Je größer die Nachfrage, desto länger die Lieferzeiten: Es gab eine Ära, in der manche Premium-Fahrzeuge nicht verkauft, sondern geradezu verteilt wurden. Heute kennt man ähnliches nur von Supersportwagen und limitierten Serien wie etwa dem Porsche 911 R oder dem Mercedes-AMG Project One.

Und man kannte es von Tesla. Zehntausende Amerikaner warteten am 31. März 2016 in langen Schlangen vor den Verkaufstempeln der Marke, um eine Anzahlung in Höhe von 1000 Dollar zu leisten: Sie wollten zu den ersten Kunden des Model 3 gehören. Mehr als 450 000 Reservierungen sollen Tesla im Sommer 2017 vorgelegen haben. Doch jetzt scheint die Nachfrage zusammengebrochen zu sein.

Dies jedenfalls läßt sich aus den Lieferzeiten ablesen: Laut Auskunft der Tesla-Webseite für den US-Markt sind alle bestellbaren Modelle der Marke mehr oder weniger sofort, nämlich noch diesen Monat, lieferbar. Das gilt nicht nur für Model S und Model X, sondern auch für den Model 3 – und zwar in sämtlichen Varianten.

Man hat alles versucht

Derzeit kostet die Einstiegsversion in den USA 42 900 Dollar, einen Betrag, den Tesla mit Rechentricks (3750 Dollar Subvention plus 4300 Dollar “Benzin-Einsparungen”) auf 34 850 Dollar herunterrechnet. Tesla hat die Preise bereits mehrfach abgesenkt, um die Nachfrage anzukurbeln. Gleichzeitig wurde die Einstiegsversion des Model S gestrichen, um den teureren Versionen des Model 3 Luft zu verschaffen. Zudem wurde Kunden, die auf eine Probefahrt verzichten, ein dreitägiges Rückgaberecht eingeräumt. Genützt hat es nichts.

Auch in Europa gibt es keine nennenswerten Lieferzeiten. In Deutschland sollen die einzigen verfügbaren Model-3-Typen, die Doppelmotor-Variante für 55 400 Euro und die Performance-Version für 66 100 Euro, im März zur Auslieferung kommen. Sofern nichts dazwischenkommt: Die ersten europäischen Kunden, die diese Woche auf Aufforderung von Tesla in Zeebrugge ihre bestellten Autos abholen wollten, wurden plötzlich abgewiesen. Es gebe “viele unerwartete Herausforderungen”, teilte Tesla-Guru Elon Musk auf dem Nachrichtendienst Twitter mit. Er verzichtete darauf, seine Aussage zu präzisieren.

Wieviele Kunden noch auf die billige Einstiegsversion des Model 3 warten, ist unklar. “Ich denke, Reservierungen sind nicht relevant”, teile der scheidende Finanzchef Deepak Ahuja vor wenigen Tagen auf einer Telefonkonferenz mit: ”Es ist unpassend, die Zahl der Reservierungen mitzuteilen.” Das Einstiegsmodell soll laut US-Webseite “in vier bis sechs Monaten” verfügbar sein. Eine Aussage, die dort auch schon im Herbst zu lesen war.


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