Die Gran-Turismo-Variante des BMW 5er war stets ein eher spezielles Auto. Sie begann ihre Karriere als “raumfunktionales Konzept”, avancierte zum “Progressive Activity Sedan” und verlieh schließlich bei ihrem Debüt dem wohlbekannten Begriff “Gran Turismo” einen gänzlich neuen Inhalt. Obwohl sich das Modell von klassischen Markenwerten deutlich entfernte, erfüllte es die Erwartungen der Münchner – insbesondere in China. Mit dem Wechsel zur aktuellen 5er-Reihe stand damit auch beim GT ein Modellwechsel an.

Der Nachfolger, noch immer mit Neuigkeitswert, hört nunmehr auf die Bezeichnung 6er Gran Turismo. BMW hat das Konzept beibehalten: Es handelt sich um eine voluminöse Fließheck-Limousine, deren Erscheinung nicht etwa von perfekten Proportionen diktiert wird, sondern von der Suche nach maximalem Raumangebot. Doch es ist den Designern trotzdem gelungen, ein viel eleganteres Auto auf die Räder zu stellen: Im Vergleich zum 5er GT wirkt der 6er GT flacher, moderner und aggressiver. Doch es gibt nichts daran zu rütteln, daß man hier 509 cm Länge, 190 cm Breite und 154 cm Höhe zu kaschieren hatte.

Die beträchtliche Höhe sorgt zunächst einmal für bequemen Einstieg auf alle Plätze. Und die sind äußerst großzügig geschnitten: Hinten ist soviel Platz wie in einem 7er, es gibt reichlich Kopffreiheit, und der Kofferraum ist gewachsen: Er faßt jetzt zwischen 610 und 1800 Liter.

Der Gepäckraum profitiert dabei auch von Wegfall zweier überflüssiger Merkmale des Vorgängers. Beim 5er GT war die Heckklappe zweiteilig ausgeführt und ließ sich sowohl komplett als auch nur im unteren Bereich öffnen: Damit sollten empfindliche Fondpassagiere vor Zugluft geschützt werden. Und BMW hatte den Gepäckraum mit drei dämpferunterstützten Sichtblenden von der Fahrgastzelle abgeschirmt. Diese Details werden beim 6er GT nicht vermißt. Gut auch, daß der vertikale Steg, der beim 5er GT bei versenktem hinteren Seitenfenster stehenblieb, verschwunden ist. Weniger schön ist, daß sich das Fenster nunmehr kaum halb herunterfahren läßt.

Die Armaturentafel ist übersichtlich, aber eher konventionell gestaltet; neue BMW-Modelle wie der 8er oder der X5 wechseln bereits auf eine andere Formensprache. Jedenfalls ist die Eingewöhnungszeit für BMW-Fahrer minimal. Die Schalter liegen dort, wo man sie erwartet, die Assistenzsysteme lassen sich mit einem Knopfdruck aktivieren, jedoch leider nicht genauso unkompliziert abschalten. Verzichtbar finden wir die Gestensteuerung: Das Tippen und Wischen im freien Raum dient zwar bisweilen der Unterhaltung des Publikums, funktioniert jedoch nicht zuverlässig.

Sensationeller Diesel

Zeit, den Startknopf zu drücken, um den 320 PS starken Dreiliter-Reihen-Sechszylinder zum Leben zu erwecken. Dieser Biturbo-Motor ist ein Prachtstück: Er schiebt schon aus niedrigen Drehzahlen mit bis zu 680 Nm Drehmoment an, er treibt den Fünftürer in nur 5,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h, und er hätte auch über die Abregelschwelle von 250 km/h hinaus noch Reserven. Dabei ist auch dann, wenn man ihm volle Leistung abfordert, nicht mehr als ein dezentes Grollen zu hören.

Perfekt ist die Abstimmung des Motors mit der von ZF zugelieferten Achtstufen-Automatik, und der Allradantrieb sorgt für perfekte Traktion. Ausflüge ins Gelände verbieten sich allerdings angesichts der tiefliegenden, ausladenden Karosserie. Geradezu unglaublich ist der niedrige Verbrauch des Zwei-Tonnen-Fahrzeugs: Im Zyklus werden je nach Bereifung zwischen 5,9 und 6,1 Liter Diesel in die Brennräume injiziert, und selbst auf langen Etappen im obersten Geschwindigkeitsbereich überschritt unser Konsum praktisch nie die 9 Liter.

Zu diesen hohen Geschwindigkeiten lädt das Fahrwerk geradezu ein. Der 6er GT liegt satt auf der Straße, die Lenkung ist BMW-untypisch leichtgängig ausgelegt, was wir als angenehm empfanden (wobei der Lenkradkranz ungewöhnlich dick ausgefallen ist). Der Abrollkomfort liegt auf Oberklasse-Niveau, und die Geräuschdämmung ist hervorragend.

Und so gibt es wohl kaum ein besseres Auto, um Autobahnkilometer im Zeitraffer aufzusaugen als den BMW 640d Gran Turismo. Beinahe so komfortabel wie ein 7er, mit viel höherem Nutzwert und einem so sparsamen wie leistungsstarken Antrieb präsentiert er sich als Alternative zur Oberklasse ebenso wie zu den optisch oft zu dick auftragenden SUV-Modellen.

In Anbetracht dieser Qualitäten geht der Preis von 74 400 Euro völlig Ordnung. Wer es nicht ganz so eilig hat, für den gibt es mit weniger Leistung, aber gleichem Komfort den 630d GT ab 67 700 Euro. Der 190 PS starke Vierzylinder 620 d GT kostet sogar nur 61 200 Euro – und kann mit unter 5 Litern pro 100 Kilometer gefahren werden. Die im Realbetrieb relativ trinkfesten Benziner sind hingegen eher etwas für Amerika.


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QuelleBMW
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