Sechs Jahre ist es her, dass McLaren die Welt mit dem McLaren MP4-12C schockte. Das erste Serienauto seit dem ikonischen F1 nahm die Welt der Supercars im Sturm. Es war nur der erste Schritt in einem Plan, der direkt auf Ferrari und Porsche zielt.

Inzwischen gibt es drei Hauptlinien: Die Sport Series (570S), die Super Series (720S) und die Ultimate Series (P1). Der 12C ist durch den 650S ersetzt worden; gewissermaßen die Generation 1.5 der Super Series. Mit dem 720S kommt jetzt die zweite Generation der Super Series auf den Markt. Ein praktisch völlig neues Auto – 90 Prozent der Teile sind neu.

Angetrieben wird der 720S durch einen mittig angeordneten 4,0-Liter-V8-Biturbo mit 720 PS und 770 Nm Drehmoment. Damit beschleunigt er in 2,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der Sprint auf 200 km/h dauert 7,8 Sekunden, die 300er-Marke ist nach 21,4 Sekunden durchschritten. Und die Spitze liegt in luftiger Höhe – bei 341 km/h. Damit ist der 720S viel schneller als der Vorgänger; bis 300 km/h nimmt er dem 650S glatte 4 Sekunden ab.

Das Kohlefaser-Monocoque ist so steif, dass McLaren den Einstieg deutlich absenken konnte, und dank schmalerer Dachsäulen konnten die Designer ein Glas-Cockpit schaffen, das ein faszinierendes 360-Grad-Panorama schafft. Das Fahrwerk wurde deutlich verbessert, die Dämpfung lässt sich in 3 Modi verstellen; 12 neue Sensoren sorgen für nochmals präzisere Abstimmung.

Ungewöhnliches Design

Völlig neu und eigenständig ist das Design; das Auto starrt den Betrachter aus “Alien eyes” an, an die man sich erst einmal gewöhnen muss. Doch das Design ist facettenreich und interessant, und je länger ich mich damit beschäftige, desto besser gefällt es mir. Insgesamt eine tolle Kombination von Elementen von 570S und P1!

Im Interieur wird sichtbar, wie weit McLaren seit dem 12C gekommen ist; die Qualität ist viel besser, alles fühlt sich solide und teuer an. Der Bildschirm ändert sich in der Darstellung je nach Fahrmodus. Insgesamt bleibt das Interieur-Design minimalistisch und puristisch.

Zeit für eine Ausfahrt. Der Einstieg vollzieht sich über Butterfly-Türen, die Sitzposition ist ausreichend komfortabel – auch für meine 190 cm. Auf den holprigen Straßen Roms ist der 720S ungewöhnlich komfortabel, jedenfalls solange der “Comfort”-Modus gewählt ist. Im “Comfort”-Modus ist der 720S auch überraschend leise; leider lassen sich die Auspuffklappen nicht unabhängig ansteuern. Im “Sport”-Modus wird das Auto jedoch sofort ungemütlich hart.

Perfekt auf der Rennstrecke

Auf der Vallelunga-Rennstrecke glänzt der 720S mit extremer Performance. Die Rückmeldung über die Lenkung funktioniert im Sport-, noch mehr im Track-Modus hervorragend. Der Grip ist endlos, der Grenzbereich liegt extrem hoch. Der 720S ist weniger nervös und “hardcore” als der 675LT; er erinnert eher an den extrem schnellen und spurstabilen P1. Er lässt sich leicht zum Driften überreden, und die Funktion “Variable Drift Control” erlaubt es ambitionierten Amateuren, den maximalen Driftwinkel per Bildschirm einzustellen.

Persönlich würde ich den 720S mit dem Performance Pack spezifizieren, zu dem Kohlefaser-Elemente, Ambientelicht und ein exklusives Interieur. Der Sportauspuff ist ein Muss. Und die Verglasung der Türen unterstreicht das Gefühl einer Kanzel. Bei den Rennsitzen ist die “Touring”-Variante etwas komfortabler. Hifi-Aficionados sollten das 12-Lautsprecher-System von Bowers & Wilkins wählen. Das Telemetrie-System wiederum operiert mit 3 Kameras und erlaubt es, die gefahrenen Runden direkt im Auto zu analysieren. Und dann würde ich das Frontlift-System empfehlen, mit dem die Nase angehoben werden kann.

McLaren ist erwachsen geworden; der 720S belegt, dass sich die Marke nicht mehr an der Konkurrenz orientiert, sondern ihren eigenen Stil gefunden hat. Den Spagat zwischen Gran Turismo und Rennwagen schafft der 720 S perfekt. Kein Wunder, dass das Auto für die nächsten 12 Monate bereits ausverkauft ist…


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QuelleMcLaren
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