Einen Geländewagen zu fahren, das galt einmal als Ausweis individuellen Geschmacks. Der Trend wurde in den 70er- und 80er-Jahren initiiert. Dann schwappte die Welle der softeren “Sport Utility Vehicles” von den USA nach Europa. Und schließlich ergänzten Crossover-Modelle die zunehmend unübersichtlichen Modellpaletten der großen Hersteller. Inzwischen ersetzen Crossover-SUVs bereits reguläre Personenwagen-Baureihen.

Wer sich von der Masse abheben möchte, sollte also vom Kauf eines SUV Abstand nehmen. Das bedeutet allerdings nicht gleich, daß man sich wieder der klassischen Limousine zuwenden sollte. Es gibt schließlich noch eine andere Möglichkeit: Wie wäre es mit einem Pickup?

Doch wer sich bislang statt eines SUV für einen Pickup entschied, mußte eine gewisse Leidensfähigkeit mitbringen. Für den Kauf gibt es meist handfeste Gründe: Die gewaltige Ladefläche, ob nun für Freizeit oder Beruf, und die hohe Geländegängigkeit. Dafür müssen ruppige Umgangsformen in Kauf genommen werden.

Ob nun Isuzu D-Max oder Mitsubishi L200, Toyota Hilux oder Nissan Navara: es handelt sich um Gebrauchsfahrzeuge, angetrieben von rauhbeinigen Vierzylinder-Dieselmotoren. Nur zwei Modelle entsprechen gehobenen Anforderungen: Der mittlerweile etwas betagte Volkswagen Amarok, bei dem ein V6-TDI Serie ist – und die neue X-Klasse von Mercedes-Benz, die es bisher allerdings nur mit Vierzylinder-Motoren aus dem Nissan-Baukasten gab.

Starker Antrieb

Doch jetzt hat Mercedes-Benz einen V6-Motor nachgelegt: Der neue X 350d schließt das Angebot der noch immer frischen X-Klasse nach oben ab. Unter der eindrucksvollen Haube steckt ein 190 kW/258 PS starker 3,0-Liter-Turbodiesel, der ein maximales Drehmoment von 550 Nm liefert und den knapp 2,3 Tonnen schweren Pritschenwagen in ganzen 7,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h katapultiert. Die Spitze liegt bei 205 km/h. Und der Spritverbrauch hält sich in Grenzen: Im offiziellen Zyklus werden 9 Liter pro 100 Kilometer in die Brennkammern injiziert. Und dieser Wert läßt sich bei zurückhaltender Fahrweise leicht unterbieten.

Die Kraft wird im X 350d über eine Siebengang-Automatik auf alle vier Räder übertragen. Sie entstammt dem Pkw-Programm von Mercedes-Benz und glänzt mit dezenten Gangwechseln. Und der Sechszylinder schiebt nicht nur kräftig an, er ist zudem hervorragend gedämmt. Keine Frage: Am Steuer dieses Pickup fühlt man sich wie in einem schweren SUV der Oberklasse.

Und damit hebt sich der X 350d sehr deutlich von den Varianten mit Vierzylinder-Motor ab. Das nächstniedrigere Modell, der 140kW/190 PS starke X 250d, ist nicht nur deutlich unkultivierter, sondern auch viel langsamer: Für den Spurt von 0 auf 100 km/h verstreichen 11,8 Sekunden, und der Vortrieb endet bereits bei 175 km/h.

Unverändert ist das Fahrerumfeld: Instrumente und Zentralbildschirm kommen aus dem Pkw-Programm, die Armaturentafel ist geschmackvoll dekoriert. Wenn man genau hinschaut, erblickt man allerdings einige Schalter aus dem Nissan-Baukasten. Schließlich basiert die X-Klasse auf dem Navara, wenngleich die Kabine deutlich verbreitert und die Struktur verstärkt wurde. Fahrer und Beifahrer genießen großzügige Platzverhältnisse, der Sitzkomfort auf der steilen, hoch angebrachten Rückbank läßt allerdings zu wünschen übrig. Und für einen Pickup bietet die X-Klasse zu wenig Ablagemöglichkeiten.

Dafür gibt es hinter der Kabine eine riesige Ladefläche, 156 cm breit und 159 cm lang. Sie kann gegen Aufpreis mit einem Hardtop bzw. mit fester oder flexibler Abdeckung versehen werden. Mit einer Gesamtlänge von 534 cm und einer Breite von 192 cm ist die X-Klasse übrigens gerade noch stadttauglich; sie entspricht in ihren Dimensionen einer Oberklasse-Limousine.

Und genau wie eine Oberklasse-Limousine steht sie nicht an jeder Ecke. Ganz im Gegensatz zu den eingangs erwähnten, massenhaft auftretenden SUV und Geländewagen.


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