Kompaktwagenformat, Allradantrieb und glatte 400 PS: Der Audi RS3 ist eines der ungewöhnlichsten Modelle, die heute zu kaufen sind. Wir haben es eine Woche lang unter die Lupe genommen.

Signifikanz/Innovation

Er ist eines der Autos, das “niemand braucht” und das wir gerade deshalb umso nötiger brauchen: Ein Symbol der Leistung, der Überlegenheit und der Ungleichheit.

Der Audi RS3 zeigt, was in diesem Format möglich ist, und Audi hat dabei weder Kosten noch Mühen gescheut: So wurde der einst vom “Eisernen Gustav” EA113 abgeleitete Fünfzylinder für die aktuelle Generation so gründlich überarbeitet, daß man von einem neuen Motor sprechen darf – der jetzt übrigens aus Aluminium besteht. Die hohlgebohrte Kurbelwelle, eine Magnesium-Ölwanne, die Aluminum-Ölpumpe und Leichtbau-Riemenscheiben: Von der unglaublichen Feinarbeit am RS3 profitieren ja vielleicht auch einmal langweiligere Autos.

Audi RS3

Design/Fahrspaß

Seine 400 PS serviert der Audi RS3 in aller Unschuld: Nur der Kenner kann ihn von einer profanen A3 Limousine unterscheiden. Es gibt breitere Reifen, mattes Aluminium statt Chrom, eine schmale Abrißkante am Heckdeckel: Die ungeheure Aggressivität dieses Autos wird subtil präsentiert.

Auf der Straße, ob asphaltiert oder geschottert, fällt die Maske: Die 400 PS treiben den RS3 geradezu wütend voran – in exakt 4,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h und bis auf 280 km/h. Mit den optionalen 255er-Reifen an der Vorderachse lenkt der RS3 extrem präzise ein. Leider ist die optionale vordere Keramikbremse nicht mehr bestellbar.

Die Stabilitätskontrolle läßt sich abschalten oder in einen Sportmodus mit verschobenem Regelbereich versetzen, der auch professionelle Drifteinlagen toleriert. Toleranz, die wir zu schätzen wissen.

Komfort/Praktikabilität

Wer im “Comfort”-Fahrmodus bleibt und sich eines zurückhaltenden Gasfußes befleißigt, könnte auf den Gedanken kommen, es handele sich um eine ganz normale Kompaktlimousine, mit großzügigen Platzverhältnissen vorn und hinten und einem mehr als ausreichend dimensionierten Kofferraum.

Komfortabel ist auch das Getriebe: Die Siebengang-Doppelkupplungs-Automatik beherrscht zwar nicht nur den sanften Wechsel, sondern auch das blitzschnelle Hineinpeitschen der Übersetzungen perfekt. Wir würden trotzdem lieber manuell schalten.

Sicherheit/Umwelt

Passive Sicherheit und Abgasreinigung entsprechen dem gutem Klassenstandard, die aktive Sicherheit hebt ihn auf eine neue Ebene.

Preis/Leistung

Der Audi RS3 kostet 58 000 Euro. Einziger direkter Konkurrent ist der Mercedes-AMG CLA45 (387 PS, 60 095 Euro oder 421 PS, 65 688 Euro); wer den Kauf eines RS3 erwägt, der sollte sich auch einen BMW M2 (411 PS, 61 900 Euro) oder Porsche Cayman GTS (365 PS, 78 356 Euro) ansehen. Für einen Kompaktwagen ist der RS3 teuer, für einen unauffällig gekleideten Supersportler beinahe ein Sonderangebot.

Audi RS3

Fazit

Selten haben wir so viel Freude an einem Auto gehabt wie am RS3, der – wie einst ein Golf GTI – existierene Hierarchien in Frage stellt, nicht allerdings um sie lediglich abzuschaffen, sondern um sie durch neue – bessere – zu ersetzen. Und weil der Auftritt ohne übertriebene “Flics” und Flügel auskommt, kann man sogar unauffällig an jeder Klimaprozession vorbeirollen. Aus den ovalen Endrohren der RS-Abgasanlage erklingt dabei ein Grollen von drohender Schwärze.


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