Citroën ist eine Marke, die vieles anders macht als die Konkurrenz; ein C4 Cactus mit seinen großen “Airbumps” und durchgehender Sitzbank oder ein DS5 mit seinen Crossover-Proportionen werden als ungewöhnlich und individualistisch empfunden. Ein Rundgang durch das Citroën Conservatoire zeigt, dass die Marke früher noch ganz anders konnte.
In dieser Sammlung, die für die Öffentlichkeit unzugänglich ist, stehen rund von Autos und Prototypen aus der Firmenhistorie. Wir haben uns einmal umgesehen.
Vorkriegsmodelle
Schon in der Vorkriegszeit war Citroën enorm erfolgreich; das erste Modell der Marke wartete bereits mit elektrischem Licht und einem Anlasser auf. Die Autos wurden am Fließband gebaut, Citroën entwickelte sich rasch zum Großserienhersteller.
TPV
Die “Toute Petite Voiture”, kurz TPV, ist das Vorläufermodell des 2CV. 1934 erging der Entwicklungsauftrag für einen extrem einfachen und günstigen, dabei komfortablen und ausreichend schnellen Kleinwagen. Die 1939er-Prototypenserie von 250 Einheiten wurde weitgehend vernichtet, diese 3 Exemplare überdauerten in einer Scheune. Nach dem Krieg wurde das Auto deutlich verfeinert – und wurde als 2CV von 1948 bis 1990 – inclusive Kasten-Ente “Fourgonnette” – über 5 Millionen mal gebaut.
C-10
Die tropfenförmigen Prototypen der Reihe C-1 bis C-10 waren nicht nur aerodynamisch günstig geformt, sondern auch extrem leicht. Dieser Prototyp mit oberer Flügeltür entstand 1956. Kurz darauf wurde das Projekt beendet.
C-60
Der C-60 hätte zwischen DS und den Ami 6 gepasst; von ersterem übernahm er die aerodynamisch-flache Frontpartie, von letzterem die charakterische negative Heckscheibe. In den frühen 60er-Jahren wurde das Projekt gestoppt.
DS und SM Presidentielle
Der französische Staat versteht sich auf Ästhetik – und das wird besonders deutlich bei den Repräsentationswagen DS Presidentielle, in dem sich Charles de Gaulle chauffieren ließ, und dem sportlich-eleganten Nachfolger SM Presidentielle von Georges Pompidou. Francois Hollande ließ sich zuletzt in einem relativ profanen DS5 herumkutschieren.
SM
Mit dem SM wagte Citroën den Sprung in die Oberklasse. Unter der Haube steckte ein V6-Motor von Maserati, der das geräumige Coupé auf über 220 km/h trieb. Die hydropneumatische Federung sorgte für extreme Fahrkomfort. 1975 endete die Produktion, laut Citroën wegen der “Uniformisierung der erlaubten Höchstgeschwindigkeiten”.
CX und Projet L
In den späten 60ern begann Citroën, an einem Ersatz für die ID/DS-Baureihe zu arbeiten. Einer der Prototypen, weißlackiert, existiert noch heute, mit Armaturen aus dem SM, einem GS-Lenkrad – und steilerer Front als beim CX. 1974 kam der CX (im Bild links)
2CV Pop
Mit dem Prototypen 2CV Pop von 1974 nahm Citroën die Retro-Welle vorweg: Der vom Traction Avant inspirierte Kühlergrill fand seine Entsprechung im nicht-funktionalen Vinyldach mitsamt Sturmbügel. Der Innenraum war geprägt von einem durchaus modernen Armaturenbrett, mit Holzfolie verziert, und mit dem Vierzylinder-Boxermotor des GS wäre dieser 2CV deutlich übermotorisiert gewesen. Wohl auch deshalb ging er nie in Produktion.
Projet Y
Für das Kleinwagenprojekt Projet Y kamen sowohl Fiat als auch Peugeot als Teilelieferant in Frage. Das Auto ging als Viertürer nie in Serie; der Zweitürer wurde weiterentwickelt und in Rumänien als Oltcit gebaut, unter der Bezeichnung Axel ging er von dort aus in den Export nach Westeuropa – mit ausgesprochen futuristischem Cockpit.
FAF
“Facile a fabriquer, facile a financier”: Der auf dem 2CV basierende FAF sollte leicht herzustellen und leicht zu bezahlen sein. Entwickelt vorwiegend für Afrika, wurde der FAF offiziell nie in Europa angeboten. Allerdings gingen einige Modelle ans Militär. Europäisches Pendant zum FAF mit seiner Metallkarosserie ist das Kunststoff-Auto Méhari.
Karin
Das Concept Car Karin, gezeichnet von Trevor Fiore, sorgte 1980 auf dem Pariser Salon für Schockwellen. Seine Funktion: Die neue, kantige Formensprache der Marke vorzubereiten.
Activa
1988 reüssierte Citroën mit dem Sportwagen Activa auf dem Pariser Salon. Die hydractive Federung nahm den XM vorweg, es gab eine Allradlenkung und ein Türkonzept wie heute beim BMW i3; die Armaturentafel mit kantig geformtem Lenkrad wirkt noch heute modern. 1990 folgte der Activa 2; eine Serienfertigung wurde erwogen.
Rennsport
Die Marke beteiligte sich über Jahrzehnte hinweg im Rennsport; hinter diesem CX, der 1977 bei der Rallye Senegal lief, stehen eine Reihe von Prototypen auf Basis des SM. Noch heute engagiert sich Citroën im Rallyesport.
Designmodelle
Die Regale im Citroën Conservatoire stehen voller Designmodelle, die teilweise noch extremer wirken als die letztlich gebauten Fahrzeuge. Eine Fundgrube für Design-Fetischisten.
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