Eine Einladung auf das legendäre Volkswagen-Prüfgelände in Ehra-Lessien ist nichts alltägliches. Hier testet der vielleicht innovativste Autokonzern der Welt neue Modelle, Motoren und Technologien. 45 Millionen Kilometer kommen im Jahr zusammen, im Dreischichtbetrieb und auf über 140 Kilometern Teststrecke. Journalisten werden hier nur ungern gesehen. Doch heute macht VW eine Ausnahme – um einen tiefen Einblick in die Zukunftsstrategien zu gewähren.

Sedric: So fahren wir in 20 Jahren – vielleicht

Volkwagen Sedric

Er war der Star des Vorabend-Events beim Genfer Salon 2017 – jetzt konnten wir mitfahren: Im Sedric – dem “Self-Driving Car”, extrem reduziert gezeichnet in einem “produktigen” Stil, der ein wenig an die Originalversion des VW Up erinnert. Er steht auf dem konzerneigenen Modularen Elektro-Baukasten – und hat kein Lenkrad mehr. Denn der Sedric zeigt auf, wie vollautonomes Fahren des Level 5 aussehen wird.

Volkwagen Sedric

Bestellt wird er per Mobiltelefon, das Auto begrüßt den Mitfahrer – und er kann mitsamt Gepäck in einer komfortablen, geräumigen Fahrgastzelle Platz nehmen. Sobald das Fahrziel definiert ist, informiert Sedric mit Wetter- und sonstigen Daten.

Guardian Angel: Wachsamer Schutzengel

Volkwagen Guardian Angel

Drei Kameras überwachen den Fahrer permanent. Nach fünf Minuten Fahrstrecke kennt das System den persönlichen Fahrstil, und wenn der Fahrer in einer heiklen Situation unkonzentriert ist, vibriert der Fahrersitz.

Augmented Reality: Bitte folgen

Volkwagen Navigation

Ein ungewöhnliches System: Hier werden keine Navigationskommandos vorangekündigt, sondern es werden fließende Rauten auf die Straße projiziert. Denen sollte der Fahrer folgen. Das ist einerseits intuitiv, andererseits fühlt sich der Fahrer dem System einigermaßen ausgeliefert. Unser Vorschlag wäre eine Kombination: Vorankündigung plus Rauten.

Das kommunizierende Auto

Volkwagen Tiguan

Der große Bildschirm an der Stelle der Kühlermaske dient der Kommunikation mit Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern. Denen kann die Intention des Fahrers oder des autonom agierenden Autos signalisiert werden.

Fortschritt auf allen Ebenen

Ob Sitze im 3D-Druck, Systeme zur Vermeidung der Reisekrankheit oder systemübergreifende Ansätze zur Realisierung der kühnen “Vision Zero” zur Totalvermeidung tödlicher Unfälle: Der VW-Konzern ist auf den verschiedensten Ebenen unterwegs, um die Automobilität auf die nächste Ebene zu heben und – gemäß den aktuell vorherrschenden politischen Vorgaben und Visionen – zukunftsfähig zu gestalten.

Zu den interessantesten Fragen dürfte jene nach dem Geschäftsmodell gehören. Denn in einer Gesellschaft, die sich vom Privatauto zunehmend verabschiedet, dürfte sich die Allokation der Mittel vom Auto hinwegbewegen.

Audi Aicon

Die Entwicklung der Infrastruktur gehört ebenfalls zu den großen Herausforderungen: Wenn die Verkehrsmittel getrennt werden sollen, müssen im großen Stil Straßen gebaut werden.

Die Möglichkeit, sich beim Fahren auf andere Dinge zu konzentrieren, etwa das Absurfen von Internet-Seiten oder den Konsum, ist nur die eine Seite der Medaille; auf der anderen steht der Verlust der unmittelbaren Kontrolle über das Fahrzeug. Fahrspaß nach klassischer Definition ist nicht mehr vorgesehen.

Und schließlich ist es gar nicht so abwegig, dass die Konzeptstudie Sedric auch über die Luftqualität informiert. Denn die Annahme, dass sich diese durch die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte nennenswert verbessert, ist in Anbetracht des aktuellen und auch des in absehbarer Zukunft verfügbaren Stromnetzes ein Trugschluß.

Die Botschaft aus Ehra-Lessien jedoch ist klar: VW ruht sich nicht auf den hervorragenden Verbrennungsmotoren und klassischen Automobilen aus, sondern ist für alle Szenarien gewappnet. Auch für die ungewöhnlichsten und ambitioniertesten unter ihnen.


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