Als die erste Generation des Audi A7 präsentiert wurde, war er eine Ausnahmeerscheinung auf dem Markt der viertürigen Premium-Limousinen. Eigentlich gab es nur einen Konkurrenten: Den Mercedes-Benz CLS. Wie jener ein hübscheres Derivat der E-Klasse war, so handelte es sich beim A7 um einen umkarossierten Audi A6. Die Form des A7 erinnerte manchen Betrachter an die italienischen Sportwagen der 70er-Jahre.
Jetzt hat Audi die zweite Modellgeneration vorgestellt – und es ist der Mannschaft um Marc Lichte gelungen, wieder eine sehr elegante und sportliche Limousine auf die Räder zu stellen. Dabei setzt das neue Modell eigene Akzente: Die Frontpartie ist weniger komplex gestaltet, die Flanken betonen mit muskulösen Kotflügelverbreiterungen den Allradantrieb, und das Heck übersetzt den Stil des Vorgängers in eine straffere Formensprache. Großes Kino beim Auf- und Zusperren: Dann liefern die Rücklichter ein eindrucksvolles Lichtspiel.
Genauso überzeugend präsentiert sich das Interieur, das sich – im Gegensatz zum Vorgängermodell – vom nächsten A6 nicht mehr unterscheiden wird. Die zwei berührungsempfindlichen Bildschirme des MMI-Plus-Systems sind gut ablesbar und sehr funktionell. Für ein einheitliches Bildes gibt es optional auch einen entsprechenden Bildschirm links der Lenksäule, der die Lichtschalter ersetzt. Er fühlt sich bei Berührung wie ein Druckknopf an, akustisch unterstützt von einem leisen Klacken. Chinesische Kollegen haben das übrigens gleich abgeschaltet, da sie eine Smartphone-Haptik bevorzugen.
Das perfekt verarbeitete Armaturenbrett ist insgesamt sehr aufgeräumt; die plastische Kante im Holz oberhalb der Bildschirme unterstreicht durch ihre Dreidimensionalität die Wertigkeit. Die Aluminium-Variante wirkt demgegenüber fast zu kühl. Übrigens sind die Armaturen so gut ablesbar,
dass das endlich nahtlos integrierte Head-Up-Display eigentlich überflüssig ist. Und überflüssig sind auch die 30 Farben, in denen man das Interieur beleuchten kann.
Sitzkomfort und Seitenhalt sind so gut, dass man das eindrucksvolle Potential des dezent sportlich abgestimmten Fahrwerks gerne ausnutzt. Das Fahrverhalten ist auch dank Allradantrieb völlig neutral, die Bremse spricht perfekt an. Die Lenkung fanden wir im Dynamik-Modus am präzisesten.
Der Ottomotor ist ideal
Audi bietet den A7 zunächst mit einem 340 PS starken 3,0-Liter-V6-Ottomotor an, ein 286 PS starker 3,0-Liter-V6-Diesel wird nachgereicht. Der Ottomotor, der auf die merkwürdige Modellbezeichnung 55 TFSI hört, ist mit einer besonders harmonischen 7-Gang-Doppelkupplungsautomatik ausgerüstet, während der Diesel mit einem achtstufigen Wandlerautomaten aufwartet. Beide Motoren kommen mit 48-Volt-Bordnetz und einem riemengetriebenen Starter-Generator.
Bei aller Sympathie für den sparsamen und umweltfreundlichen Diesel: Der TFSI passt besser zum neuen A7. Die 54 Mehr-PS tun dem 1,8-Tonnen-Auto gut, und der Motor ist deutlich leiser. Audi rechnet damit, dass die Verkaufszahlen sich hälftig auf Diesel und Benziner aufteilen; beim Vorgänger wurden noch 70 Prozent Diesel verkauft, auf dem deutschen Markt wurden die Ottomotoren zuletzt sogar komplett gestrichen.
Der leise Benziner tritt beim komfortablen Gleiten völlig in den Hintergrund, obwohl auch die Windgeräusche durch aerodynamische Feinarbeit auf ein absolutes Minimum abgesenkt wurden. Wer es nicht eilig hat, kann die optionalen Massagesitze genießen. Die leisten ganze Arbeit: Die Stufe 3 geht mit großem Nachdruck ans Werk. heftig
Audi hat also alles richtig gemacht beim neuen A7. Und das ist auch geboten, denn die Konkurrenz schläft nicht: Neben dem neuen Mercedes-Benz CLS und dem ungewöhnlich sportlichen Kia Stinger kommen in Zukunft noch drei weitere Konkurrenten hinzu: Am oberen Ende lanciert Mercedes-AMG einen viertürigen GT, während BMW ein 8er Gran Coupé auf den Markt bringt. Und von unten drängt VW mit einer turboaufgeladenen VR6-Variante des Arteon nach. Das Segment wird kompetitiver, eine Ausnahmeerscheinung bleibt der A7 jedoch auch in Zukunft.
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