Das private Auto ist für viele Menschen die größte Ausgabe überhaupt; kein Wunder, dass sie sensibel reagieren, wenn es um ihren fahrbaren Untersatz geht. Über die visionäre Kraft der Politik kann man daher bisweilen nur staunen. So ließ Bundeskanzlerin Merkel kürzlich verlauten, schon bald – nämlich in gerade einmal 20 Jahren – werde man nur noch in Ausnahmefällen selbst fahren dürfen. Und auch die Kampagnen zur Forcierung der Elektromobilität sind sattsam bekannt. SPD-Spitzenkandidat Schulz sprach sich in diesem Zusammenhang für Zwangsquoten aus – und hat es damit geschafft, den dirigistischen Impetus der Bundeskanzlerin noch zu übertreffen.

Da lohnt es sich, einmal nachzuhören, was die Bürger tatsächlich wollen. Zum achten Mal hat Aral jetzt seine Trendstudie präsentiert, in deren Rahmen über 1000 Menschen über ihre Ansichten und Präferenzen beim Autokauf befragt wurden. Soviel sei vorweggenommen: Wenn es nach den Käufern geht, darf die “Verkehrswende” gerne ausbleiben.

Zwar hat der Dieselantrieb beim Kunden gelitten: Nur noch 18 Prozent wollen beim nächsten Kauf einen Selbstzünder bestellen. Der Rückgang von 31 Prozent im Jahre 2015 geht allerdings vorwiegend zugunsten des Benziners: 52 Prozent wollen ein Auto mit Ottomotor kaufen. 15 Prozent präferieren einen Hybriden, und nur 5 Prozent bevorzugen ein “reines” Elektroauto. Interessanterweise kommt der Diesel bei jüngeren Kunden mit 21 Prozent besser weg als bei den älteren Käufern.

Das E-Auto müsste viel besser werden

Die Anschaffung eines Elektroautos können sich zwar 55 Prozent grundsätzlich vorstellen, bei genauerer Nachfrage wird jedoch deutlich, dass die Strom-Fahrzeuge noch viel besser werden müssten. Weniger als 3000 Euro Mehrpreis würde der Durchschnitt der Autokäufer dafür investieren, diese Autos müssen jedoch andererseits – so die erhobenen Durchschnittswerte – eine Reichweite von mindestens 463 Kilometern erreichen und in maximal 30 Minuten voll aufgeladen sein.

Bis Elektroautos mit einer derartigen Performance zur Verfügung stehen, dürfte noch viel Zeit ins Land gehen, während der erhoffte Aufpreis bei Experten schon heute für Heiterkeit sorgt. Zur Einordnung: Ein Volkswagen Up mit 60-PS-Ottomotor kostet aktuell 9975 Euro, ein elektrischer Up steht mit 26 900 Euro in der Preisliste. Der kommt gerade einmal 160 Kilometer weit – und zwar unter unrealistisch günstigen Bedingungen, die man der Industrie beim Elektroauto interessanterweise durchgehen lässt.

Fehlendes Vertrauen

Die Aral-Studie wendet sich auch dem autonomen Fahren zu, dem anderen Zukunftsthema der Politik. Und sie notiert, dass die ohnehin nur verhaltene Zustimmung hierfür weiter abgenommen hat. Konnten sich vor zwei Jahren noch 34 Prozent der Befragten vorstellen, das Steuer aus der Hand zu geben, so ist der Anteil auf nur noch 20 Prozent abgestürzt. Der befürchtete Verlust an Freiheit dürfte dabei ebenso eine Rolle spielen wie das fehlende Vertrauen in die Technik.

Was die Menschen tatsächlich bewegt, sind Marken und Segmente. Hier fällt auf, dass der langjährige Spitzenreiter Volkswagen gelitten hat – und von Platz 1 auf Platz 3 zurückgefallen ist. Dafür wird die Liste nunmehr von Audi angeführt, gefolgt von BMW.

Bei den Karosserieformen sind die SUV stark im Aufwind, es führen jedoch weiterhin klassische Limousinen. Der Kleinwagen fällt stark ab. Übrigens möchten 53 Prozent der Befragten ihr nächstes Auto gerne bar bezahlen – auch das ist eine klare Botschaft.

Reichlich Material also für Produktplaner und Marktforscher – und für die Politik vielleicht ein passender Anlass, die anspruchsvollen Pläne und Visionen noch einmal einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Denn technisch kaum zu stemmende Kraftakte ergeben erst recht keinen Sinn, wenn die zwangsbeglückte Bevölkerung keinen Wert auf sie legt.


NEWSLETTER ABONNIEREN

Unser Newsletter liefert täglich die neuesten Artikel und die spannendsten Geschichten direkt in Ihr E-Mail-Postfach. Geben Sie uns einfach Ihre E-Mail-Adresse und los geht Ihr kostenloses Newsletter-Abonnement.

QuelleAudi
Teilen

Kommentieren Sie den Artikel

Please enter your comment!
Please enter your name here