Sein Auftritt ist eindrucksvoll, er kostet rund eine halbe Million Euro, und er dürfte so gut wie ausverkauft sein: Der Mercedes-Maybach G650 Landaulet, die wohl eindrucksvollste Variante des kultigen G-Modells, die es je gegeben hat. Jetzt sind wir sie gefahren.

Basis dieses Extrem-Autos ist das G-Modell – und das aggressive Sondermodell mit Spurverbreiterung und wie im Unimog per Versatzgetriebe hochgelegten Achsen, mit denen die Bodenfreiheit auf stolze 45 Zentimeter wächst. Unter der Haube steckt der von zwei Turboladern zwangsbeatmete Sechsliter-Zwölfzylinder aus dem in geringen Stückzahlen gebauten G65 AMG. Statt des Stahldachs wird das eigentlich vor vier Jahren aus dem G-Programm gestrichene Stoffverdeck verbaut. Und schließlich hat man den Radstand um 58 Zentimeter verlängert – um Platz für die “First-Class”-Sitzanlage aus der Mercedes-Maybach S-Klasse zu schaffen.

Und so hat man dieses G-Modell konsequenterweise in das Maybach-Programm einsortiert. Daimler-Chef Dieter Zetsche war so begeistert vom Konzept, dass er sofort grünes Licht gab – und die ursprünglich geplante Stückzahl stark nach oben korrigierte, nämlich auf exakt 99 Einheiten.

Schon von außen sieht dieser G aus, als könne ihn nichts aufhalten: Er steht auf polierten 22-Zoll-Rädern und Reifen der Dimension 325/55 R22, die unter breiten, teillackierten Kohlefaser-Kotflügeln montiert sind. Ob der Weg nun über Felsbrocken, tiefe Schlaglöcher oder schlammigen Untergrund führt: Dieser opulente Off-Roader kommt praktisch überall durch. Und dank seiner extremen Bodenfreiheit bleiben Buschwerk und Niederholz, zwischen die Räder genommen, meist völlig unversehrt. Wie bei jedem G-Modell gehören ein Untersetzungsgetriebe und drei Differentialsperren zum Serienumfang.

Am Lenkrad gilt es, die Dimensionen zu beücksichtigen: Die Sitzposition ist extrem hoch, und der Fahrer muss die ungewöhnliche Breite einkalkulieren. Das normale G-Modell ist relativ schmal, aber mit den Portalachsen wächst die Breite auf 2,25 Meter. Die Höhe ist mit 2,24 Metern ähnlich extrem, nur die Länge bleibt mit 5,35 Metern noch gerade im Rahmen der Oberklasse. Die Einfahrt in Parkhäuser kann man sich sparen, und auch Einparkmanöver in der Stadt geraten zur Tortur: Es gibt keine Rückfahrkamera, und das Risiko, etwas zu übersehen, ist beträchtlich.

Der Fahrer waltet in einem Cockpit, das sich von einem regulären, natürlich vollausgestatteten G-Modell nur in Details unterscheidet. Die Schalter und Instrumente sind verschiedenen Baukästen entnommen, und insgesamt zeichnet sich die Armaturentafel durch ihren eigenständigen, inzwischen allerdings reichlich angestaubten Charme aus.

Mehr AMG als Maybach

Das Fauchen der 630-PS-Maschine ist im Vergleich zur AMG-Variante zwar etwas gedämpft, es bleibt aber unüberhörbar – und dient damit als Indikator für die hohen Fahrleistungen des G650 Landaulet. Der Sprint von 0 auf 100 km/h ist trotz 3,3 Tonnen Leergewicht und unterdurchschnittlicher Aerodynamik in weniger als 6 Sekunden erledigt, und wenn nicht der Abregler bei 180 km/h gebieterisch eingriffe, könnte dieser Geländewagen wohl locker 250 km/h erreichen. Wenn entsprechende Order vom Rücksitz erteilt wird, kann der Chauffeur geradezu blitzartig beschleunigen.

Während die Längsdynamik beeindruckt, sollte sich der Fahrer in Kurven einer gewissen Zurückhaltung befleißigen. Das Mercedes-Maybach G650 Landaulet ist nicht für die Kurvenhatz gedacht: Die Lenkung agiert wenig präzise, die Wankneigung ist beträchtlich.

Man sollte es also nicht übertreiben – auch im Sinne guter Laune auf den Rücksitzen. Dort geht es luxuriös-komfortabel zu: Die Maybach-Sitzanlage kann weitgehend flachgelegt werden, sie wird durch eine energische Massagefunktion und ausklappbare Tische komplettiert. Diese eignen sich wiederum hervorragend zum Abstellen der massiven, versilberten Champagnertulpen aus dem Hause Robbe & Berking. Die Mittelkonsole und die zwei eckigen Handschuhfächer im Fond kommen aus dem Cockpit des G-Modells und unterstreichen den spezifischen Charakter dieses Modells.

Acht belederte Haltegriffe, hochfloriger Teppich, flauschige Kissen und eine elektrisch betätigte Trennscheibe, die sich per Knopfdruck von transparent auf opak umschalten lässt, komplettieren das Bild eines unübertroffen luxuriösen Passagierabteils. Schade übrigens, dass es keine Alternative zu den obligatorischen Kohlefaser-Applikationen gibt. Edelholz würde besser zu diesem Maybach passen.

Das gut gefütterte Stoffverdeck wird in rund 20 Sekunden elektrisch versenkt – und zwar ausschließlich von den Hintersitzen aus. Erst mit geöffnetem Dach lässt sich dieser Geländewagen so richtig genießen – sei es, um bei der Großwildjagd die Tierwelt zu beobachten, um sich etwas Wind um die Nase fächeln zu lassen – oder um sich den überraschten oder bewundernden Blicken der Umgebung zu stellen. Übrigens ist der Kofferraum ausgesprochen klein ausgefallen: Viel mehr als eine Kiste Champagner kann man nicht mitnehmen auf diese Expedition in die Extrembereiche der Mobilität und des Luxus.


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QuelleDaimler
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