Sie ist unübersichtlich geworden, die aktuelle SUV-Landschaft: Das Segment der Geländewagen (und der Pseudo-Geländewagen) ist zersplittert, inzwischen gibt es schon martialisch wirkende Ableitungen von Kleinwagen. Differenzieren kann man sich mit einem SUV eigentlich kaum noch. Dafür gibt es Pick-Ups. Wie den Volkswagen Amarok.
2009 hat VW diesen mittelgroßen Pritschenwagen erstmals gezeigt – und damit eine eigene Nische definiert. Komfortabel, leise und trotzdem robust ist er den Entwicklern etwas zu perfekt geraten – mit einem unerwünschten Nebeneffekt: Mit den Billigpreisen der Konkurrenz von Isuzu, Mitsubishi, Nissan und Toyota kann der Amarok nicht mithalten. Deshalb gibt es ihn auch weder in den USA noch auf einigen der preissensiblen Märkte Asiens.
Wenn schon, denn schon, hat sich Volkswagen offenbar gesagt: Als der Amarok letztes Jahr ein großes Facelift bekam, wurden das Design und die Materialien im Innenraum nochmals verfeinert. Gleichzeitig fielen die Vierzylinder-Motoren aus dem Programm: Den Amarok gibt es nur noch mit einem V6-TDI. Dem gleichen Motor, der unter anderem die Premium-Geländewagen Volkswagen Touareg, Porsche Cayenne und Audi Q7 antreibt. Für die Kraftübertragung sorgen eine Achtgang-Automatik und ein permanenter Allradantrieb.
Antrieb auf Premium-Niveau
Der Premium-Antrieb hebt den Amarok auf ein völlig anderes Niveau als die Konkurrenz. Mit 224 PS Leistung und einem maximalen Drehmoment von 550 Nm geht der V6-TDI flüsterleise und mit großem Nachdruck ans Werk. Der Spurt von 0 auf 100 km/h ist in 7,9 Sekunden erledigt, bei 193 km/h wird abgeregelt. Per Overboost können kurzzeitig bis zu 245 PS abgerufen werden. Und obwohl der Amarok über 2 Tonnen Leergewicht auf die Waage bringt, werden im EU-Zyklus lediglich 7,6 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer in die Brennräume injiziert.
In beladenem wie unbeladenem Zustand ist der Amarok komfortabel gefedert; das Fahrerlebnis muss keinen Vergleich mit den gängigen Premium-SUVs scheuen. Hinzu kommt, dass 5 Personen vorne und hinten bequem sitzen, wenngleich die Rückbank etwas steil ausgefallen ist. Wermutstropfen: Ab 160 km/h treten die Windgeräusche vernehmlich in den Vordergrund.
Seine konzeptbedingte Stärke spielt der Amarok dann bei der Ladekapazität aus: Statt eines gewöhnlichen Gepäckraums gibt es hinter der Fahrgastzelle eine 1,56 Meter lange und 1,62 Meter breite Ladefläche. Sie verschwindet gegen Aufpreis unter einer Kunststoff- oder Aluminium-Abdeckung, alternativ gibt es verschiedene Kunststoff-Hardtops.
Für Differenzierung ist gesorgt
Die Individualisierung geht sogar noch weiter: Volkswagen bietet verschiedene Überrollbügel an, es gibt einen Ansaugschnorchel für Flussdurchquerungen, Spezialbügel für Zusatzleuchten und Radgrößen von 16 bis 20 Zoll. Wer es rustikal liebt, kann für die Ladefläche auch einen klassischen Aufsatz mit Plane und Spriegel bekommen.
Überflüssig zu erwähnen, dass der Amarok abseits befestigter Wege in seinem Element ist: Dieser Pickup kommt im Gelände eigentlich überall durch. Eine größere Herausforderung ist es bisweilen, durch den Großstadt-Dschungel zu navigieren: Mit 1,95 Metern Breite liegt der Volkswagen Amarok zwar noch im Rahmen des üblichen, mit 1,83 Metern Höhe scheitert er jedoch an manchen Parkhäusern – und die Länge von 5,32 Metern hat ausgewachsenes Oberklasse-Format.
Wer damit klarkommt, findet mit dem Volkswagen Amarok eine nicht nur sehr individuelle, sondern auch teilweise deutlich überlegene Alternative zur Masse moderner SUVs. Und er spielt in einer völlig anderen Liga als die eingangs erwähnten, einfach konstruierten Pritschenwagen asiatischer Provenienz. Die Preise beginnen bei 40 000 Euro, demnächst wird das Modellprogramm nach unten erweitert. Doch beim Sechszylinder bleibt es.
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