“The gift that keeps on giving”: Der einstige Kodak-Werbespruch läßt sich auch in der Automobilindustrie hervorragend anwenden. Und zwar auf die mit gewaltigem Aufwand entwickelten Hybrid-Sport- und Rennwagen. Beim jetzt vorgestellten Porsche Cayenne Turbo S E-Hybrid sind es abermals der Porsche 918 Spyder und der Rennwagen 919 Hybrid LMP1. Die Hybrid-Technologie des schweren SUV wurde “auf der Rennstrecke entwickelt”, so Porsche.

Dabei schwingt mit: Die Hybrid-Technologie ist das Nonplusultra, wenn es um Geschwindigkeit und Rundenzeiten geht. Was in Wirklichkeit hinter vielen Hybrid-Rennwagen steht, sind teilweise bizarre Regularien, von Sportfunktionären in Hinterzimmern ersonnen.

Porsche Cayenne Turbo S E-Hybrid

Die Technologie des Doppelantriebs, gespeist von einem 75-Liter-Kraftstofftank und einem 130-Kilogramm-Batteriepack, mit dem sage und schreibe weitere 40 Kilometer “rein elektrisch” zurückgelegt werden können, ist nun für das Cayenne-Spitzenmodell “von der Rennstrecke in die Serie übertragen” worden. Cayenne und Cayenne Coupé mit diesem Antrieb figurieren bei Porsche damit als Hybridmodell Nummer 9 und 10.

Es entspricht der aktuellen Limousinen- und Geländewagenstrategie von Porsche, die Hybridmodelle an der Spitze ihrer jeweiligen Baureihen zu positionieren. Und so bildet der Porsche Cayenne Turbo S E-Hybrid den oberen Abschluß der Cayenne-Palette; sein Elektromotor liefert bis zu 136 PS, so daß die Systemleistung bei sensationellen 680 PS liegt. Der reguläre Cayenne Turbo leistet 550 PS. Die Fahrleistungen können sich sehen lassen: Von 0 auf 100 km/h in 3,8 Sekunden, die 200 km/h in 13,2 Sekunden, Vmax 295 km/h. Rein elektrisch kann dieser Cayenne bis zu 135 km/h schnell fahren. Im Zyklus verbraucht er weniger als 4 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer – im Realbetrieb ein frommer Wunsch.

Die Längsdynamik dieses stärksten Cayenne ist mehr als eindrucksvoll. Der Wagen wirkt so ruhig wie agil, und der Übergang vom Elektromotor zum Verbrenner ist so gleitend, daß man ihn eigentlich nur an den Instrumenten nachvollziehen kann. Bei zügiger Fahrt gibt es allerdings eine unangenehme Überraschung: Die Ladung der Batterie geht schnell zur Neige. Langstreckenfahrer werden vermutlich mit diesem Hybridfahrzeug nur wenig Kraftstoff einsparen – wenn überhaupt.

Die große Show

Wer es dennoch auf sich nehmen will, für die Extra-Kilometer die schweren Kabel einzustöpseln, der kann übrigens den Ladevorgang über eine Applikation am Mobilgerät kontrollieren – und ihn gleichzeitig staunenden Mitmenschen vorführen.

Querdynamisch macht sich das hohe Gewicht der Hybridisierung leider durchaus bemerkbar. Schon die Batterie wiegt 130 Kilogramm, insgesamt bringt der Porsche Cayenne Turbo S E-Hybrid sogar stolze 315 Kilogramm mehr auf die Waage als der reguläre Turbo: Die Waage zeigt stolze 2490 Kilogramm an.

Porsche Cayenne Turbo S E-Hybrid

Und das ist vermutlich auch der Grund dafür, daß Porsche fast alle Fahrwerksoptionen serienmäßig verbaut: Wenn es ein Cayenne nötig hat, dann dieser. Und so sind Porsche Stability Management (PSM), aktive Dämpfer, Luftfederung, ein Torque Vectoring-System, Wankstabilisierung (PDCC), Traktionsmanagement, Servolenkung Plus, 4D-Chassis-Regelung und Keramik-Verbundbremsen stets an Bord. Daß die mitlenkende Hinterachse noch extra bezahlt werden muß, ist einigermaßen kurios. Sie ist geradezu ein Muß. Serienmäßig ist dafür auch das Sport-Chrono-Paket mit der etwas altmodisch wirkenden Stoppuhr auf der Armaturentafel.

Porsche Cayenne Turbo S E-Hybrid

Immerhin: Es gibt Fortschritte bei der Batterie. Inzwischen kann mit 37 kW nachgeladen werden. Die Zellen neu und dichter gepackt. Aktuell befindet man sich am Limit, die Zukunft dürfte den Feststoffbatterien gehören, die allerdings noch längst nicht serienreif sind. Nicht antasten möchte man den Ladebereich der Batterie; Porsche bewegt sich hier zwischen 15 und 85 Prozent, während Tesla beispielsweise mit 5 bis 95 Prozent arbeitet – was der Langlebigkeit nicht eben zuträglich ist.

Bestellbar ist der Porsche Cayenne Turbo S E-Hybrid schon heute, ab Anfang Oktober wird er ausgeliefert. Darüber freuen sich dem Vernehmen nach übrigens auch die Scheichs im Nahe Osten. Dort, so ist zu hören, rechnet man mit einer besonders hohen Verbauquote für diesen Spitzenantrieb, handelt es sich doch nicht nur um den stärksten, sondern auch den teuersten Cayenne. Und angesichts der Realverbräuche müssen sie sich auch keine Sorgen um ihr Geschäftsmodell machen.

Porsche Cayenne Turbo S E-Hybrid

Mindestens 172 604 Euro müssen für den Porsche Cayenne Turbo S E-Hybrid den Besitzer wechseln, die Coupé-Variante kostet ab 176 293 Euro. Grüne Bremssättel inklusive.


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