Mittelmäßige Autos hat Borgward nie gebaut, doch die Marke ist in Europa beinahe vergessen – obwohl man es in den 50er-Jahren durchaus mit Mercedes-Benz und BMW aufnehmen konnte. Jetzt startet Borgward in China; Grund genug, das erste Modell – den Borgward BX7 – genauer unter die Lupe zu nehmen. Einst war die Marke innovativ; gelingt es auch heute, dem Mittelmaß zu entkommen?

Der mittelgroße SUV steht für 169 800 RMB in der Preisliste – das sind knapp 23 000 Euro, oder ungefähr so viel wie die Konkurrenz aus Korea. Doch schon der erste Eindruck ist überlegen. Das Auto strahlt Qualität aus, es ist mit einem eindrucksvollen 12,3-Zoll-Bldschrim ausgerüstet, die Stereoanlage klingt hervorragend, und das B-Link-Telematik-System entspricht oberstem Klassenstandard. Borgward, soviel ist klar, will sich an der deutschen Premium-Konkurrenz messen, und konkurriert mit deutlichen teureren Modellen. Kein Wunder, dass schon 40 000 Bestellungen eingesammelt wurden.

Mit einer Länge von mehr als 470 cm und einem Radstand von über 270 cm ist der Borgward BX7 etwas größer als der VW Tiguan und vergleichbare Modelle. Das Platzangebot ist dementsprechend großzügig – sowohl vorn als auch im Fond. Und der Kofferraum lässt sich bis auf 1377 Liter erweitern.

Die Frontpartie des BX7 wird von jenem Rhombus geziert, der bereits vor 60 Jahren der Borgward Isabella ihr charakteristiches Gesicht verlieh. Durchaus originell sind die Scheinwerfer, die an den großen Kühlergrill angesetzt sind. Die Schulterlinie wirkt sehr dynamisch, und gerade das Heck unterstreicht den sportlichen Auftritt dieses Borgward.

Das Interieur kann sich mit der deutschen Konkurrenz messen: Die Türen sind schwer und dick gepolstert, die schwarz-orangene Farbgebung und die diamantenförmigen Nähte wirken hochwertig. Und der Zentralbildschirm mit eine Diagonalen von 12,3 Zoll vereint ungewöhnlich viele Funktionen in sich.

Der erste Borgward der Neuzeit

Besonders eindrucksvoll ist das B-Link-System, mit dem Klimaanlage, Stereoanlage, Navigation, Spracherkennung, Car-Play, die 360-Grad-Panoramakamera und das Nachsichtsystem integriert werden. Die Funktionen sind perfekt integriert, mit schneller Software und unmittelbarer Reaktion, egal ob die Eingabe via Drehknopf oder Touch-Screen erfolgt. Auch die Details sind überzeugend, etwa die über zwei Drehknöpfe betätigte Klimaautomatik oder der Startknopf und der Wählhebel, die in metallischer Struktur ausgeführt sind.

Eindrucksvoller Antrieb

Am Steuer erinnert der Borgward BX7 an andere deutsche Premium-Modelle: Der 2,0-Liter-Turbomotor leistet 165 kW/225 PS und produziert ein maximales Drehmoment von 300 Nm; damit tritt er kräftig an und bereitet viel Fahrspaß. Die Gasannahme ist spontan; für die Kraftübertragung sorgt eine Sechsgang-Automatik von Aisin.

Auch das Chassis hat uns überzeugt: Die elektrische Servolenkung vermittelt guten Fahbahnkontakt, und das Fahrwerk ist flexibel und gut kontrollierbar. Dabei sind sich Nick- und Wankbewegungen reduziert. Das iAWD-Allradsystem verteilt die Kraft nach Bedarf auf Vorder- und Hinterachse.

Im Konkurrenzumfeld in China brilliert der Borgward BX7 mit viel Platz, mehr Funktionen und hoher Qualität. Die deutsche Konkurrenz ist deutlich teurer, aber der Borgward bewegt sich in vielen Bereichen auf ihrem Niveau. Hinzu kommt eine großzügige Garantie und außergewöhnlicher Service.

Der BX7 alleine wird allerdings nicht genügen, um sich als Luxusmarke zu etablieren. Noch 2017 kommen drei weitere Modelle auf den Markt: Der Borgward BX5, der BX6 und der elektrische BX7EV. Und spätetens dann, wenn die Handschrift des neuen Chefdesigners Anders Warming zum tragen kommt, dürfte die Marke auch international auf Interesse stoßen.


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