Sie wollen ganz oben mitspielen, die Koreaner: Die hinterradgetriebene Sportlimosine Stinger soll es demnächst mit europäischen Angeboten vom Schlage eines Audi A7 oder Mercedes-Benz CLS aufnehmen. Doch es gibt schon heute Modelle, die aus der Masse der Konkurrenten herausragen. Das ambitionierteste unter ihnen ist der Kia Optima Sportswagon GT.

Dass es die aktuelle Optima-Modellgeneration als Sportswagon gibt, ist eine klare Ansage: Kia will sich in Europa etablieren. Denn nur hier werden Kombimodelle in nennenswerter Stückzahl verkauft. Und während sich das reguläre Programm mit einem 141 PS starken 1,7-Liter-Turbodiesel und einem 163 PS starken 2,4-Liter-Ottomotor begnügt, profiliert sich die Version GT mit eigenständiger Ausstattung und stolzen 245 PS.

Wer die Motorhaube öffnet, könnte sogar auf die Idee kommen, dort arbeite ein quer eingebauter V6-Motor – denn genau so ist die Motorenabdeckung gestaltet. Tatsächlich begnügt sich der Optima jedoch mit einem turboaufgeladenen 2,0-Liter-Aggregat, das seine Leistung aus vier Töpfen holt. Das maximale Drehmoment von 350 Nm liegt schon bei 1350 U/min an; die Kraft wird über einen sechsstufigen Wandlerautomaten auf die Vorderachse übertragen.

Der Vierzylinder von Kia mag aussehen wie ein V6, doch er hört sich an wie ein V8. Dafür sorgt ein an der Windschutzscheibe plazierter Aktor, der sich vor allem im Fahrprogramm “Sport” vernehmlich aufschaltet. Die Außenwelt bekommt übrigens nichts mit von der satten Klangfülle, die sich per Tastendruck in den Innenraum des Koreaners ergießt.

Sie registriert lediglich, dass sich hier ein großer Kombi mit ungewöhnlicher Vehemenz in Szene setzt. Denn wer beim Losfahren keinen feinfühligen Gasfuß walten lässt, legt einen veritablen Kavalierstart hin. Der Sprint von 0 auf 100 km/h dauert lediglich 7,6 Sekunden, und die im fünften Gang erreichte Spitze liegt bei 232 km/h. Der Zyklusverbrauch von 8,2 Litern pro 100 Kilometer lässt sich übrigens mühelos erreichen; wer dem Turbomotor ein paar Liter mehr gönnt, kommt sogar ausgesprochen zügig voran. Die Automatik könnte für unseren Geschmack übrigens noch etwas schneller parieren; eine klassische Handschaltung gibt es leider nicht. Und es wäre hilfreich, wenn der Bildschirm im manuellen Schaltmodus nicht einen unter Verbrauchsgesichtspunkten sinnvollen Gang anzeigen würde, sondern den tatsächlich eingelegten.

Gute Straßenlage

Besonders positiv überrascht das Fahrwerk, einst eine Achillesferse der Koreaner. Die an der Zahnstange plazierte elektrische Servolenkung ist gut gewichtet und liefert ordentliche Rückmeldung. Der Kia Optima Sportswagon GT steht auf Breitreifen der Dimension 235/45 ZR 18, die Bremsanlage wurde verstärkt, das Fahrwerk im Vergleich zu den schwächeren Varianten gestrafft.

Mit Erfolg: Der Aufbau ist auch auf schlechten Straßen kaum aus der Ruhe zu bringen, und Wankbewegungen sowie Untersteuerneigung halten sich auch bei zügigem Fahrstil in erfreulich engen Grenzen. Insgesamt kann dem Fahrwerk attestiert werden, das Niveau der europäischen Konkurrenz erreicht zu haben – und das ist eine sehr respektable Leistung.

Das gilt auch für die Qualität des geräumigen, klapperfrei verarbeiteten Interieurs, wenngleich sich hier bereits die Vorgängergeneration nicht verstecken musste. Deren Cockpit sah übrigens interessanter aus als die etwas generisch wirkende Armaturentafel des aktuellen Modells.

Das bewährte Infotainment-System funktioniert tadellos, die Harman-Kardon-Stereoanlage ist sogar richtig gut. Und zur umfangreichen Serienausstattung zählen unter anderem eine induktive Ladeschale fürs Mobilgerät sowie eine automatisch öffnende Heckklappe, bei der es genügt, sich neben dem Fahrzeug zu positionieren. Den einbeinigen Tanz überlässt Kia den Kunden deutscher Konkurrenzmodelle.

Die Form des Kia Optima Sportswagon GT ist so coupéhaft, dass geschwätzigere Marketing-Abteilungen wohl von einem “Shooting Break” sprechen würden; Kia erspart sich diese automobilhistorisch etwas fragwürdige Verrenkung. Dieser 41 790 Euro teure Kombi kann es nicht nur mit der etablierten Konkurrenz aufnehmen, er sieht einfach gut aus. Und macht neugierig auf die kommenden Spitzenmodelle der Marke.


NEWSLETTER ABONNIEREN

Unser Newsletter liefert täglich die neuesten Artikel und die spannendsten Geschichten direkt in Ihr E-Mail-Postfach. Geben Sie uns einfach Ihre E-Mail-Adresse und los geht Ihr kostenloses Newsletter-Abonnement.

Kommentieren Sie den Artikel

Please enter your comment!
Please enter your name here