Oh ja, es gibt Limousinen, die noch luxuriöser sind. Andere bieten mehr Topspeed. Und wieder andere werden nach wie vor standesgemäß von zwölf Zylindern befeuert. Aber für mich persönlich ist das Fahren einer S-Klasse immer etwas ganz besonderes, obwohl für mich als Freund von historischem automobilen Kulturgut beim W140 in den 1990er-Jahren gefühlt Schluss war. Den herrlich dickwandigen V12 mit sechs Litern Hubraum und anfangs 408 PS, komplett ausgestattet, also volle Hütte, anno dazumal bestellt – wie an der Dönerbude „Mit alles!“ – fahre ich noch heute am allerliebsten. 

Nun werde ich mal wieder hinter das Volant des Mercedes-Flaggschiffs, 30 Jahre jünger und mit fast doppelt so viel Leistung, nämlich 802 PS, gelockt. AMG, die sportliche Speerspitze des Konzerns, baut das PS-Monster als Plug-in-Hybriden, mit permanentem Allradantrieb, stets mit langem Radstand, aber nur noch mit einem Vierliter-V8-Biturbo-Triebwerk.

Der feine Zwölfender wurde in Affalterbach bereits vor über fünf Jahren in vorzeitige Betriebsrente geschickt, nur Maybach bietet noch gediegene V12-Performance. Höchst lebendig ist hier allerdings der Einstiegspreis: sportliche 210.029 Euro. Aber selbst dieser lässt sich noch locker in die Höhe treiben, allein für optische Schmankerl: Das Carbon-Paket kostet zusätzliche 5831 Euro, das Manufaktur-Interieur-Paket ist für 11.007 Euro zu haben und für flotte Magno-Manufaktur-Farben mit blumigen Namen, etwa opalithweiß oder kalaharigold, müssen weitere 7021 Euro den Besitzer wechseln.

Auch wenn die 5,37 Meter lange und 2,6 Tonnen schwere Super-Limo mit einer gewünschten Vollausstattung noch etwas gewichtiger wird: Das unglaubliche Drehmoment von 1430 Newtonmetern auf alle vier Räder lässt selbst die stets sportlichen Nachbarn aus Zuffenhausen erblassen.

In 3,3 Sekunden gelingt der Ampelstart auf Tempo 100, da muss man schon einige automobile Quartettkartensätze durchblättern, bis man derartige Beschleunigungswerte findet. Aber: Die serienmäßige Höchstgeschwindigkeit will nicht so recht zu der Motorisierung passen, ist mit 250 Stundenkilometern ganz klar ausbaufähig. Und deshalb gibt es eine aufpreispflichtige Möglichkeit; das AMG Driver’s Package für 2261 Euro hebt Vmax auf adäquate 290 km/h.

Innen ist alles tipptopp! Das unten abgeflachte Lenkrad liegt gut in der Hand und mit den berührungsempfindlichen Touch-Control-Flächen haben die Daumen viele Funktionen voll im Griff, ohne dass wir den Blick von der Fahrbahn abwenden müssen. Dabei wäre das problemlos möglich, denn nach ein paar Einstellungen fahren wir freihändig auf der Autobahn. Mit Tempomat, Abstandsregler und Spurhalteassistent sind 180 km/h überhaupt kein Problem.

Aber das wollen wir gar nicht: GTspirit steht für kontrolliertes Selbstfahren und überdurchschnittlichen Fahrspaß. Genau das, womit dieser Luxus-Bolide von AMG in Perfektion aufwartet.


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