Es kommt mit etwas Verspätung: Das futuristisch gezeichnete Elektroauto bZ4X von Toyota. Der japanische Konzern, mit Abstand größter Autohersteller der Welt, läßt sich Zeit mit der E-Mobilität, die man keineswegs für ein globales Allheilmittel hält. Und das, obwohl Toyota ein Vorreiter der Elektrifizierung ist: Schon in den 90er-Jahren setzte man mit dem damals vielbelächelten Prius auf Batterie und E-Motor. Vom Hybrid waren und sind die Japaner überzeugt; das von Politikern präferierte „reine“ E-Auto sieht man differenzierter. Aber jetzt kommt ein neuer SUV – und der Schuß soll sitzen.

Auftritt Toyota bZ4X.

André Schmidt, Präsident von Toyota Deutschland, erklärt: Die zeitlich limitierte Förderung von Elektroautos habe ein erhebliches Vorziehen der Nachfrage bewirkt, der Markt werde nun eine Seitwärtsbewegung vollziehen. Und Toyota will mit den momentan zur Verfügung stehenden Rohmaterialien möglichst viel erreichen und diese möglichst effizient einzusetzen. Denn bis eine Batteriefabrik läuft, dauert es mindestens 3 Jahre, bei einer Lithium-Mine kann es bis zu 7 Jahre dauern.

Kühl gezeichnete Form.

Und deshalb ergibt es Sinn, die aktuell zur Verfügung stehenden Ressourcen für mehrere Hybrid-Batterien zu verwenden anstatt für einen einzigen BEV-Akku. Die Reichweiten der Plug-In-Hybride bei Toyota erreichen mit dem neuen Prius 100 Kilometer, und ein hybridisierter RAV4 verbraucht schon jetzt im Zyklus kaum mehr als ein entsprechender Kleinwagen vom Typ Yaris Hybrid. Das trägt potentiell mehr dazu bei, fossile Kraftstoffe zu substituieren.

Die Front differenziert den Toyota bZ4X vom Subaru Solterra.

Aber Toyota, darum geht es hier, kann auch BEV. Und den teste ich heute bei winterlichen Verhältnissen im österreichischen Zillertal. Kein Reichweitentest, sondern ein Abprüfen der Fahreigenschaften. Der in Deutschland ab 47.490 Euro teure bZ4X wurde gemeinsam mit Subaru entwickelt, das Schwestermodell heißt dort Solterra und unterscheidet sich nur in Details – und in der Frontschürze, die beim Toyota moderner wirkt. Rund 80 Prozent der Entwicklung leistete Toyota, aber Subaru konnte seine sprichwörtliche Allradkompetenz einbringen. Die Allradversion kostet ab 57.390 Euro.

Futurismus pur: Das Cockpit.

Ich nehme Platz, die Instrumente im sehr modern gezeichneten Interieur sind zwar nicht optimal ablesbar, aber das könnte sich ändern, wenn es im bZ4X das „Steuerhorn“ gibt, das in der Studie bZ und im Schwestermodell Lexus RZ bereits gezeigt wurde. Hoffentlich kommt es auch im bZ4X. Die Materialanmutung könnte hochwertiger sein, aber dafür gibt es ja den Lexus…

Das “Steuerhorn” in der Studie.

Nach Wochen milden Wetter hat es zwei Tage vor den Testfahrten kräftig geschneit: Ideale Bedingungen, um auf dick verschneiten Forstwegen die Fähigkeiten des vollelektrischen bZ4X mit seinen zwei E-Motoren, jeweils einem pro Achse, auszuprobieren. Die Lenkung ist etwas gefühllos, aber das wünschen die Kunden laut Toyota so. Und es passt zur insgesamt sehr komfortablen Auslegung des Fahrwerks.

Ein Blick in die Zukunft.

Im Schnee ist der Vortrieb überlegen. Tatsächlich kann dieses Elektroauto gegenüber einem Verbrenner gewisse Vorzüge ausspielen, weil es über die Elektronik blitzschnell die Kraft verteilen kann. Es gibt zwei „X-Modi“ zum Offroad-Fahren: Für Schnee und Schotter sowie für Tiefschnee und Matsch. Die Regelung erfolgt fast unmerklich, nur in einer sehr steilen Kehre war sie deutlich hörbar, der Vortrieb blieb auch hier konstant. Der bZ4X bleibt auch bei Glätte extrem sicher, wobei man nicht vergessen darf, daß die erkleckliche Masse von über 2 Tonnen auch gebremst werden will.

Jetzt kann quer gefahren werden.

Der Fahrspaß kommt nicht zu kurz: In den Standard-Modi wird rigoros heruntergebremst, aber im Tiefschnee-/Matsch-Modus kann man diesen SUV auch mal driften lassen. Und auf Asphalt? Mit 160 kW/218 PS sprintet der Allradler in 6,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h, die Spitze liegt allerdings bei eher bescheidenen 160 km/h. Ich finde: Der Stil paßt, aber es gibt noch Raum für ein sportliches GR-Derivat.


NEWSLETTER ABONNIEREN

Unser Newsletter liefert täglich die neuesten Artikel und die spannendsten Geschichten direkt in Ihr E-Mail-Postfach. Geben Sie uns einfach Ihre E-Mail-Adresse und los geht Ihr kostenloses Newsletter-Abonnement.

Kommentieren Sie den Artikel

Please enter your comment!
Please enter your name here