Vielleicht hätte Porsche sich die Tarnung sparen sollen: Sie lenkt mehr Aufmerksamkeit auf unseren Panamera-Konvoi als er ohne Beklebung erhalten hätte. Wir sitzen am Steuer des überarbeiteten Porsche Panamera, der Ende August offiziell präsentiert wird. Er bleibt weiterhin ein Solitär, bietet er doch das Raumangebot der Luxusklasse, aber die dynamischen Qualitäten eines Sportwagens.

Es sind diese zwei Gesichter, die den Panamera auszeichnen. Doch der Konkurrenzdruck ist stärker geworden: Eine neue, technologisch höchst beeindruckende S-Klasse steht kurz vor dem Debüt, andererseits sind sportliche Konkurrenten wie der viertürige AMG GT und das BMW M8 Gran Coupé hinzugekommen.

Porsche Panamera Prototyp
Die Phalanx der Prototypen

Die Antwort der Zuffenhausener besteht darin, die Spreizung zwischen den Charakteren zu vergrößern und die jeweiligen Charaktere nachzuschärfen. Sie lassen sich übrigens problemlos per Fahrmodus-Schalter anwählen.

Wer eine sehr schnelle, komfortable Langstrecken-Limousine sucht, wird sich über den nochmals verbesserten Fahrkomfort und das modernere Infotainment-System freuen. Es agiert flotter als bisher, verfügt über einen höher auflösenden Bildschirm und eine bessere Sprachsteuerung.

Porsche Panamera Prototyp
630 PS dank Feinarbeit: Die ultimative Maschine

Doch der Panamera ist auch sportlicher geworden. Die Änderungen an Dämpfung, des Wankstabilisierung und Drehmomentverteilung steigern die Querdynamik weiter. Insbesondere die Lenkung, bei der jetzt Komponenten aus dem 911 verbaut werden, ist spürbar präziser. Und auch im obersten Geschwindigkeitsbereich lässt sich der Panamera locker und mit großer Exaktheit positionieren.

Die Motorenpalette wird verbreitert und sieht künftig voraussichtlich so aus:

Panamera/Panamera 4: 2,9-Liter-V6, 330 PS (statt vormals 3,0-Liter-V6)
Panamera 4S: 2,9-Liter-V6, 440 PS
Panamera GTS: 4,0-Liter-V8, 480 PS (plus 20 PS)
Panamera Turbo S: 4,0-Liter-V8, 630 PS (ersetzt Panamera Turbo mit 550 PS)

Panamera 4 E-Hybrid: 2,9-Liter-V6, 462 PS
Panamera 4S E-Hybrid: 2,9-Liter-V6, 560 PS (neues Modell)
Panamera Turbo S E-Hybrid: 4,0-Liter-V8, 700 PS (plus 20 PS)

Porsche Panamera Prototyp
Die Spitzenversion weist sich durch die eckigen Endrohre aus.

Wichtig ist dabei: Die drei Hybrid-Modelle erhalten eine Batterie mit größerer Kapazität, und der im GTS sowie im Turbo S E-Hybrid weitgehend unveränderte 4,0-Liter-V8 wird speziell für den Turbo S umfangreich verfeinert – unter anderem mit neuen Kolben, Kurbelwelle und Steuerkette, größeren Turboladern, neuen Einspritzdüsen und optimierten Zündkerzen. Mit diesem Motor dürfte der Panamera 325 km/h erreichen.

Eine schlechte Nachricht gibt es auch: Auch zum Facelift hat sich Porsche nicht dazu durchringen können, den extrem sauberen, sparsamen und leistungsfähigen V8-Diesel zurückzubringen, obwohl er in anderen Konzernmodellen eine außergewöhnlich gute Figur abgibt.

Porsche Panamera Prototyp
Baureihenleiter Thomas Friemuth und GTspirit-Autor Jens Meiners

Bei den Ottomotoren gilt: Unsere Kaufempfehlung geht eindeutig zu den nicht hybridisierten Modellen, die eine perfekt lineare Kraftentfaltung bieten und von dem um rund 300 Kilo niedrigeren Fahrzeuggewicht profitieren. Wer jedoch auf die Elektrifizierung Wert legt, der kann sich über mehr Reichweite und ein deutlich verbessertes Bremsgefühl freuen, das nicht mehr so artifiziell wirkt wie früher.

Und er sollte es nicht versäumen, die Akkus bei jeder Gelegenheit mit hoffentlich umweltfreundlich erzeugtem Strom nachzuladen, denn sonst verkehrt sich der theoretische Verbrauchsvorteil, der sich in den offiziellen Verbrauchswerten (auf Geheiß der Politik) in geradezu märchenhaften Zahlenwerten manifestiert, nur allzu rasch ins Gegenteil.

Porsche Panamera Prototyp
Prototyp im Fahrtest

Die stilistischen Änderungen am Panamera sind dezent: Die Frontschürze des Sport Design-Paket gehört fortan zum Serienumfang, der Turbo S bekommt eine eigenständige Schürze, das Tagfahrlicht präsentiert sich in neuem, sauber abgestimmten Design und das Schlußlicht verläuft jetzt in einer ununterbrochenen Linie: Perfektion. Übrigens gibt es weiterhin drei Karosserieformen: Kurz, lang und Sport Turismo.

Im Interieur findet sich ein neues Lenkrad, es gibt neue Hölzer – und weiterhin einen Wählhebel mit manueller Schaltgasse. Damit kann das automatische Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe per Handbewegung angesteuert werden: Ziehen zum Hochschalten, stoßen zum Herunterschalten. Erstaunlich, daß etwa Audi diese dem Rennsport entlehnte Logik noch immer nicht begriffen hat.

Porsche Panamera Prototyp
Schneller Konvoi

Übrigens gibt es noch eine weitere Neuerung im Motorenprogramm: Die Zuziehhilfe für die Heckklappe, die bislang ungebührlich angestrengte Töne vernehmen ließ, wurde ersetzt. Der neue Elektromotor arbeitet leiser und beendet seine Tätigkeit mit einem feinen Klacken. Ein schönes Beispiel für die Arbeit an kleinen Details, die den Panamera weiterhin zu einer nicht nur sportlichen, sondern auch außergewöhnlichen perfekten Luxuslimousine macht.


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