Volvo schlägt Pflöcke ein: Während der Elektro-Hype zunehmend kritisch betrachtet wird – zuletzt mit einer Studie aus Schweden, derzufolge Elektroautos ihre Existenz mit einem gewaltigen Umweltmalus beginnen -, legt die schwedische Tochtermarke des chinesischen Geely-Konzerns eine Pressemitteilung vor, derzufolge jedes neuvorgestellte Auto ab 2019 “einen Elektromotor” haben werde.

Volvo hat die Definition weit gefasst: Als “elektrifizierte Autos” bezeichnet man nicht nur vollelektrische Fahrzeuge und Plug-In-Hybride (bei denen ein kompletter zweiter Antrieb und schwere Akku-Module mitgeführt werden), sondern auch Mild-Hybride mit 48-Volt-Bordnetz.

Volvo Elektroauto

“Es geht um den Kunden”, behauptet Volvo-Chef Hakan Samuelsson, und fügt hinzu: “Die Menschen verlangen zunehmend elektrifizierte Autos und wir möchten die Kundenwünschen der Gegenwart und Zukunft beantworten.” Sein generöses Angebot: “Sie können sich jetzt jeden elektrifizierten Volvo aussuchen, den Sie sich wünschen.”

Damit Volvo seinen Marktanteil im gehobenen Segment hält, muss der Markt für Elektroautos allerdings kräftig wachsen; bislang verkaufen sich Elektroautos und Plug-In-Hybride eigentlich nur dort in nennenswerten Stückzahlen, wo der Staat mit Subventionen kräftig nachhilft und den Markt manipuliert. Werden die Subventionen zurückgefahren, schmelzen die Anteile rasch wieder ab.

Kein Wunder, dass die Journalisten auf der heutigen Pressekonferenz beharrlich wissen wollten, wie es mit dem Diesel weitergeht; im Mai war Samuelsson mit der Aussage, die Entwicklung von Selbstzündern werde bald gestoppt, prominent auf der Welle der Diesel-Kritik gesurft. Auf Nachfrage muss Samuelsson jetzt zugeben: “Es stimmt, der Diesel wird sauberer.” Aber es sei “nicht konstruktiv, etwas zu diskutieren, das zu einem Ende kommt.” Wie lange es den Diesel noch geben werde? “Fragen Sie den Kunden”, versetzt der Manager irritiert.

Eine riesige Hintertür

Die Entwicklungsgeschichte der Volvo-Motoren ist reich an Höhen und Tiefen. In den 60er-Jahren wurde bisweilen gewitzelt, die schwedischen Motoren wandelten Sprit nicht etwa in Vortrieb, sondern vorwiegend in Lärm um; in den 70ern setzte man bei den Spitzenmodellen auf den unkultivierten, gemeinsam mit Peugeot und Renault entwickelten PRV-Motor, gleichzeitig kam erste Dieselmotor aus dem Nutzfahrzeug VW LT. Später entwickelte Volvo einen eindrucksvollen Reihen-Sechszylinder und davon abgeleitete Fünfzylinder-Motoren; zuletzt wurde für die Topmodelle ein V8-Motor von Yamaha bezogen, bevor Volvo die Sechs-und Achtzylindermotoren komplett einstellte.

Volvo 240 Diesel

Sollte der Markt die elektrischen Visionen von Samuelsson nicht nachvollziehen können, so hält sich Volvo eine riesige Hintertüre offen: Bei den eingangs erwähnten Mild-Hybriden genügt es im Prinzip, zu rekuperieren und eine Boost-Funktion vorzusehen. Manche Experten sehen darin nicht nur die kostengünstigste, sondern auch die sinnvollste Form der Elektrifizierung. Sie funktioniert übrigens auch beim Diesel.


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QuelleVolvo
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