Die vergangene Woche hatte es in sich: Die Meldungen im Premium-Segment überschlugen sich geradezu. Bei Daimler und Cadillac wurden strategische Weichenstellungen getroffen, und auch von der amerikanischen Elektromarke Tesla gibt entscheidendes zu berichten.

The Good: Ola Källenius wird Daimler-Chef

Ola Källenius

Es dürfte niemanden überrascht haben: Daimler-Konzernforschungschef und Mercedes-Benz-Chefentwickler Ola Källenius übernimmt den Stab von Dieter Zetsche – und zwar im kommenden Mai, auf der Daimler-Hauptversammlung in Berlin. Zetsche wechselt 2021 nach der obligatorischen Karenzzeit an die Spitze des Aufsichtsrats.

Källenius, der sich seit nunmehr 23 Jahren im Konzern kontinuierlich nach oben gearbeitet hat, war schon vor dem plötzlichen Abgang von Wolfgang Bernhard im Februar 2017 als Nachfolger Zetsches gesetzt. Seine Entscheidungen zeichnen sich im Vergleich zum früheren Kronprinzen Bernhard durch ähnliche Konsequenz aus, allerdings ist Källenius in der Lage, sie deutlich konzilianter zu formulieren und seine Mitarbeiter für das gemeinsame Ziel zu motivieren. Källenius’ Führungsstil zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Abwesenheit von Allüren aus.

Der Schwede übernimmt ein bestens bestelltes Haus, das geprägt wird durch die visionären technischen Entwicklungen, die vielfach noch von seinem Vorgänger Thomas Weber aufgesetzt wurden – und durch die extrem erfolgreiche Formensprache, entstanden unter Chefdesigner Gorden Wagener. Man darf sich auf Kontinuität auf sehr hohem Niveau einstellen.

The Bad: Cadillac verläßt New York

Cadillac CTS-V

Die GM-Nobelmarke Cadillac scheint den Aderlaß durch den Abgang des früheren Chefs Johan de Nysschen und von Marketingchef Uwe Ellinghaus schlecht zu verkraften. Erst 2015 hatte man eine glanzvolle Immobilie im New Yorker Trendviertel SoHo bezogen, um neue Talente anzulocken und die Marke – abseits der verstaubten Kultur der klassischen Autometropole Detroit – neu zu definieren.

De Nysschen, ein brillianter Analytiker, eckte mit seiner direkten Art in der Detroiter Konsens-Kultur an; sein Abgang bewies vor allem, daß Neuankömmlinge in dieser Position von der GM-Unternehmenskultur kaum akzeptiert werden. Dem Vernehmen nach ging es Konzernchefin Mary Barra bei der Personalie De Nysschen zuletzt nicht mehr um die Sache, sondern nur noch um Befindlichkeiten.

Mit der Demission von Ellinghaus, der Cadillac im Guten und aus persönlichen Gründen verließ, standen die Zeichen für den Standort New York endgültig an der Wand. Dabei hatte das Duo den Wandel des Markenbildes erfolgreich eingeleitet; innovative Vertriebskonzepte wie der Service “Book by Cadillac” waren erfolgreich eingeschlagen.

Der jetzt angekündigte Umzug von Cadillac in die staubige Vorstadt Warren bei Detroit sorgt in der Branche für Spott. Dazu paßt, daß man jetzt auch bei der Produktplanung kleinere Brötchen backt: Die ultrasportlichen V-Modelle fliegen aus dem Programm, dafür dürfen in Zukunft die weniger anspruchsvollen und schwächeren Vsport-Typen das bislang so begehrte Etikett tragen.

The Ugly: Tesla im Fadenkreuz der Justiz

Tesla

Es hat lange gedauert, jetzt schnappt die Falle zu: Die Elektromarke Tesla ist im Fadenkreuz der amerikanischen Börsenaufsichtskontrolle gelandet. Am Freitag wurde ein Verfahren gegen Firmenguru Elon Musk angestrengt; der Milliardär hatte Anfang August mit Twitter-Botschaften, denen zufolge er die Marke für 420 Dollar (sic) pro Aktie vom Markt nehmen wollte, eine regelrechte Kursrallye angefacht. Hinter diesen Botschaften steckte nichts als Wunschdenken, wie sich jetzt herausstellt (und wie von Skeptikern schon lange vermutet wurde).

Das Verfahren, an dessen Ende hohe Strafzahlungen und Musks Entfernung als Firmenchef stehen könnte, fügt sich ein in eine Reihe bizarrer Fehlleistungen. Musk hat sich jüngst ein weiteres Verfahren eingehandelt, weil er einen der Helden der thailändischen Höhlenrettung per Twitter mehrfach als Pädophilen bezeichnete, ohne Belege vorzuweisen.

Dabei brennt es in der Firma des Pädophilie-Experten an allen Ecken und Enden: Das brandneue Model 3 steht teils auf Halde, zahlreiche Kunden bekommen längst bezahlte Autos nicht ausgeliefert und die Qualität der hochgelobten Baureihe markiert – wie der Branchendienst True Delta gerade ermittelte – mit einer Reparaturhäufigkeit von 460 Prozent des Industriedurchschnitts einen bizarren Tiefpunkt.

Doch Musk findet stets einen Sündenbock. Jetzt handele es sich, so ein rätselhafter Tweet vom Montag, um einen Mangel an Autotransportern, und deshalb werde man schon an diesem Wochenende anfangen, eigene Transporter zu fertigen. Die Spediteursbranche dürfte angesichts dieser Einlassung in Gelächter ausgebrochen sein. Dort gibt es reichlich Kapazitäten. Doch für Tesla wird man angesichts der aktuellen Entwicklungen wohl nur noch gegen Vorkasse tätig werden.


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