Motoren-Professor Friedrich Indra (Wien) kritisiert den Schwenk von Porsche zur Elektromobilität. Die Zuffenhausener sollten den Ausstieg aus dem Diesel lieber dazu nutzen, den Benziner zu verbessern. Wir haben mit Indra gesprochen.

GTspirit: Professor Indra, Porsche-Chef Oliver Blume hat angekündigt, den Dieselmotor einzustellen und sich auf die Entwicklung von Hybriden und Elektroautos zu konzentrieren. Was ist davon zu halten?

Indra: Ich möchte meiner Antwort vorausschicken, dass der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking aus heutiger Sicht ein Mann mit Visionen war. Er hat den Dieselmotor stets gehasst und mich damals gebeten, ihm Argumente zu liefern, um den vom Aufsichtsrat gewollten Diesel zu verhindern.

GTspirit: Da gibt es Argumente?

Indra: Die gibt es durchaus, damals wie heute. Abgesehen davon, dass es dem Image der Marke abträglich ist, Fremdmotoren wie einen Diesel von Audi zu verbauen, gibt es erhebliche Vorteile, wenn man sich entscheidet, in eine Baureihe nur einen Motortyp einzubauen. Man erspart sich viel Aufwand bei der Abstimmung, zudem ist der Benziner leichter und natürlich auch billiger. Zudem steckt in ihm noch viel Potential.

Porsche 911

GTspirit: Blume hat also recht, wenn er auf den Diesel verzichtet?

Indra: Er hätte recht gehabt, wenn er es richtig angepackt und gesagt hätte: Ich nehme das Geld, das ich mit dem Verzicht auf den Diesel einspare und stecke alles in das Ziel, den spezifisch besten Ottomotor zu entwickeln. Die Herausforderung wäre es, ihn im Verbrauch und CO2-Ausstoß ganz nahe an den Diesel heranzubringen und im Teillastbereich sogar zu überflügeln. Der Benziner kann den Diesel nämlich durchaus einholen. Und so hätte man die Entscheidung, keinen Diesel mehr anzubieten, in eine positive Botschaft verwandeln können.

GTspirit: Blume setzt jedoch auf die E-Mobiltät in Form von Plug-In-Hybriden und Elektroautos.

Indra: Ich halte das für eine krasse Fehlentscheidung. Die 48-Volt-Hybridisierung ist sinnvoll, aber schon Vollhybride sind nicht notwendig und der Plug-In-Hybrid ist die zweitgrößte grüne Lüge nach dem Elektroauto, weil der Strom bei der Bewertung von Verbrauch und Emissionen nicht mitgerechnet wird. Die Normverbräuche sind damit absoluter Schwindel. Die schweren und teuren Batterien sind überflüssig.

GTspirit: Auch wenn der Strom aus erneuerbaren Energien kommt?

Indra: Dazu ist eigentlich nur zu sagen, dass wir heute einen gewissen Anteil an erneuerbaren Energien haben und dieser Anteil ununterbrochen verbraucht wird. Jeder weitere Verbraucher wie zum Beispiel ein Elektroauto kann nur mit kalorischen Kraftwerken versorgt werden. Billig ist der Strom auch nicht. Glauben die Leute, dass die Energiekonzerne Europa umsonst mit Ladestationen überziehen?

BMW i3

GTspirit: Aber passt der Elektroantrieb nicht gut zu Porsche? Blume berichtet, dass Motorsportler mit einem “breiten Grinsen” aus den Elektroautos aussteigen.

Indra: Vielleicht nach zwei Beschleunigungsvorgängen. Wenn sie einmal versuchten, ein paar Runden auf einer Rennstrecke zu absolvieren, würden sie in Tränen ausbrechen. Blumes eigene Aussage vom Wiener Motorensymposium lässt befürchten, dass sein kommender Elektro-Sportwagen nicht einmal annähernd eine Runde auf dem Nürburgring schaffen wird, bevor er ins Notprogramm umschaltet. Denn wenn Elektroautos überhitzen, wird es gefährlich. Deshalb brennen sie ja auch immer wieder ab, teils auch beim Schnelladen. Dabei ist dieser Begriff zu relativieren, denn auch hier sind die Ladezeiten so lang, dass kaum ein Sportwagenkunde die Warterei in Kauf nehmen wird.

GTspirit: Bleibt der Autoindustrie denn eine andere Wahl als die E-Mobilität? Sie setzt die Vorgaben der Politik um.

Indra: Seit dem Dieselskandal ist das Thema völlig verfahren. Die Regierung weigert sich, der Industrie zuzuhören und deshalb haben die Autohersteller entschieden, dass nur noch eine Vorwärtsstrategie hilft. Jetzt werden Milliarden in die Elektromobilität gesteckt, obwohl der Markt vermutlich schon gesättigt ist. Das Geld ist verloren, und 2020 wird es das große Erwachen geben. Denn bis dahin sollen ja in Deutschland angeblich 1 Millionen Elektroautos auf der Straße sein.

GTspirit: Sie glauben, dass die Hersteller auf den Autos sitzenbleiben?

Indra: Dieser Karren wird an die Wand fahren und dann wird sich die Erkenntnis durchsetzen, dass die E-Mobilität kein einziges Problem löst. Bis dahin ist es beschämend, dass unsere Top-Manager wider besseres Wissen nachbeten, was Politiker und Medien an fadenscheinigen Behauptungen aufstellen.


NEWSLETTER ABONNIEREN

Unser Newsletter liefert täglich die neuesten Artikel und die spannendsten Geschichten direkt in Ihr E-Mail-Postfach. Geben Sie uns einfach Ihre E-Mail-Adresse und los geht Ihr kostenloses Newsletter-Abonnement.

Kommentieren Sie den Artikel

Please enter your comment!
Please enter your name here