Chefentwickler Stephan Reil verlässt Audi Sport: Damit endet eine Ära bei der bis vor kurzem als quattro GmbH firmierenden Hochleistungs-Schmiede. Mit dem Abgang von Stephan Reil verlässt ein Urgestein die Dependance am ehemaligen NSU-Standort Neckarsulm, die sich seit jeher durch ihre Unabhängigkeit und eigene Identität auszeichnet.

Der 52jährige hatte seit dem RS4 von 1999 alle Fahrzeugprojekte verantwortet; er war neben den jeweiligen Geschäftsführern Werner Frowein, Frank van Meel, Heinz Hollerweger und zuletzt Stephan Winkelmann das Gesicht der quattro GmbH (bzw. von Audi Sport). Unter seiner Ägide fiel unter anderem die kontrovers diskutierte Entscheidung, bei der zweiten Generation des R8 den hochdrehenden V10-Saugmotor beizubehalten.

Das Programm wächst

Reil trieb auch die Erweiterung des Programms in Richtung weiterer SUV-Modelle voran; das über die nächsten drei Jahre von 11 auf 16 Modelle erweiterte Audi-Sport-Portefeuille ist noch maßgeblich von ihm geprägt.

Für den Diesel hatte Reil bei den Audi-Sport-Modellen wenig übrig, wenngleich einige Technik-Träger auf Basis des R8 entstanden und auch die elektrische Aufladung in einem RS5-TDI-Prototypen getestet wurde. Bei der Hybridisierung erkannte Reil, dass der Leistungszugewinn in keiner günstigen Relation zum Mehrgewicht steht.

Nicht durchsetzen konnte sich Reil mit dem Anliegen, die Schaltgasse der Modelle mit Doppelkupplungs- oder Wandlerautomat rennmäßig korrekt zu konfigurieren – nämlich mit einem Impuls nach hinten fürs Hochschalten, einem Stoß nach vorne fürs Herunterschalten. Diese Konfiguration hätte nämlich der bei den profaneren Modellen bewährten Schaltrichtung widersprochen, die man einst von der Porsche-Tiptronic übernommen hatte. (Porsche hat die Hausfrauen-Logik mittlerweile korrigiert – eines der vielen Verdienste von Wolfgang Hatz.)

Reil, der eine andere Aufgabe bei Audi übernehmen soll, wird beerbt von Oliver Hoffmann (40). Der studierte Maschinenbauer hat umfangreiche Erfahrung bei Audi und Lamborghini gesammelt; er leitete unter anderem die seriennahe Audi-Motorenentwicklung im ungarischen Raab (Györ) und war für die V10-Aggregate verantwortlich, die aktuell bei Audi und Lamborghini zum Einsatz kommen. Auf zukünftige Modelle und Strategien der faszinierenden Sub-Marke darf man gespannt sein.


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QuelleMatthias Knödler
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