Automessen sind noch lange nicht am Ende – und die Reise nach Genf hat sich auch heuer wieder gelohnt. Ja, es fehlten einige große Aussteller wie Opel, Ford oder Hyundai. Aber zumindest Opel und Hyundai dürften nächstes Jahr wieder mit eigenen Ständen dabeisein; Management und Chefdesigner waren ohnehin vor Ort.

Die Messe war voller Überraschungen und positiver Nachrichten, und traditionell spielten die kleinen Karossiers eine besondere Rolle. Hier sind unsere fünf Favoriten in Genf – und fünf Autos, die uns diese Woche etwas weniger beeindruckt haben.

Top: Peugeot 208

Peugeot 208

Peugeot hat seinen Kleinwagen völlig neuentwickelt und mit einer sehr ansprechenden Form versehen, die in der C-Säule den klassischen 205 zitiert. Front und Heck weisen Elemente des größeren Peugeot 508 auf, aber aus manchen Perspektiven könnte der neue 208 auch als kleiner Audi durchgehen. Doch seinen direkten Konkurrenten, den Audi A1, schlägt er in vielen Punkten: Es gibt nicht nur Ottomotoren, sondern auch eine vollelektrische Variante und einen Turbodiesel, der die beste Verbindung zwischen Effizienz und Fahrspaß darstellt. Das Interieur glänzt mit hochwertigen Designelementen und einem äußerst futuristischen Cockpit in 3D-Optik.

Flop: Tesla Model 3

Tesla Model 3

Beim US-Hersteller Tesla wird auf ganzer Linie gespart, an einen eigenen Messeauftritt in Genf ist nicht zu denken. Trotzdem gibt es die kompakte Elektro-Limousine zu besichtigen, nämlich bei Elektro-Dienstleistern, die sich mit dem vermeintlich guten Image der Fließheck-Limousine schmücken wollen. Gesprächsthema waren nicht zuletzt das radikale Schließen der Tesla-Vertriebspunkte sowie der Preissturz der größeren Model S und Model X. Beim Model 3 könnte sich die anfangs sehr hohe Nachfrage als Strohfeuer entpuppen.

Top: Polestar

Polestar 2

Die Volvo-Tochtermarke zeigt die Elektro-Limousine Polestar 2, einen klar gezeichneten Viertürer mit 300 kW/408 PS starkem Elektroantrieb. Das Ausstellungsfahrzeug besticht durch elegante Elemente, unter anderem Außenspiegel mit bündig abschließendem Glas. Doch das schönste: Ein Mitarbeiter verriet uns, dass der Polestar 2 mindestens 200 km/h schnell laufen soll. Weniger sollte es in diesem Segment auch nicht sein. Das zweitürige Schwestermodell Polestar 1 dürfte sogar 250 km/h schnell sein.

Flop: Volvo

Volvo V 60

Während Polestar mit dem Modell 2 entzückte, schob sich Volvo mit der beifallheischenden Ankündigung in den Vordergrund, ab 2021 die Höchstgeschwindigkeit aller Modelle auf betuliche 180 km/h begrenzen zu wollen. Dabei geht es nicht etwa um das Kaschieren der fragwürdigen Hochgeschwindigkeitseigenschaften der aktuellen Modellpalette. Vielmehr will sich Volvo-Chef Hakan Samuelsson mit der Aureole eines sicherheitsbewussten Unternehmenslenkers schmücken. Dazu wird eine absurde Zielvorgabe aufgestellt: Die Zahl der Unfalltoten soll auf null reduziert werden – ein Ziel, das nur dann zu erreichen wird, wenn die Mobilität selbst auf null heruntergefahren wird.

Top: Audi Q4 e-tron Concept

Audi Q4 e-tron quattro

Auf Basis der neuen MEB-Architektur zeigt Audi-Chefdesigner Marc Lichte sein Können: Der kompakte Crossover-SUV wirkt muskulös und modern, ohne die die bisherige Designlinie vollständig zu verlassen. Die schwebende C-Säule hat man allerdings auch anderswo schon gesehen. Dafür wird das Interieur sehr futuristisch. Übrigens hat Audi auf die kamerabasierten Rückspiegel des größeren e-tron verzichtet. Gut so.

Flop: Skoda Vision iV

Skoda Vision IV

Skodas Versuch auf der gleichen Plattform wie der Audi Q4 e-tron enttäuscht beinahe auf ganzer Linie. Die elektrische Limousine wirkt hochbordig und etwas plump, die Beleuchtungselemente sind mit grobem Strich gezeichnet, der Kühlergrill ist hoffentlich kein Hinweis auf kommende Serienmodelle. Diesem Elektroauto sieht man die schwergewichtigen Akkus förmlich an.

Top: Alfa Romeo Tonale

Alfa Romeo Tonale

Mit einem muskulösen Körper und ungemein feingliedrigen Linien zeigt der Alfa Romeo Tonale, wie schön ein Crossover-SUV aussehen kann, wenn Könner am Werk sind. Benannt nach einem eindrucksvollen Alpenpaß weckt der Tonale den Wunsch, daß er möglichst rasch in Serie gehen möge. Dabei darf es Alfa Romeo unter der Haube gerne bei einem leistungsstarken Verbrenner belassen, wir verstehen aber, dass die Italiener mit einem Plug-In-Hybridantrieb dem aktuellen Elektro-Hype eine maßvolle Reverenz erweisen müssen. Zumindest auf dieser Messe.

Flop: Piëch Mark Zero

Dieser Elektrosportwagen trägt einen ganz großen Namen: Piëch Mark Zero heißt der Zweisitzer, der trotz traumhafter Packagevorgaben eine unbefriedigend proportionierte Form trägt, die jegliche Finesse im Detail vermissen läßt. Daß die Akkus in nur 4 Minuten und 40 Sekunden auf 80 Prozent aufgeladen seien, soll man den Visionären erst einmal glauben; Details gibt es nicht – bis auf die Ansage, es handele sich um einen “neuen Zelltyp”. Industrie-Titan Ferdinand Piëch, dessen Sohn Anton hinter dem Mark Zero steckt, ließ sich in Genf nicht blicken.


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