Zwischen Auto und Laster: Die V-Klasse von Mercedes-Benz steht für enormes Raumgefühl und einen Laderaum von bis zu 5000 Litern und mehr – auf einer Grundfläche, die sich nicht wesentlich von einem PkW der oberen Mittelklasse unterscheidet. Mit der jüngsten Überarbeitung liefert die Mercedes-Benz V-Klasse zudem Fahrleistungen, die sich sehen lassen können: Schließlich leistet der hochaufgeladene 2,0-Liter-Vierzylinder in seiner Spitzenversion 239 PS.

Im Van-Programm von Mercedes-Benz ist die V-Klasse, deren für den kommerziellen Einsatz ausgelegtes Schwestermodell auf den Namen Vito hört, deutlich unterhalb des Sprinter angesiedelt. Damit baut er auf einer anderen Traditionslinie auf: Während der Sprinter nahtlos an den berühmten Düsseldorfer Transporter anschloß, ersetzten Vito und V-Klasse einst den MB 100 D. GTspirit zeigt eine die Ahnengalerie der runderneuerten V-Klasse.

MB 100 D – Wurzeln in der Vorkriegszeit

DKW Schnellaster

Der Urahn von V-Klasse und Vito erblickt das Licht der Welt vor genau 70 Jahren als DKW-Schnellaster, angetrieben vom markentypischen Zweitakter. DKW gehört zur später an Volkswagen verkauften Auto Union, und beim Schnellaster handelt es sich interessanterweise um das erste in Ingolstadt überhaupt gebaute Automobil. Laut Audi basiert der von einem Zweitakter angetriebene Frontlenker sogar noch “auf bewährter Vorkriegstechnologie.”

DKW Schnellaster

In den 60er-Jahren, als die Auto Union an Volkswagen verkauft wird, wird das mittlerweile optisch neugestaltete und gewachsene Modell an eine spanische Daimler-Benz-Tochter weitergegeben, wo es fortan mit kleinen optischen Änderungen als F1000/N1000/N1300 vom Band läuft.

MB Kleinlaster

Gegen Ende der 70er-Jahre erfährt es eine deutliche optische Überarbeitung (siehe unten), die den etwas verspielten Look durch einen sehr nüchternen Auftritt ersetzt.

MB 100

Die nächste Evolution setzt auf maximale Kantigkeit, und ab 1987 tritt das Modell wieder aus dem Exil heraus und wird in Deutschland feilgeboten.

MB 100 D

1992 erfolgt ein Facelift mit Scheinwerfern und Blinkern im Look der W124-Limousine. Übrigens gibt es auch als Einzelstück den MB 100 E mit Elektroantrieb, der mit geringer Reichweite und mäßigen Fahrleistungen aufwartet.

Mercedes-Benz Necar 1

Und natürlich das Necar 1 mit Wasserstoff-Brennstoffzelle, das im April 1994 bereits über das batterieelektrische Fahrzeug hinausweist. Nachdem der reguläre MB 100 D in Deutschland Ende 1995 ausläuft, wird die Baureihe in Asien in verschiedenen Varianten weitergebaut, bis sie schließlich im Jahre 2014 in China als Maxus Istana ihr Leben aushaucht.

Die erste V-Klasse

Mercedes-Benz V-Klasse

Mit der 1996 vorgestellten, ersten V-Klasse und dem etwas bescheidener ausstaffierten Vito vollziehen die Mercedes-Vans den Sprung in die Moderne. Unter der Haube stecken Diesel- und Ottomotoren.

Mercedes-Benz V-Klasse

Die Spitze bildet dabei ein 174 PS starker 2,8-Liter-VR6 aus dem Hause Volkswagen, der besonders kompakt baut und damit für den Einbau in der frontgetriebenen V-Klasse prädestiniert ist. Zwischen Vito und V-Klasse ist ein Modell namens Vito Mixto positioniert.

Mercedes-Benz Necar 2

Eine besonders umweltfreundliche Ableitung der Baureihe ist der als Prototyp ein Einzelstück bleibende Necar 2 (siehe oben), während die im Herbst 1998 vorgestellte, auf 250 Einheiten begrenzte Sport Edition des Veredlers Brabus mit 18-Zoll-Felgen, Tieferlegung und Sonderlackierung auf Fahrspaß setzt.

Aus V wird Viano: Eine komplette Neukonstruktion

Mercedes-Benz Viano

2003 wird die V-Klasse durch den Viano ersetzt, ein Name, den der damalige Mercedes-Chef Jürgen Hubbert übrigens schon vorher verwenden wollte. Wichtiger jedoch: Das Fahrzeug schwenkt um zum Hinterradantrieb, Allradantrieb ist optional erhältlich. Unter der Haube des rundlicher gezeichneten Viano (und seines Schwestermodells Vito) stecken in den weniger teuren Varianten weiterhin hauseigene Vierzylinder-Motoren, die nach dem Otto- oder Dieselprinzip arbeiten. Bewegung gibt es am oberen Ende: Der von Volkswagen zugelieferte VR6 weicht einem Mercedes-V6, zudem gibt es jetzt auch einen V6-Turbodiesel. Ein Facelift lässt den. Viano gegen Ende der Bauzeit übrigens wieder etwas kantiger wirken.

Mercedes-Benz Viano

Als umweltfreundliches Concept Car gibt es den Vito Blue Efficiency (siehe unten). Die Ströme zucken noch eher bescheiden: Gerade einmal 89 km/h schnell ist der Vito E-Cell, mit dem Mercedes-Benz das Zeitalter der E-Mobilität einläutet; die vermeintlich umweltfreundliche Version läuft in einer Kleinserie vom Band.

Mercedes-Benz Vito BlueEfficiency

Am anderen Ende der Leistungsskala steht eine 426 PS starke Ableitung des Viano, die vom Tuner Brabus mit einem 6,1-Liter-V8 ausgerüstet wird. Und als Einzelstück entsteht ein kurzer Viano mit dem legendären M156-Motor von AMG. Er wird intern als Fotofahrzeug genutzt.

Die neue V-Klasse: Zurück zum Frontantrieb

Mercedes-Benz V-Klasse

Nachdem der VW-Bus mitsamt seinen Ableitungen dem Viano in Sachen Qualitätsanmutung weit nach oben enteilt ist, wird die Präsentation der neuen V-Klasse, von der es auch wieder eine Vito-Ableitung gibt, zum Paukenschlag. Materialqualität und Design liegen weit oberhalb des Vorgängers, technisch findet Daimler zum Frontantrieb zurück. Unter der Haube steckt zunächst der OM651-Dieselmotor, mit dem die V-Klasse bei der Laufkultur praktisch die gleiche Performance wie der auslaufende Sechszylinder bieten soll – bei einem Verbrauch, der um 30 Prozent niedriger liegt. Einen Ottomotor gibt es nicht mehr – außer beim Metris, einer US-amerikanischen Ableitung des Vito.

Mercedes-Benz V-Klasse

Zur Abgrenzung von Vito und V-Klasse merkt der frühere Mercedes-Van-Chef Volker Mornhinweg an: “Die Modelle sind völlig anders entwickelt und auch im Entwicklungsstrahl getrennt; wir haben die Ingenieure aufgeteilt. Wir sehen die V-Klasse als Pkw-Van, den Vito hingegen als ‘kleinen Sprinter.’” Durch die gemeinsamen Strategien mit der Pkw-Entwicklung wurden Features wie die Assistenzsysteme relativ einfach adaptiert. Übrigens gibt es auch erstmals ein AMG-Paket.

Mercedes-Benz V-Klasse

Mit dem nun vorgestellten Facelift sind die Motorleistungen nochmals gestiegen: Der neue OM654-Diesel leistet jetzt bis zu 239 PS und liegt damit praktisch auf dem Niveau der Viano-V6-Versionen. Für die Kraftübertragung sorgt eine Neungang-Automatik, die das zuvor verwendete Siebengang-Aggregat ersetzt.

Mercedes-Benz Concept EQV

Und auch für Elektrofreunde gibt es Grund zur Freund: Das Concept EQV (siehe oben) mit einer Spitze von 160 km/h. Der neue Spitzen-Diesel vergrößert jedoch wieder die Distanz: Er schafft glatte 220 km/h.


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