Miles – and more CO2? Tesla und Lufthansa heben gemeinsam ab – wer ein Elektroauto der US-amerikanischen Elektromarke kauft, kann fast 200 000 Vielflieger-Meilen sammeln. Ob überzeugte Tesla-Piloten das Angebot annehmen?

Einen Tesla kauft man sich, weil es ein cooles Auto ist, trotz einiger Haken und Ösen. Elon Musk hat die Autobranche aufgemischt wie einst Henry Ford. Wer einen Allround-Stromer will, hat seine 1000 Euro für das Tesla Model 3 sicher schon angezahlt. Und natürlich gibt es noch einen anderen Grund: Wer ein Elektroauto kauft, kann sich derzeit ein bisschen als Weltenretter fühlen. In Deutschland vielleicht nicht ganz, weil fast die Hälfte der zum Aufladen benötigten Energie durch dreckigen Kohlestrom erzeugt wird. Aber es ist ja der gute Wille, der zählt – und sauberer als viele Diesel oder Benziner will ein E-Auto selbst mit deutschem Strommix allemal sein.

Das grüne Gewissen im E-Auto

Deswegen soll ja auch die Elektroauto-Quote kommen. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz, Umweltministerin Barbara Hendricks und Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries zum Beispiel fordern sie. Und die müssen es schließlich wissen. Ein ehemaliger Buchhändler, eine Sozialwissenschaftlerin (Promotions-Thema: ” Die Entwicklung der Margarineindustrie am unteren Niederrhein”) und eine Juristin – die Zukunft der Antriebstechnologie in Deutschland ist glücklicherweise in kompetenten Händen.

Wenn aber nun das Elektroauto das Weltklima retten soll, hat sich ausgerechnet der Vorzeige-Autobauer Tesla gerade ordentlich ins Knie geschossen: Tesla und Lufthansa bieten gemeinsame Angebote zum Meilensammeln an. Wer über das Bonusprogramm “Miles & More” ein Tesla Model S oder Model X bestellt, bekommt nach einem Bericht der “Automobilwoche” maximal 198 050 Meilen gutgeschrieben. Dafür kann man dann ordentlich um die Welt jetten.

Nehmen wir also mal an, der Tesla-Fahrer bucht einen Flug von Frankfurt nach Kalifornien, ins Heimatland von Tesla: Laut der Klimabilanz-Berechnung von “Atmosfair” würde er dann fast sechs Tonnen CO2 verursachen, obwohl sein “klimaverträgliches” CO2-Jahresbudget nur 2,3 Tonnen beträgt. Selbst mit Ökostrom-Vertrag müsste der Tesla-Pilot dann also nach der Rückkehr seinen Wagen sehr lange stehenlassen, wenn er noch ruhig schlafen will.

Freikaufen geht natürlich auch

Doch keine Angst! Alternativ könnte der Tesla-Pilot auch einen Ablass, pardon: “Kompensationsbeitrag” zahlen. Das wären nach Berechnungen von “Atmosfair” 138 Euro. Peanuts also. Na gut – ein Pendler, der künftig seinen Diesel-Kleinwagen verschrotten muss, weil die Schadstoff-Hysterie sein Auto plattmacht, könnte das Geld vielleicht nicht so leicht aus der Portokasse bezahlen.

Aber warum kauft der sich auch so ein Auto? Vielleicht, weil zum Beispiel der ökologisch orientierte Verkehrsclub VCD noch vor ein paar Jahren sparsame Diesel-Autos wie den Peugeot 308 BlueHDi auf seine Bestseller-Liste gesetzt hat, meinen Sie? Sie wissen schon: Wenig CO2, Klima retten und so. Na, nun seien Sie mal nicht so kleinlich! Wer die Welt verbessern will, darf auch mal ordentlich danebenhauen.

Was lernen wir daraus? Klimarettung muss man sich leisten können. Doch ein Tesla-Fahrer, der wirklich überzeugt ist von der E-Mobilität, wird das Angebot zum Meilensammeln wohl eher nicht annehmen…


Dieser Text wird von Focus Online zur Verfügung gestellt.



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