Nach acht Jahren Bauzeit wird der Audi A1 durch einen völlig neukonstruierten Nachfolger ersetzt. Er basiert auf dem MQB-Baukasten von Volkswagen und ist damit eng mit VW Polo, Seat Ibiza und Skoda Fabia verwandt. Der Audi ist die anspruchsvollste Variante – und dennoch sind im Vergleich zum Vorgänger deutliche Abstriche zu machen.

So hat Audi die dreitürige Variante gestrichen; es gibt keinen Dieselmotor, keinen Allradantrieb und keine leistungsstarke S1-Variante mehr. Nicht einmal ein Schiebe- oder Panoramadach hat Audi für die Baureihe entwickelt.

Aber es gibt nun einmal wenig Konkurrenz für den Audi A1: Wem der Retro-Look eines Mini nicht gefällt und wer kein Auto eines Massenherstellers fahren will, hat in dieser Größenklasse eigentlich gar keine andere Wahl. Vielleicht hat sich Audi deshalb etwas zurückgelehnt und auf imageträchtige, jedoch mutmaßlich weniger populäre Ableitungen der Baureihe verzichtet.

Nur wenige Worte sind über die Nomenklatur zu verlieren: Wenn die Varianten mit 1,0-Liter-Dreizylinder auf die Modellbezeichnung 25 TFSI und 30 TFSI hören, der 1,5-Liter-Vierzylinder 35 TFSI heißt und das Spitzenmodell mit 2,0-Liter-Motor mit der Bezeichnung 40 TFSI suggeriert, unter der Motorhaube stecke eine Vierliter-Maschine, so ist die Grenze zum Absurden längst überschritten. Oder sind diese Modellbezeichnungen bereits als subtile Ironie zu begreifen?

Wie sieht er aus?

Der A1 vollzieht einen großen Sprung im Design; ob zum besseren, sei dahingestellt. Die frühere, spezifische Form der Scheinwerfer, angesetzt an eine Clamshell-Haube, und die durch Kontrastfarben akzentuierte, bogenförmigen Dachsäulen sind verschwunden. Statt dessen dominieren horizontale Linien, eine konventionellere Dachkontur und sogenannte “Quattro-Blister” an den Flanken.

Sie verweisen ebenso wie die an den Sport Quattro angelehnten, beim A1 lediglich stilisierten drei Lufteinlässe an der Motorhaube auf ein Antriebskonzept, das leider gar nicht mehr angeboten wird. Und so wirkt der A1 zwar durchaus gefällig und sportlich, aber weniger authentisch und hochwertig als bisher. Immerhin hat das Spitzenmodell mit 2,0-TFSI-Motor einen sichtbaren Doppelauspuff.

Die Innenausstattung wirkt hingegen futuristisch, präzise und teuer – jedenfalls dann, wenn eines der großzügig verglasten MMI-Plus-Systeme verbaut ist. Die TFT-Instrumentierung läßt sich gegen Aufpreis in zwei Modi konfigurieren, die Differenzierung könnte ausgeprägter sein. Es gibt interessante Stoff- und Lederdesigns, und gegen Aufpreis winden sich bunte Dekorleisten um die Instrumentierung. Dieses Interieur ist im Kleinwagen-Segment unübertroffen. Und wo sonst gibt es hier eine Bang & Olufsen-Stereoanlage?

Wie fährt er sich?

Der 1,0-Liter-TFSI mit 95 oder 116 PS liefert objektiv ordentliche Fahrleistungen (191 bzw. 203 km/h), das leise polternde Klangbild vermittelt jedoch zwangsläufig Kleinwagencharakter. Souverän geht der 150 PS starke Vierzylinder-TFSI mit Zylinderabschaltung und 1,5 Litern Hubraum ans Werk; die Spitze liegt hier bei 222 km/h. Wie bei den beiden Dreizylindern gibt es hier die Wahl zwischen Handschaltung und Doppelkupplungs-Automatik; die Handschaltung arbeitet so präzise und leichtgängig, daß es eine Freude ist. Nicht ganz verständlich ist, daß auch die handgeschalteten Varianten mit dem Kickdown-Gaspedal der Automatik-Versionen ausgerüstet sind. Wird der Druckpunkt überschritten, passiert natürlich nichts.

De Spitzenmodell mit 200 PS starkem 2,0-Liter-TFSI läuft sogar 235 km/h schnell. Doch der Sprung vom 1,5-Liter-TFSI ist nicht subjektiv besonders groß, und zudem gibt es ihn nur mit Doppelkupplungs-Automatik.

Welchen kaufen?

Unsere aktuelle Wahl ist klar: Der 1,5-Liter-TFSI mit Handschaltung. Wer ein paar Extras hinzuwählt, kommt allerdings ins Grübeln: Ein VW Golf GTI ist auch nicht viel teurer. Ohnehin haben wir noch einen speziellen Wunsch an die Audi-Entwickler: Um den S1 glaubwürdig zu ersetzen, braucht der neue A1 eine leistungsgesteigerte Version des 2,0-Liter-TFSI, im Idealfall an eine Sechsgang-Handschaltung gekoppelt; gerne frontgetrieben, jedoch mit einer mechanischen Quersperre an der Vorderachse ausgerüstet.

Denn die technische Basis des neuen Audi A1 ist so gut, daß Audi sicher Applaus dafür ernten würde, etwas weiter zu springen.


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QuelleAudi
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