Was die Panorama-Moderatorin Anja Reschke mit maliziösem Lächeln zur IAA öffentlich-rechtlich verkündet, ist aus der dieser Tage grassierenden linkgsgrün-ideologischen Sichtweise und an Dramatik nicht zu überbieten. Die IAA 2019, so die Journalistin, sei „das letzte Aufbäumen dieser sterbenden Branche“. Und weiter: „Die Zeit der Privatautos in Städten ist vorbei.“

Eine fatale Entwicklung des öffentlichen Diskurses: Aus den Autokritikern der Neunziger wurden Autogegner, die sich jetzt als militante Autohasser gebärden. Der Autohaß ist dermaßen kulminiert, dass es einem angst und bange werden kann. Keine Talkshow ohne überwiegend autokritische Teilnehmer, die nicht das Fazit ziehen würden, daß die individuelle Mobilität mit dem AutoMOBIL zum Ende gekommen, mindestens aber ein Grund sei, ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. “Autoscham” ist angesagt.

Ein Höhepunkt autofeindlicher Argumentation jenseits der Fakten: die letzte Hart-aber-Fair-Talkshow, in der eine junge Aktivistin darauf beharrte, daß sogar Elektroautos sinnlos seien, weil auch sie den Stau beförderten. Abgesehen davon, daß sie mit ihrem ständigen Dazwischenreden ihre fragwürdige Kinderstube zur Schau stellte, waren ihre floskelhaften Einlassungen substanziell völlig sinnfrei. Eine Zumutung für den Bundeswirtschaftsminister Altmaier, sich von einer vorlauten, aber ahnungslosen Göre vorführen zu lassen. Die Versuche des Moderators Frank Plasberg, die Emotionen in konstruktive Bahnen zu lenken, scheiterten.

Ist die Mehrheit der Bürger gegen das Auto?

Wenn ich alle Sendungen der letzten Wochen zusammenrühre, habe ich das Gefühl, die Mehrheit der Deutschen habe mit dem Auto abgeschlossen – bei 47 Millionen zugelassenen Fahrzeugen in Deutschland eigentlich unwahrscheinlich. Aber selbst normalerweise autofreundliche, ja autobegeisterte Medien reihen sich in den heuchlerischen Chor ein, der das Lied von der Klimakatastrophe intoniert und fordert, „daß nun endlich etwas geschehen” müsse.

Autozeitschriften, die sich euphorisch über PS-Giganten begeisterten, mahnen auf einmal „Vernunft“ an, „weil wir das dem Klima schuldig sind“. Im Ernst: Ich habe noch nie soviel geheuchelten Bullshit von den Autogegnern gehört und gelesen wie in diesen Tagen. Und das Schlimmste daran ist, daß sich selbst die Automanager einer Art Appeasement-Politik hingeben, die als Anbiederung wahrgenommen werden darf. Es ist ein Irrtum, wenn jemand meint, die Autohasser würden sich besänftigen lassen. Sie wollen in der Konsequenz, daß alle Autos von der Straße verschwinden, egal ob elektrisch oder per Verbrenner angetrieben.

Die Kritik geht ins Leere

Keine Frage: Dieses Horrorszenario wird nicht eintreten; die momentane Aufgeregtheit und Kritik wird nicht dazu führen, die individuelle Mobilität massiv einzuschränken. Dies wäre nur in einer Diktatur möglich. Daß die aufgeheizte Stimmung für die IAA Folgen haben wird, ist nicht auszuschließen. Der Rücktritt des VDA-Präsidenten Bernhard Mattes ist sicher ein erstes Signal für ein Ende der IAA.

Man muß für Mattes Verständnis haben. Wer will sich schon zum Watschenmann der Branche machen lassen, alleingelassen von der Politik? Da bleibnt es “wenig hilfreich”, wenn die Kanzlerin mal kurz auf der IAA vorbeischaut.

Daß sich VW-Chef Herbert Diess in der Talkshow “Maybrit Illner” in bester Absicht, die VW-Elektromobilität zu fördern, der Diskussion mit einer Radikal-Aktivistin stellt, die die Autoindustrie als „hochkriminell“ verunglimpft, ist bemerkenswert. Seine Argumente prallten an der geifernden „Tina Velo“ ab wie Regentropfen am Neuwagenlack. Die Dame hält Autos gleich welchen Antriebs für „völlig überflüssig“. Es sei egal, ob man mit einem Diesel oder mit einem Elektromotor im Stau stehe. Die Antwort auf derart absurde Thesen bleibt aus; die Politik duckt sich mit dünnen Floskeln hinweg.

Und sie geniert sich, mit Nachdruck darauf hinzuweisen, wie wichtig die Automobilindustrie für Deutschland ist. Da wird lieber beschwichtigt, es werden weichgespülte Argumente in einer Art Endlosschleife vorgetragen und es wird darauf verwiesen, daß die Klimaziele sakrosankt seien und ganz sicher eingehalten würden.

Tatsächlich ist Unterstützung für Autofahrer nur bei jener Partei zu erblicken, die als nicht gesellschaftsfähig bezeichnet wird: der AfD. Auch die FDP erinnert sich zuweilen an ihre marktwirtschaftliche Vergangenheit und begehrt leise gegen den autofeindlichen Trend auf. Betrachtet man die veröffentlichte Meinung in Gänze, so gehen diese Stimmen allerdings unter; das Stimmungsbild wird wie gewünscht dargestellt.

Aber ist es nicht seltsam, daß die Mehrheit weiterhin Auto fährt und SUV wie Pkw in großen Mengen kauft? Die Kampagnen gehen ins Leere: Letztlich werden sich nur wenige Bürger dazu bringen lassen, auf ihr Auto zu verzichten.


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