Längst hat sich Audi in der Oberklasse etabliert: Der neue A8 ist die nunmehr fünfte Auflage des Ingolstädter Spitzenmodells. Die hochstapelnde Modellbezeichnung – 50 TDI für den 3,0-Liter-TDI, 55 TFSI für den 3,0-Liter-TFSI -ist eine Reverenz an die Kunden in China. Mit dem kommenden Modelljahr wird die Nomenklatur über die gesamte Audi-Modellpalette ausgerollt.

Verstecken müsen sich die Maschinen jedenfalls nicht: Der Einstiegs-TDI erzeugt immerhin 286 PS und 600 Nm Drehmoment, die über eine von ZF zugelieferte Achtgang-Tiptronic auf alle vier Räder übertragen werden. Und das genügt, um den A8 mit Nachdruck in Bewegung zu setzen: Der Spurt von 0 auf 100 km/h dauert nur 5,9 Sekunden, abgeregelt wird bei standesgemäßen 250 km/h.

Nur beim Start erklingt ein gedämpftes Brummen, ansonsten arbeitet der TDI fast lautlos. Und trotz einem Leergewicht von immerhin 2050 Kilogramm liegt der Zyklusverbrauch bei nur 5,6 Litern pro 100 Kilometer. Damit können Reichweiten von über 1000 Kilometern erreicht werden: Eindrücklicher Beweis für die Daseinsberechtigung des Dieselantriebs, auf den Langstreckenfahrer auch in Zukunft kaum verzichten werden.

Als Alternative bietet Audi zum Marktstart einen 340 PS starken 3,0-Liter-V6-Ottomotor an, der in der Leistung höher, im Drehmoment mit 500 Nm jedoch niedriger liegt als der TDI: Der A8 55 TFSI ist eine überzeugende Komfort-Motorisierung, mit einem Zyklusverbrauch von 7,5 Litern muss die Zapfsäule jedoch erheblich häufiger angesteuert werden – zumal die Realverbräuche bei leistungsstarken Ottomotoren oft deutlich höher liegen als angegeben.

Dann lieber gleich auf den A8 60 TFSI warten, der erst mit einigen Monaten Verzögerung angeboten wird: Hier arbeitet unter der Motorhaube ein 460 PS starker 4,0-Liter-V8-Biturbo, der die große Limousine auf Befehl des Fahrers geradezu katapultartig nach vorn schleudert. Untermalt wird die Leistungsexplosion von einem lediglich angedeuteten, V8-typischen Grollen.

Audi wird sogar noch draufsatteln, und zwar mit einem 585 PS starken W12-Motor sowie mit S8-Varianten, mit dene die 600-PS-Marke durchschritten werden könnte. Außerdem wird ein V8 TDI lanciert, und politisch besonders korrekte Oberklasse-Fahrer müssen sich noch gedulden, bis der 449 PS starke Plug-In-Hybrid namens A8 60 e-tron auf den Markt kommt. Diese Variante dürfte dann – wie alle Plug-In-Hybride – mit Verbrauchswerten aus dem Reich der Phantasie auftreten, was man Audi nicht vorwerfen darf: So sind nun einmal die politischen Vorgaben.

Bis auf den Plug-In-Hybriden, der über Hochvolt-Technik verfügt, rollt Audi alle A8-Varianten mit einer 48-Volt-Hybridisierung aus. Die hilft dabei, die komplexe und vielfach vernetzte Elektronik zuverlässig zu steuern, und sie erlaubt den Einsatz eines Mild-Hybrid-Konzepts mit riemengetriebenem Starter-Generator und eindrucksvoller Rekuperationsleistung.

Der neue A8 kommt mit zwei Radständen und serienmäßger adaptiver Luftfederung; gegen Aufpreis gibt es ein aktives Fahrwerk, Allradlenkung und Sportdifferential. Gerade wenn die letzteren Systeme verbaut sind, glänzt der A8 auf der Straße mit nahezu unglaublicher Agilität; die große Limousine scheint in engen Kurven zu schrumpfen, und die Seitenneigung verschwindet fast völlig. Das Fahrgefühl bleibt allerdings ein wenig artifiziell, wozu auch die sehr leichtgängig abgestimmte Lenkung beiträgt. Im Dynamik-Modus wirkt sie etwas klebrig.

Schon mit kurzem Radstand ist der Komfort restlos auf Oberklasse-Niveau, die lange Variante ist nochmals eindrucksvoller: Wie gründlich der neue A8 Fahrbahnunebenheiten wegbügelt und wie niedrig der Geräuschpegel im Interieur liegt, das dürfte schwer zu übertreffen sein.

Vorsprung durch Autonomie

Die Liste der Assistenzsysteme ist nahezu endlos; zu den Höhepunkten zählt der Staupilot, der bis zu 60 km/h autonomes Fahren der Stufe 3 ermöglicht und erst mit Verzögerung in den Markt kommt: Die Technik steht bereit, die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind es noch nicht. Eine ärgerliche Situation für Audi, denn der sprichwörtliche Vorsprung auf die Konkurrenz schrumpft. Die schon heute verfügbaren Assistenzsysteme sind von der Leistungsfähigkeit des Staupiloten weit entfernt.

Zu den technischen Höhepunkten zählt auch das Licht des A8: Gegen Aufpreis gibt es Matrix-LED-Scheinwerfer, und in der Spitze kommt ein Laser-Fernlicht zum Einsatz, das einen gleißenden Lichtteppich vor dem Fahrer ausbreitet. Die serienmäßigen LED-Heckleuchten lassen sich durch OLED-Schlußlichter ersetzen, die beim Öffnen und Schließen des Fahrzeugs eine anspruchsvolle Licht-Inszenierung vollführen.

Auch durch das Interieur gleitet beim Einsteigen eine Lichtwelle; sie akzentuiert das wohl futuristischste Interieur, das in dieser Klasse heute zu bekommen ist. Die TFT-Instrumentierung vor dem Fahrer ist aus anderen Audi-Modellen bekannt, arbeitet hier aber deutlich schneller; die Mittelkonsole verfügt über ein großzügige, bündig eingepasste Verglasung mit berührungsempfindlicher Oberfläche. Wer die aufpreispflichtige Viersitz-Anlage bestellt hat, kann wichtige Funktionen auch im Fond bedienen – über ein herausnehmbares Bedienteil, das einem Smartphone ähnelt.

Während das Interieur den technologischen Sprung nach vorn auch stilistisch auf den ersten Blick vermittelt, erschließt sich die äußere Form des neuen A8 erst in zweiter und dritter Lesung: Das Design ist eleganter als beim Vorgänger, die Flächenbehandlung viel subtiler. Streiten kann man sich über das Auspuffkonzept: Während die Abgase nach unten entweichen, profilieren sich optisch zwei große, chromumrandete “kalte” Blenden an der Heckschürze. Erst bei den S8-Modellen wird der Auspuff sichtbar.


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QuelleAudi
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