Citroën stand traditionell für Avantgarde und Provokation; für den Ansatz, alles in Frage zu stellen und neue technische Lösungen auszuprobieren. Irgendwann in den 80er-Jahren, längst Teil des PSA-Konzerns, wurde die Marke gewöhnlich: Erst verloren die Formen an Extravaganz, dann die Technik. Inzwischen geht es wieder aufwärts – mit Modellen wie der Citroën C3 Aircross, der diese Woche in Paris debütierte.

Der hochgelegte Citroën C3 Aircross bewegt sich in einem Segment, das inzwischen zum breiten Mainstream gehört: Er gehört zur Gruppe der kompakten Crossover-Modelle. Doch er macht vieles anders: Die Form ist durch große Radien, schmale Schlitze fürs Tagfahrlicht und bullige Stoßflächen geprägt; die am dritten Seitenfenster aufgeprägte Jalousie wirkt ungewöhnlich. Retro-futuristische Sitzmuster im Interieur komplettieren das Bild.

Citroen C4 Cactus

Es gibt eine Inspiration für den Citroën C3 Aircross und für eigentlich alle neuen Citroën-Modelle: Den C4-Cactus, der 2014 die Designwelt schockte – und anschließend einen Designpreis nach dem anderem einheimste. Es ist keine Überraschung, dass C3 Aircross und C4-Cactus vom gleichen Designer, Frederic Duvernier, gezeichnet wurden.

“Der Cactus war ein Manifest für uns”, sagt Citroën-Chefdesigner Alexandre Malval – und Produktdirektor Xaver Peugeot unterstreicht den “Spirit des Cactus.” “Spirit” bedeutet nicht, dass sich alle Stilelemente auf neuen Modellen wiederfinden werden. So könnten die “Airbumps” des C4-Cactus und des C3 in Zukunft verschwinden: “Wir wollen nicht zu systematisch vorgehen. Der C3 Aircross brauchte sie nicht”, so Malval. Bei dem neuen Modell habe man das Geld lieber in das Panoramadach, das Head-Up-Display, die verschiebbare Rücksitzbank und die Ladeschale für das Handy gesteckt.

Jens Meiners and Alexandre Malval

Die aktuelle Konzernstrategie sieht Citroën weiterhin im Massenmarkt, Peugeot im gehobenen Segment und DS bei den Premium-Automobilen. Die Abspaltung von DS hat der Marke Citroën neue Möglichkeiten eröffnet: “Es war eine Art Albtraum, sowohl für den Mainstream als auch für die Oberklasse Autos zu entwerfen”, sagt Malval.

Die Design-Organisation befindet sich dabei weiterhin im Umbruch. Noch arbeiten die Designer von Citroën und der abgespaltenen Nobelmarke DS unter einem Dach in dem großzügigen Designzentrum im Paris, das 2004 eröffnet wurde und in dem Peugeot und Citroën strikt voneinander getrennt sind. Aber eben nicht DS: “Das Gebäude war nie für 3 Marken gebaut,” so Malval. In Zukunft sollen auch Citroën und DS voneinander getrennt werden: “Wenn die unterschiedlichen Identtäten entwickelt sind, wird sich die Situation ändern.”

Dazu gehört auch, dass es keine Citroën-Modelle wie die höchst konventionelle Limousine C6 mehr geben wird, die nur in China angeboten wird: “In Zukunft sollen alle Modelle international sein.” Dabei könnte sich China sogar zu einem Vorreiter des guten Geschmacks entwickeln: Das Klischee des konservativen Chinesen ist obsolet, so Malval. Die Kunden dort seien inzwischen offener und experimentertfreudiger als auf den meisten anderen Märkten.

Der spezifisch französische Ansatz

Was es nicht geben soll, ist Retro-Design: “Die DNA von Citroën ist Modernität, es ist eine Marke, die sich nach vorn bewegt.” Und das ist typisch französisch: “Unser Design ist international, aber wir müssen trotzdem aufpassen, nicht zu international zu werden. Es ist die französische Art, Dinge anders zu machen.”

Die Zeit der Zusammenarbeit mit den großen Karossiers ist vorbei, so Malval: “Das letzte Mal haben wir 2004 einen Vorschlag für den C5 von Pininfarina eingeholt.” Jetzt arbeitet die Marke mit einzelnen Designern zusammen, “oft junge Leute, die ihr Büro gerade aufbauen.”

Wann kommt der nächste Sprung nach vorn? Malval verweist auf die Studie Citroën CXperience vom Herbst 2016: “Das Auto ist ein Beispiel dafür, was wir im D-Segment machen können.”

Und dann ist noch die bevorstehende Verflechtung mit Opel und Vauxhall zu stemmen. Eine ausgearbeitete Strategie dafür existiert noch nicht; auch die Designer befinden sich noch in der Kennenlernphase…


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