Der Trigger funktioniert, Empörung brandet auf: “BMW erntet Kritik für monströses SUV”, meldet Spiegel Online auf der Startseite, der Münchner Merkur berichtet über “entsetzte Fans”. Der Komiker Micky Beisenherz nennt das Auto “öbszön und vulgär”, ein “erfolgreicher Journalist, Autor und Berater” (Eigendarstellung) läßt sich gar über “das Koks” in München aus. Einmal mehr dient “das Netz” als Kronzeuge für mediale Befindlichkeiten. Zielscheibe: Der kommende BMW XM, der in Miami gerade als Studie präsentiert wurde.

Dass der sorgsam kuratierte Ausschnitt der Meinungen das Urteil der echten BMW-Fans zutreffend widerspiegelt, darf bezweifelt werden. Während Journalisten ihre Erbitterung präsentieren, hat der XM alleine auf den zwei Instagram-Konten von BMW und M GmbH binnen zwei Tagen über eine Million “Likes” eingesammelt – Tendenz stark steigend. Der Faszination eines 750 PS starken, futuristisch gezeichneten SUV kann man sich eben nur schwer entziehen – insbesondere wenn man keine ideologischen Vorbehalte gegenüber Insignien sozialer Distinktion pflegt.

Nicht wenige der Fans dürften sich von der Dauerkritik an leistungsstarken SUV-Modellen genauso belästigt fühlen wie der BMW-Vorstand. Der hat nämlich den Startschuß für den XM sehr bewußt gegeben – und zwar zu einem Zeitpunkt, als die Weißwurst-Metropole wieder einmal mit Anti-SUV-Aufklebern zugepflastert wurde. Die Maßgabe von oben: Ein provokantes Design, ein souveränes Statement. Weil der erste Entwurf zu brav ausgefallen war, mußten die Designer noch einmal nachlegen.

Die mediale Erregung lässt die Adressaten am Petuelring übrigens keineswegs kalt: Insidern zufolge sind die Reaktionen von Genugtuung und Belustigung geprägt. Und von der Erkenntnis, dass sich die eigenen Mitarbeiter mit Projekten wie dem XM besser motivieren lassen als mit einer Streich-Orgie à la Wolfsburg, wo ein sportliches Modell nach dem anderen gekippt wird.

Bis zum Serienstart Ende 2022 sollen die Medien kontinuierlich mit weiteren Informations-Häppchen über das Hyper-SUV gefüttert werden; für gute Unterhaltung ist also gesorgt. Die Kunden können sich derweil schon einmal in die Wartelisten eintragen.


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