mehrgewicht an der höchsten Stelle liegt, aber wir sind ja in einem Gran Turismo für Genießer und nicht auf der Rennstrecke.

Mitbewerber gibt es von Ferrari, Lamborghini und McLaren, das sind aber allesamt eher ungehobelte Krawallbrüder. Wer stilvoll à la James Bond, elegant und trotzdem supersportlich vorankommen möchte, greift zum Vanquish. Der kommt im kommenden Jahr übrigens auch als Cabriolet, bei Aston Martin traditionell Volante genannt. Möge die kalte Jahreszeit möglichst schnell verschwinden…

Wolfgang Wieland im Vanquish.

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