Eigentlich gelten offene Autos als ihren geschlossenen Schwestermodellen unterlegen: Schwerer, langsamer und mit einem Handling, das unter der mangelnden Verwindungssteifigkeit leidet. Bei McLaren ist das etwas anders – und zwar seit man 2011 mit dem MP4-12C eine Kohlefaser-Schale verbaut. Bei den Modellen kann man das Dach weglassen – praktisch ohne Nachteile. Wie beim McLaren 570S Spider, den wir jetzt gefahren sind.

Der gemeinsam mit Ricardo entwickelte 3,8-Liter-V8-Biturbo leistet 570 PS und erzeugt ein maximales Drehmoment von 600 Nm. Damit sprintet er in 3,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h, in 9,6 Sekunden erreicht er 200 km/h – nur 0,1 Sekunden später als sein geschlossenes Pendant. Die Spitze wird geschlossen bei 328 km/h, offen bei 316 km/h abgeregelt.

Dabei lässt sich das Hardtop bis zu einem Tempo von 40 km/h in 15 Sekunden versenken; wenn das Dach geschlossen bleibt, wird der Verdeckkasten zu einem weiteren Staufach. Und das Heckfenster kann bei offenem Dach als Windschott stehenbleiben, bei geschlossenem Dach jedoch abgesenkt werden, womit der phantastische Klang des V8-Motors viel deutlicher zu hören ist. Und diese Funktion genügt schon an sich, um den Sprung zum Spider zu rechtfertigen.

Bei geschlossenem Dach muss man übrigens zweimal hinschauen, um überhaupt zu sehen, dass man es mit einem Spider zu tun hat. Die McLaren-typischen Schmetterlingstüren werden auch hier verbaut; sie garantieren zuverlässig ein dramatisches Entrée.

Perfektes Cockpit

Wie ein Tablet-Computer wirkt das Infotainment-System; die Menüstruktur ist perfekt, und sie sieht gut aus. Die Sitze sind teilperforiert, die Nähte waren bei unserem Fahrzeug in der Farbe der Außenlackierung ausgeführt – und die Nähte auf dem Armaturenbrett spiegeln sich leider in der Windschutzscheibe. Der Kunde sollte sich vor der Bestellung gründlich mit den vielfachen Sitzoptionen beschäftigen; die im Testwagen verbauten Fauteils waren jedenfalls zu klein.

Wie seine Schwestermodelle verfügt auch der McLaren 570S Spider über drei Fahrmodi: Comfort, Sport und Track. Die Differenzierung ist stark ausgeprägt, und auch dieser McLaren zeichnet sich durch unglaubliche Präzision im Handling aus. Dabei profitiert er von einer hydraulischen statt elektrischen Servolenkung, die sich viel natürlicher anfühlt als beispielsweise die Lenkung im Audi R8. Dem stehen Kohlefaser-Keramik-Bremsen gegenüber, die zwar heftig verzögern, jedoch ein unbefriedigendes Pedalgefühl vermitteln.

Laut ist dieser McLaren durchaus, aber er ist ziviler als etwa ein 720S. Und das passt gut zum Charakter dieses neuen McLaren, der sich als nahezu perfekte Alternative in seiner Klasse präsentiert.


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