Fahrverbote und kein Ende: Ausgerechnet aus dem Allgemeinen Schnauferl-Club (ASC), dem wohl prestigeträchtigsten der Oldtimer-Interessenverbände, ertönt nun der Vorschlag, das Privileg historischer Fahrzeuge, in Umweltzonen einzufahren, für die Baujahre 1990 bis 1999 vorerst zu streichen. Während die “Deutsche Umwelthilfe” begeistert applaudiert, stößt der Vorstoß von Oldtimerhändler Rudolf Körper im Schnauferl-Club auf Widerstand. Wir sprechen mit unserem Klassik-Experten Matthias Knödler, selbst ASC-Mitglied.
 
GTspirit: Aus dem ASC ist der Vorschlag ergangen, die Privilegien des H-Kennzeichens für Youngtimer auszusetzen. Müssen sich die Besitzer Sorgen machen?
 
Knödler: Alle Autofahrer müssen sich aktuell Sorgen machen, aber nicht wegen des Schnauferl-Clubs. Es handelt sich dabei um die Einzelmeinung des Präsidenten einer Landesgruppe unter 15 anderen. Der Clubpräsident Uwe Brodbeck hat sich umgehend distanziert und ich kann auch persönlich unterstreichen, daß es sich dabei nicht um die Meinung des ASC handelt. Vielmehr ist jeder Youngtimer willkommen im Club. Ich halte die Aussagen eigentlich für vereinsschädigend.
 
GTspirit: Bei manchen Youngtimern ist die Distanz zum bloßen Gebrauchtwagen nicht groß.
 
Knödler: Das täuscht. Unsere Wahrnehmung ist eine andere als die des Nachwuchses in der Klassiker-Szene. Ich habe Mitarbeiter, die gerade erst ihren Führerschein haben und für die etwa ein Mercedes-Benz SL der Baureihe 129 ein uraltes Auto ist. Wir müssen den Blickwinkel der jungen Enthusiasten berücksichtigen. Politiker haben übrigens oft ein verzerrtes Bild, da sie in ihrem Umfeld auf verhältnismäßig viele H-Kennzeichen stoßen, beispielsweise an Modellen wie dem Mercedes-Benz W123. In angesagten Gegenden Berlins ist Oldtimerfahren derzeit sehr en vogue. Dies ist einerseits zu begrüßen, spiegelt andererseits aber nicht die Realität wider.
 
GTspirit: Beobachten Sie im Rahmen der allgemeinen Diskussionen eine gewisse Kaufzurückhaltung?

Knödler: In der Gesamtbetrachtung hält die Flucht in Sachwerte wie klassische Automobile weiter an. Preislich bewegt sich der Markt derzeit seitwärts, bei Modellen wie dem Porsche 911 sehen wir sogar eine Korrektur nach unten hin zu realistischeren Preisen. Der Markt ist insgesamt sehr wählerisch, hohe Qualität ist wichtiger denn je. Speziell in Deutschland leidet jedoch der Youngtimer-Markt erheblich durch die Diskussionen um Fahrverbote. Länder wie Holland, wo es diese Hysterie nicht gibt, laufen unverändert gut.
 
GTspirit: Was ist eigentlich ein guter Youngtimer, um in die Szene einzusteigen?
 
Knödler: Ein qualitativ richtig gutes Auto ist der Audi TT, der gerade die 20-Jahres-Marke überschritten hat und an dem sich auch einige Neuwagen eine Scheibe abschneiden könnten. Originale und gepflegte Exemplare dieser Baureihe sind bereits gesucht. Wenn es etwas älteres sein darf, dann empfehlen sich zum Beispiel die Volkswagen- und Audi-Modelle der 70er-Jahre, wenn sie nicht dem Rost zum Opfer gefallen sind. Und ich kenne mehrere junge Enthusiasten, die sehr viel Freude an einem Porsche 924 haben. Die Transaxle-Modelle 924 und 944 werden mit Sicherheit noch mehr Anerkennung erfahren.
 
GTspirit: Was tut sich eigentlich noch bei den Vorkriegsautos?
 
Knödler: Hier muß man leider konstatieren, daß die Szene langsam wegbricht. Und da ist es schön, daß es den ASC gibt, der sich um diese “Messing-Autos” noch kümmert – was sonst inzwischen fast keiner mehr macht.


Klassiker-Experte Matthias Knödler ist Oldtimerhändler (Sporting Cars), Journalist und Fotograf.


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