Daß Mercedes-Benz das Auto erfunden hat, bringt gewisse Verpflichtungen mit sich. Beispielsweise jene, auch bei Sportwagen die Speerspitze der Industrie zu bilden. Und so ist es kein Wunder, daß die Schwaben in ihrer Historie einige der faszinierendsten Sportwagen überhaupt auf die Räder gestellt haben. In der Vorkriegszeit bewegten Modelle wie der SSK oder der 500 K die Enthusiasten. Doch in der Nachkriegszeit ging es erst richtig los.

Diese Historie kulminiert im Project One von Mercedes-AMG. Inspiriert von der Formel 1 kommt das Hypercar mit 1,6-Liter-V6-Turbo und vier Elektromotoren; die Leistung liegt bei über 1000 PS. GTspirit wirft wirft einen Blick auf die Ahnen des Project One.

300 SL – die Legende

Keine zehn Jahre nach dem verlorenen Krieg formuliert der 300 SL die Überlegenheit der deutschen Automobilindustrie neu. Mit dem auf Direkteinspritzung umgestellten Motor der Kanzlerlimousine 300 läuft dieser Sportwagen je nach Achsübersetzung bis zu 250 km/h schnell. Die damals sehr moderne Karosserie ist mit Flügeltüren ausgerüstet, ein Erfordernis der Rahmenkonstruktion. Nach drei Jahren Bauzeit wird der Flügeltürer durch einen offenen Roadster ersetzt.

300 SL – die Rennsport-Derivate

Komplett für den Rennsport entwickelt: Der erste 300-SL-Rennwagen kommt sogar drei Jahre vor dem Straßensportwagen auf den Markt. Mit Varianten wie dem 300 SLS und 300 SLR setzt Mercedes-Benz auf den internationalen Rennstrecken Maßstäbe. Übrigens auch im Design: Die Modelle zeichnen sich durch erhebliche Varianz aus. Und der neuerdings bei AMG verbaute Panamericana-Grill taucht hier zum ersten Mal auf.

C 111 – Faszination vor der Krise

Nur 6 Jahre nach dem Auslaufen der Produktion des 300 SL zirkulieren Fotos eines Flügeltürers: Daimler arbeitet am C 111, einem Supersportwagen mit Klappscheinwerfern und einem Kreiskolbenmotor nach dem Patent von Felix Wankel. Mit dem hätte Mercedes-Benz die exotische Konkurrenz aus Italien auf die Plätze verwiesen. Doch die Ölkrise verhindert eine Serienfertigung.

C 111 – Karriere als Versuchsträger

Nachdem klar wird, daß Daimler das Wankel-Konzept nicht weiterverfolgt, nutzt der Konzern den C111, um die Antriebstechnik voranzubringen. Erst bekommt der C 111-II einen Dieselmotor, 1978 kommt der extrem aerodynamisch optimierte C 111-III; der C 111-IV von 1978 erhält schließlich einen V8-Ottomotor mit Turboaufladung. Er schafft über 400 km/h.

Buchmann/Schulz CW 311 / Isdera Imperator – die Bombe

Isdera Imperator 108i

Der geniale, vom Designer und Konstrukteur Eberhard Schulz entwickelte CW 311 ist zwar kein Mercedes, doch er wird von einem Mercedes-V8 angetrieben und darf den Mercedes-Stern tragen. Aus diesem Modell wird Anfang der 80er-Jahre der Isdera Imperator 108i (s.o.). Noch heute wirkt der Supersportwagen modern und ungemein faszinierend. Die Illustrierte “Stern” titulierte ihn als “Die Bombe”.

C 112 – das Einzelstück

1991 steht der C 112 auf der Frankfurter IAA – ein Technikträger mit zahlreichen Assistenzsystemen und einem als Luftbremse nutzbaren Heckspoiler. Für Vortrieb sorgt ein in der Fahrzeugmitte angeordneter 6,0-Liter-V12 mit 408 PS, der so auch in der S-Klasse und dem SL verbaut wurde; die Formgebung ist für manchen Beobachter enttäuschend konventionell. Der C 112 wird nur einmal gebaut.

McLaren-Mercedes SLR – das Kooperationsprojekt

Stark, schön, extrem: Mit seinen faszinierenden Proportionen und futuristischen Scherentüren präsentiert sich der McLaren SLR als stilistisches Meisterstück. Für Vortrieb sorgt ein 5,5-Liter-V8-Kompressormotor, der ihn auf bis zu 334 km/h treibt. Der SLR entsteht als Kooperationsprojekt mit McLaren, wobei die ursprünglichen Vorgaben verfehlt werden: Eigentlich sollte er nur 1500 Kilogramm wiegen, in der Serie werden es über 200 Kilogramm mehr. Die Ehe mit McLaren verläuft stürmisch. Über die Laufzeit des SLR folgen mehrere Derivate, insbesondere der Roadster und der sehr eigenständige “Stirling Moss”.

Mercedes-Benz SLS AMG – mit sensationellem Antrieb

Er ist preislich niedriger als der SLR angesetzt, fahrdynamisch jedoch überlegen: Der SLS AMG, der mit steiler Frontscheibe und breiter B-Säule ein wenig Retro-Atmosphäre verströmt. Das Design ist Geschmackssache, der Antrieb ist über jeden Zweifel erhaben: In diesem Auto verbaut AMG den sensationellen Hochdrehzahlmotor M159 mit 6,2 Litern Hubraum. Ein Roadster wird nachgereicht, außerdem gibt es eine vollelektrische Variante, die jedoch nur in knapp über 10 Einheiten gebaut wird.

Mercedes-AMG GT – der Elfer-Konkurrent

Auf den Supersportwagen SLS folgt mit dem AMG GT ein etwas weniger extrem gezeichneter Sportwagen, der günstiger eingepreist ist und nunmehr deutlich breiteren Appeal besitzt. Tatsächlich zielt AMG mit diesem Auto direkt auf die ansoruchsvolleren Varianten des Porsche 911. Es gibt eine Reihe von Übernahmeteilen von SLS, die Flügeltüren weichen jedoch konventionellen Portalen, und unter der Haube arbeitet jetzt ein turboaufgeladener 4,0-Liter-V8. Schon bald wird die Modellpalette um sportliche Varianten und einen Roadster erweitert. Relativ bald kommt eine Modellpflege mit aggressivem “Panamericana”-Kühlergrill. Und es gibt einen Viertürer – aber das ist eine andere Geschichte.


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