Ist Putin die letzte Hoffnung? Eine Petition, die innerhalb weniger Tage knapp 1600 Unterschriften zusammenbekommen hat, fordert die Lada-Muttergesellschaft AvtoVaz, die Renault–Nissan–Mitsubishi-Alliance als 25-Prozent-Eigentümer, das russische Wirtschaftsministerium sowie die russische Botschaft auf, den Ausstieg von Lada auf dem deutschen Markt zu verhindern. Denn genau dies wird passieren, nachdem die Belieferung mit Neufahrzeugen aus Rußland beendet wurde.

Die Petition, die auf der umstrittenen, linksgerichteten Internet-Plattform Campact plaziert wurde, hat Gewicht – nicht zuletzt weil sie vom langjährigen Lada-Deutschland-Geschäftsführer Dieter Trzaska unterstützt wird. Dort hatte man sich in den letzten Jahren um den Ausbau des Händlernetzes bemüht und neben der drei- und fünftürigen Variante des einst als Niva bekannten, klassischen Lada 4×4 die moderne Limousine Vesta eingeführt.

Lada Niva in vollem Einsatz

Für den Stopp des Exports nach Westeuropa wird gerne Renault-Nissan als Schuldiger ausgemacht. Schon 2008 waren die Franzosen eingestiegen – und sehen Lada offenbar als Konkurrenz für die hauseigene Billigmarke Dacia. Tatsächlich gibt es Parallelen: Während sich die rumänische Marke Dacia mit der Lizenzproduktion von Renault 8 und Renault 12 einen Namen gemacht hat und seit 2005 – zunächst mit dem als 5000-Euro-Auto geplanten Logan – international Erfolge erzielt, begann die Lada-Historie mit der Lizenzproduktion des Fiat 124. Dafür wurde ein riesiges Werk errichtet, und zwar in der Wolgastadt Stawropol, die in sinnfälliger Weise nach dem italienischen Kommunistenführer Palmiro Togliatti in Togliattigrad umbenannt wurde.

Auf die Limousinen folgte 1977 der kompakte Geländewagen Niva, und mittlerweile verfügt Lada – ebenso wie Dacia – über ein relativ breitgefächertes Angebot moderner Fahrzeuge, ergänzt nach wie vor um den Niva/4×4. Die Lada-Modelle sind fast durchaus interessanter gezeichnet als das Dacia-Programm, und für den Niva gibt es bei den Rumänen schlechterdings keinen adäquaten Ersatz. Denn mit Geländeuntersetzung und seiner kompakten, übersichtlichen Karosserie können ihm abseits befestigter Straßen nur wenige Off-Roader das Wasser reichen. Erst recht nicht der Dacia Duster, der mit Allradantrieb überdies sehr viel teurer ist als der kultige Russe.

Simpel, zuverlässig, unverwüstlich

Verantwortlich für den Exportstopp sind wohl auch die kommenden CO2-Vorschriften in Westeuropa, die tonnenschwere, meist hochpreisige Elektroautos auf Kosten erschwinglicher, klassischen angetriebener Fahrzeuge begünstigen. Die Petenten sind allerdings überzeugt, daß sich gerade für einen kleinen Hersteller – und das ist Lada in Europa – Mittel und Wege hätten finden lassen, den Export auch in Zukunft mit überschaubarem Aufwand sicherzustellen.

Das Verschwinden von Lada wäre jedenfalls ein herber Verlust für die automobile Landschaft; beim 4×4/Niva handelt es sich um das wohl dienstälteste Auto auf dem Markt überhaupt. Dabei ist er voll alltagstauglich, mit seinem engen Wendekreis auch für den Stadtverkehr prädestiniert – und zu sehr überschaubaren Kosten zu reparieren. Der Einstiegspreis von rund 11 000 Euro liegt erfreulich niedrig, der Auftritt ist hingegen alles andere als kleinwagenmäßig.

Vom Aussterben bedroht: Echte Autos wie der Niva

Und so kann es kaum verwundern, daß sich das Modell nach fast 45 Jahren Bauzeit einer großen Liebhabergemeinde erfreut – zu der übrigens dem Vernehmen nach auch der russische Präsident Vladimir Putin gehört. Vielleicht deshalb ist ein Lada schon lange kein Auto für zottelbärtige Sozialkundelehrer mehr, sondern vielmehr ein nonkonformes Statement und Bekenntnis zu traditionellen (automobilen) Werten. Vielleicht hilft ein ja Machtwort aus dem Kreml, um die Zukunft dieses automobilen Botschafters auch außerhalb Rußlands zu sichern.


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QuelleLada
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