Es war die Messe in New York, auf der das Flaggschiff der Untertürkheimer SUV-Riege Premiere feierte – und es sind die USA, in denen wir den neuen Mercedes-Benz GLS zum ersten mal fahren können. Fast zwei Drittel aller GL und GLS, die seit 2006 gebaut wurden, wurden in den USA zugelassen, und deshalb haben wir ihn auch einmal den “Beverly Hills Golf” genannt. Dort ist er mindestens so häufig zu sehen wie ein Golf in einer durchschnittlichen Kleinstadt in Deutschland.
Die Vorstellung allerdings findet im Wüsten- und Mormonenstaat Utah statt; dort nehmen wir den Mercedes-Benz GLS 580 4Matic unter die Lupe, das Spitzenmodell, bis die AMG-Typen auf den Markt kommen. Sein hybridisierter 4,0-Liter-V8-Ottomotor leistet 489 PS und erzeugt 700 Nm Drehmoment; darüber hinaus liefert der E-Motor, ausgeführt als 48-Volt-Starter-Generator, 22 PS und 250 Nm Drehmoment extra. Mit diesem System kann kinetische Energie rekuperiert werden, und elektrifizierte Komponenten wie Wasserpumpe und Kilmakompressor erleichtern das Packaging. Lohn des Aufwands: Ein Spurt von 0 auf 100 km/h in nur 5,3 Sekunden – und eine Spitze von abgeregelten 250 km/h.
Außerdem rollen im nordamerikanischen Tuscaloosa drei weitere Modelle vom Band: Der GLS 350d (286 PS, 600 Nm), der GLS 400d (330 PS, 700 Nm) sowie für einige Märkte eine Variante mit Dreiliter-Ottomotor. Das interessanteste Modell ist nach unserer Ansicht der GLS 580, und was sofort auffällt, ist die extreme Ruhe, die dieses Auto ausstrahlt. Dieser Geländewagen will nicht sportlich sein, sondern komfortabel-luxuriös; die Leistungsentfaltung ist linear und geradezu diskret; man ist eigentlich ständig schneller unterwegs, als man glaubt.
Die Vorgängergeneration des GLS konnte nicht wirklich als das SUV-Äquivalent einer S-Klasse betrachtet werden; ihr fehlte der Luxus. Das hat sich mit dem neuen Modell völlig geändert. Das gilt nicht zuletzt für die Ausstattung: Hier ist alles verfügbar, was man sich wünschen kann: Von hinteren Einzelsitzen mit Massage- und Kühlfunktion über das E-Active-Body-Control-Fahrwerk (das an einen fliegenden Teppich erinnert) bis hin zu einer eigenen Klimatisierung für die dritte Sitzreihe und elektrischer Sitzverstellung für alle Sitzreihen ist eine große Anzahl von Extras zu bekommen.
Sensationelles Fahrwerk
Das Fahrwerk ist erstaunlich: Im Comfort- und Eco-Modus wird praktisch jede Unebenheit souverän weggefiltert; im Curve-Modus neigt sich der GLS in die Kurve wie ein Motorrad oder Jet-Ski. Im Sport- bzw. Sport-Plus-Modus wiederum wird die Seitenneigung praktisch eliminiert.
Das Cockpit mit den charakteristischen zwei Bildschirmen liefert alle relevanten Informationen; das Design entspricht weitestgehend dem kompakteren GLE, was leider auch den Start-Stopp-Knopf betrifft, der sich für den Tester auf Höhe des rechten Knies befindet. Ansonsten ist die Ergonomie völlig überzeugend.
Unseren GLS würden unbedingt mit der E-Active-Body-Control ausstatten: Sie repräsentiert einen großen Sprung von der bereits sehr ordentlichen Airmatic-Luftfederung und ist ein absolutes Muß. Das Fahrerassistenzpaket mit adaptivem Tempomat und Stop-and-Go-Funktion und automatischer Anpassung an das Tempolimit erleichtert das Fahren weiter. Und das Panoramadach, in den meisten Autos ein überflüssiges Gimmick, ist beim GLS von ungeahnter Größe: Das Interieur wird mit Licht geradezu geflutet.
Zu den wichtigsten Konkurrenten zählen der etwas angestaubte Audi Q7, der allerdings in Kürze ein Facelift erhält, sowie der noch frische BMW X7, der etwas weniger Innovationen und Luxus bietet als der GLS. Bentley Bentayga und Rolls-Royce Cullinan wiederum sind perfekt verarbeitet und von extremer Opulenz, in Sachen Fahrerassistenz ist der GLS jedoch die Meßlatte.
Gibt es eine Kritik? Ja. Der GLS 580 ist das beste Auto im Segment, aber es läßt mich emotional ein wenig kalt. Der Wunsch nach einem leistungs- und klangstarken AMG GLS 63 ist stärker denn je.
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