Los Angeles, die Mega-Westküsten-Metropole, ist nicht nur für ihre fulminante Filmindustrie und die endlosen Strände bekannt, sondern auch für ihren Enthusiasmus in Sachen Elektromobilität. Kalifornien steht mit an vorderster Front im – durchaus umstrittenen – globalen Wandel und bei “alternativen” Verkehrslösungen. Mit ambitionierten Klimazielen, technologischer Innovationskultur, aber eingebettet in eine starke Auto-Szene, hat sich die Stadt der Engel von der großen Gas-Guzzler-Gemeinde zu einem zentralen Hub für Elektrofahrzeuge entwickelt. Grund genug für Volvo hier sein neuestes und größtes E-Auto vorzustellen.
Der 5,04 Meter lange, fünf-, sechs- oder siebensitzige EX90 ist ein echter Premium-SUV, das beweist nicht nur unser erstes Rendezvous, sondern auch ein Blick in die Preisliste, die bei deutlich mehr als einer Handvoll Dollar, nämlich bei 83.700 Euro, beginnt. Das Bemerkenswerte? Trotz der Länge und mit einer Breite von 1,96 Meter wirkt er nicht so massig wie die rollenden Schrankwände so mancher Mitbewerber. Der Schwede bietet eine faszinierende Mischung aus Eleganz und Athletik, und der Luftwiderstandsbeiwert von 0,29 ist ein beachtlicher Topwert im Segment.
Stichwort Siebensitzer: Innen ist alles erstaunlich geräumig, aber – Achtung! – die dritte Sitzreihe ist eher ein Gimmick für die Kids und maximal kurzstreckentauglich. Beim Gepäckabteil gibt es überhaupt nichts zu meckern, hier wird der coole Crossover zum Cargo-Meister – mit bis zu 1955 Litern Volumen – bei dachhoher Beladung. Zusätzlich findet man unter dem Boden des Gepäckraums ein zusätzliches Staufach mit 65 Litern Fassungsvermögen.
Und die Materialien im Innenraum? Entweder Stoffe (Tailored Wool) oder Kunstleder (Nordico), aber alles mit manierlicher Haptik. Selbst das Sportlenkrad ist, warum auch immer, lederfrei. Im Mittelpunkt des Cockpits thront der Infotainment-Bildschirm – brillant scharf, schnell, aber nicht von den Nordkaliforniern Apple, sondern Android-basiert. Viele Funktionen, die bei den Verbrennern à la XC60, XC90 & Co. per Knopf regelbar sind, haben sich ins Touchscreen-Nirwana verabschiedet. Außenspiegel und Head-up einstellen? Klimaanlage justieren? Neulinge werden sich hier erstmal die Finger wundtippen. Wer aber einmal seine individuelle Einstellung gefunden hat, der segelt durch die mannigfaltigen Menüs wie durch den schwedischen Sommer auf der Ostsee.
Und das Fahren mit der 380 kW/517 PS-Topversion? Keine Kompromisse, zumindest wenn man das volle Programm bucht: Die Top-Variante, mit Zweikammer-Luftfederung ausgestattet, macht Schluss mit holprigen Straßen – jede Unebenheit wird weggeschluckt, während die Karosserie selbst in schnellen Kurven wie festgetackert bleibt. Natürlich treibt das den Preis sportlich hoch, auf bis zu 125.000 Euro. Aber was man dafür bekommt, ist beeindruckend: Stille. Der flüsterleise Elektromotor und die Rundum-Geräusch-Killer-Wattierung isolieren Fahrer und Insassen derart gut, dass man sich fragt, ob da draußen überhaupt noch Verkehr stattfindet.
Der Highway? Eine Wohlfühloase. Kurvige Hinterlandstraßen wie der Angel Crest? Kein Problem. Und in der Stadt? Da wirkt der bullige EX90 trotz fehlender Hinterachslenkung erstaunlich wendig. Reichweitenangst? Nicht wirklich. Die 101-kWh-Batterie der Einstiegsvariante reicht laut Datenblatt für 570 Kilometer, die Twin-Motor-Modelle schaffen es mit ihrem 107-kWh-Akku auf bis zu 614 Kilometer. Gefahren und geladen wird mit 400-Volt-Technik. 250 kW Ladeleistung sind in der Spitze drin, und von 10 auf 80 Prozent geht es in knapp 30 Minuten.
Noch was? Gerade bei unseren kurvenreichen Testfahrten greift der Beifahrer immer wieder vergeblich nach oben zum Haltegriff. Wie auch schon beim Einstiegsmodell EX30 wurden alle vier Griffe schlichtweg eingespart. Ist aber eigentlich kein Problem, hält man sich halt am Türgriff fest…
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