Die Zukunft des Automobils ist offen: Bleibt der Verbrennungsmotor dominant? Dafür spricht einiges, Öl gibt es vermutlich noch für 150 Jahre, danach kann man Kraftstoffe synthetisch erzeugen, die Technologie ist erprobt und bewährt.

Oder fahren wir elektrisch? Diese von Politikern derzeit favorisierte Antriebsmethode glänzt mit Nullemissionen von der Batterie auf die Straße. Aber wie kommt die Energie in die Batterie? Und die dritte Variante: Das Wasserstoff-Auto. Der Traum von Nullemissionen wird auch hier bedient. Doch irgendwie muss auch der Wasserstoff erzeugt werden.

Beim Deutschen Auto des Jahres, das von einer Jury von 14 Fachjournalisten gewählt wird, sind alle drei Konzepte gegeneinander angetreten: Von insgesamt 59 Modellen, die im Laufe des letzten Jahres auf den Markt gekommen sind und einen Einstandspreis von unter 100 000 Euro besitzen, sind nach der Vorauswahl fünf Kandidaten übriggeblieben, die unterschiedlicher nicht sein können: Die Premium-Limousine Audi A6, deren Diesel- bzw. Ottomotor grundsätzlich an eine 48-Volt-Hybridisierung gekoppelt ist; der Hyundai Nexo mit einer wasserstoffbetriebenen Brennstoffzelle; der batterieelektrische Jaguar I-Pace – sowie wiederum mit konventionellem Antrieb die Mercedes-Benz A-Klasse und der Peugeot 508.

Daimler allerdings wollte nicht, daß die A-Klasse antritt: Man unterstütze keine Award-Programme, verlautet es aus Stuttgart-Möhringen. Die Regel scheint allerdings nur für verlagsunabhängige Award-Programme zu gelten, denn bei den renommierten “Ten Best” des Magazine Car and Driver und beim berühmt-berüchtigten “Car of the Year”-Programm der Zeitschrift Motor Trend ist man seit jeher prominent dabei. Die A-Klasse wird aus dem Wettbewerb der Top 5 herausgenommen. “Das Beste oder nichts”? Der VW Touareg, ohnehin beinahe punktgleich mit dem kleinen Mercedes, rückt nach.

Was zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt war: Das mit Abstand beste Ergebnis hatte in der Vorauswahl der Jaguar I-Pace erreicht. Und bei Platz 1 sollte es für den Briten auch nach einem intensiven Testtag bleiben, der über öffentliche Straßen und die Teststrecke Bilster Berg führte, ergänzt um eine Fahrdynamikfläche und für die SUVs auch um ein Offroad-Gelände. Bis auf Hyundai konnten alle Hersteller zwei Testfahrzeuge zur Verfügung stellen, der momentan noch sehr rare Nexo kam als Einzelstück. Hier sind die Ergebnisse:

1. Platz – Jaguar I-Pace

Der Brite liefert den Nachweis, daß ein Elektroauto auch Spaß machen kann – und zwar als sauber durchkonstruiertes Premium-Auto, das im Gegensatz zu den Modellen der US-Marke Tesla ohne Sicherheits- und Qualitätsmängel auftritt. 294 kW/400 PS treiben den I-Pace mit großem Nachdruck bis auf glatte 200 km/h, und auf der Teststrecke beweist er, dass fahrdynamisch trotz des hohen Gewichts von 2,5 Tonnen keine Abstriche zu machen sind.

Die Fahrzeugarchitektur mit kurzer Frontpartie nutzt die Vorteile des Elektroantriebs vollständig aus, und Jaguar verspricht über 400 Kilometer Reichweite – bei zurückhaltender Fahrweise. Davon kann am Testtag keine Rede sein, und so gehen die beiden I-Pace am Ende des Tages mit geringer Restreichweite an die Steckdose. Bemerkenswert: Mit diesem Elektroauto hat Jaguar die deutsche Konkurrenz beim Marktstart um fast ein Jahr geschlagen. Auch das haben die Juroren belohnt.

2. Platz – Audi A6

Perfektion auf Rädern: Der Audi A6 macht eigentlich alles richtig. Stilistisch tritt er als klassische Limousine sowie als fast coupéhafter Avant auf, das Raumangebot ist großzügig, die Verarbeitung perfekt. Im Vergleich zum I-Pace funktioniert das Bedienkonzept nochmals besser, und die Verarbeitungsqualität ist von unerreicht hohem Niveau. Die Bodenhaftung ist geradezu surreal, und die getesteten Vierzylinder-Turbomotoren liefern hohe Fahrleistungen bei geringem Verbrauch.

Natürlich gibt es auch Sechszylinder, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein RS6 Avant mit einem V8-Biturbo die Baureihe nach oben abschließt. Warum kein erster Platz? Der A6 ist eben kein Elektroauto, und vielleicht haben sich die Juroren gedacht, daß Perfektion manchmal nicht genügt.

3. Platz – Volkswagen Touareg

Der Dinosaurier unter den Finalisten tritt als großer SUV an, momentan ausschließlich mit V6-TDI-Motoren. Doch so dominant der Touareg aussieht, so zeitgemäß gibt er sich unter dem ausladenden Blech. Er ist leichter geworden als der Vorgänger, die Turbodiesel sind so sparsam wie emissionsarm. Wie der Audi A6 bietet auch der Touareg in vielen Bereichen absolute Perfektion.

Störend ist allerdings das spürbare “Turbo-Loch” beim Beschleunigen. Und das Design könnte harmonischer sein: Die Proportionen wünschen wir uns sportlicher, während der chromverzierte Kühlergrill etwas bescheidener auftreten könnte. Das Segment steht in der Kritik; aktuell hatte ein großer Diesel-SUV aus dem Hause Volkswagen keine Chance auf den Gesamtsieg.

4. Platz – Peugeot 508

Unter den Kandidaten ist der Peugeot mit knapp über 30 000 Euro Einstiegspreis das bei weitem günstigste Angebot. Und – neben dem Jaguar I-Pace – das schönste: Die Form ist elegant mit einer wohldosierten Prise Aggressivität, das Interieur folgt einer Peugeot-exklusiven Philosophie: Die Instrumentierung sitzt oberhalb des kleinen, relativ tief montierten Lenkrads. Die Meinungen darüber gingen auseinander.

Das Fahrwerk ist komfortabel, der Antrieb überzeugt: Der Spitzen-Benziner mit 225 PS treibt den 508 bis auf glatte 250 km/h bei nur 5,7 Litern Durchschnittsverbrauch, die Dieselmotoren sind nochmals sparsamer – und ungewöhnlich kultiviert. Manchen Juroren fehlte es dennoch insgesamt an Fahrdynamik.

5. Platz – Hyundai Nexo

Nur Platz 5 für das Wasserstoff-Auto, aber das ist alles andere als ein Mißerfolg: Schließlich hat der Nexo in der Vorauswahl den Rest des Jahrgangs aus dem Feld geschlagen. Am ähnlichsten ist der Nexo konzeptionell dem Jaguar I-Pace: Auch er wird elektrisch angetrieben, die Energie wird allerdings nicht in Batterien gespeichert, sondern kommt aus einer mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzelle. Das sorgt für ein viel geringeres Gewicht und kurze Tankzeiten, die einem Diesel- oder Ottomotor kaum nachstehen. Zudem kommt der Nexo deutlich weiter als ein batterieelektrisches Auto. Allerdings läßt die Dichte des Wasserstoff-Tankstellennetzes noch so stark zu wünschen übrig, daß von Alltagstauglichkeit nur bedingt gesprochen werden kann.

Lediglich 163 PS und das relativ weich abgestimmt Fahrwerk lassen den Nexo gegenüber den anderen Kandidaten zurückfallen. Dafür gefällt das futuristische, hochwertige Interieur, und die Frontpartie mit durchgehendem Leuchtstreifen hebt den Nexo unübersehbar von allen anderen Fahrzeugen im Markt ab.


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