Jeep ist in der Welt des Automobils eine der stärksten Marken überhaupt – und für den Fiat-Chrysler-Konzern eine sichere “Cash Cow”. Aus dieser komfortablen Lage heraus haben sich sich Amerikaner mit der Neuauflage des kompakten Modells Jeep Compass reichlich Zeit gelassen. Stolze elf Jahre hat sich das Vorgängermodell auf dem Markt gehalten, jetzt geht die Baureihe als komplette Neuentwicklung an den Start.

“Eigentlich gar nichts”, bekommt man bei Jeep auf die Frage hören, welche Elemente des Vorgängermodell gut genug waren, um übernommen zu werden. Tatsächlich könnte der Sprung nach vorn kaum größer sein. Zwar sind die Abmessungen mit einer Länge von 439 cm und einer Höhe von 164 cm ähnlich geblieben, nur die Breite hat mit 187 cm deutlich zugelegt. Doch der Compass fühlt sich an, als hätte er mindestens eine Generation übersprungen.

Und damit unterstreicht er die Premium-Ambitionen, die sich stilistisch in der Nähe zum Spitzenmodell Grand Cherokee manifestieren: Dieses Auto will nach oben. Und dabei dürften es widrige Fahrbahn- und Bodenverhältnisse kaum aufhalten: Der Jeep Compass, der sich seine Plattform mit dem kleineren Renegade teilt, profiliert sich abseits befestigter Wege mit geradezu unglaublichem Klettervermögen – jedenfalls dann, wenn die Trailhawk-Variante spezifiziert wurde, die mit erhöhter Bodenfreiheit und Geländeuntersetzung aufwartet.

Drei interessante Varianten

Bei der Einstiegsvariante Longitude und dem luxuriös ausgeprägten Limited liegt der Schwerpunkt hingegen auf Design, Komfort und Praktikabilität; auf einigen Märkten gibt es auch eine Einstiegsvariante namens Sport. Sie bleibt dem deutschen Markt bis auf weiteres vorbehalten.

Der Premium-Charakter des neuen Compass manifestiert sich auch im Interieur: Die Material- und Farbkonzepte unterscheiden sich je nach Modellvariante deutlich, und insgesamt wirkt dieser Jeep hochwertig, obwohl die Formensprache konventionell bleibt. Das Raumangebot ist auf allen Plätzen großzügig, auch wenn die Vordersitze weit nach hinten geschoben werden; es gibt mehr als genügend Stecker fürs Handy und Ablagemöglichkeiten für Kleinkram.

Übrigens haben die Jeep-Designer im Compass eine ganze Reihe sogenannter “Ostereier” versteckt: humorvolle Anspielungen auf die Jeep-Historie und den Fahrzeugcharakter, die dem Besitzer ein Lächeln ins Gesicht zaubern sollen – und deren Plazierung hier deshalb auch nicht verraten wird. Nur eines: Wir haben unter anderem das sagenumwobene Ungeheuer von Loch Ness gesichtet.

Unser Testwagen, den wir auf und abseits der Pisten im US-Staat Texas gefahren sind, war mit einem 2,4-Liter-Saugmotor ausgerüstet, der in Deutschland nicht angeboten wird. Er geht derart phlegmatisch ans Werk, dass man Jeep zu dieser Entscheidung nur beglückwünschen kann.

Turbo für Europa

Bei uns werden ausschließlich Turbomotoren angeboten: Einstiegsmodell ist ein 1,4-Liter-Ottomotor mit 140 PS und Frontantrieb; darüber rangiert eine 170-PS-Variante des gleichen Aggregats, die ihre Kraft auf alle vier Räder schickt. Zudem gibt es einen 1,6-Liter-Diesel mit 120 PS sowie einen 2,0-Liter-Diesel mit 140 PS; je nach Motorisierung können Sechsgang-Handschaltung oder ein von ZF zugelieferter Neunstufen-Automat spezifiziert werden, und es gibt sowohl Front- als auch Allradantrieb. Die in der US-Version träge agierende Automatik soll für Europa deutlich nachgeschärft, die Schaltzeiten verkürzt werden.

Das Fahrwerk des neuen Jeep Compass ist harmonisch und komfortabel abgestimmt, es ist jedoch auch für sportliche Gangart ausreichend straff. Der Aufbau lässt sich kaum aus der Ruhe bringen; für Dynamik-Exzesse ist dieser Jeep allerdings nicht ausgelegt.

Und das ist auch nicht die Aufgabe dieses rundum überzeugenden neuen Jeep-Modells. Vielmehr dient er als dezidiert amerikanische und individualistische Alternative zu Modellen wie dem VW Tiguan, die das Segment dominieren.

Man darf sich nur nicht vom Namen täuschen lassen. Denn seinen eher durchschnittlichen Vorgänger lässt dieser neue Compass weit hinter sich. Im Juli steht er bei den Händlern – zu Preisen ab 25 000 Euro.


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QuelleBarry Hathaway
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