Die S-Klasse von Mercedes-Benz ist der Inbegriff der Luxuslimousine – und das trotz einer Inflation von Konkurrenzmodellen. Denn die Erfahrung der Stuttgarter reicht weiter zurück. Und damit das niemand vergisst, hat Mercedes-Benz jüngst eine ganze Phalanx von historischen Modellen aufgefahren, die sukzessive auf sehr anspruchsvollen Strecken zu bewegen waren.

Nämlich auf den früheren Versuchsstrecken im Hohenlohischen, nahe dem Waldschloss Friedrichsruhe. Dort hat Mercedes-Benz bis in die 80er-Jahre hinein die abwechslungsreichen, wenig frequentierten öffentlichen Straßen genutzt, um seine Pkw-Modelle aufwendigen Überprüfungen zu unterziehen. Mit jeder Modellgeneration – ab dem “Ponton” aus den 50er-Jahren – wird der Fortschritt sichtbar: Wir sind sie alle gefahren. GTspirit dokumentiert die Entwicklung in drei Etappen.

W 220 – S 350 4Matic von 2004

Die S-Klasse von 1998 war eine Überreaktion auf die Kritik am W 140: Mit 504 bzw. 516 cm Länge, 186 cm Breite und 144 cm Höhe erheblich kompakter als das Vorgängermodell, im Entwurf viel zurückhaltender und mit schwächeren Dreiventil-Ottomotoren ausgerüstet stand er für eine neue Bescheidenheit. Die Handschaltung verschwand. Zum Marktstart gab es den S 280 (204 P), S 320 (225 PS), S 430 (279 PS) und S 500 (306 PS) sowie den Turbodiesel S 320 CDI (197 PS). Die interessanteren Motoren folgten erst noch: Der Zwölfzylinder S 600 mit 367 PS, der S 55 AMG mit 360 PS und der S 400 CDI mit zunächst 250 PS starkem V8-Turbodiesel. Erstmals gab es einen Allradantrieb. Und es wurde noch besser: Zum Facelift 2002 wurde der S 55 AMG per Kompressor, der S 600 per Turboaufladung zwangsbeatmet; die Leistung beider Modelle stieg auf glatte 500 PS. Besser konnte es nur der S 65 AMG – mit geradezu unglaublichen 612 PS. Beim S 500 gab gegen eine erklecklichen Aufpreis es eine spritsparende Zylinderabschaltung, die die Leistung verringerte; kaum ein Kunde griff zu.

Wir fahren einen späten S 350 4Matic, ausgerüstet mit dem 245 PS starken 3,7-Liter-Sechszylinder. Das Auto fährt sich weich und höchst komfortabel, auffällig ist jedoch die enttäuschende Verarbeitungsqualität, die damals mit relativ hohen Fehlerquoten im Felde korrespondierte. Reizvoll finden wir den W 220 vor allem als S 400 CDI sowie mit dem extrem leichtfüßigen V12-Biturbo als S 600.

W 221 – S 500 4Matic von 2013

Die unter Peter Pfeiffer gezeichnete S-Klasse ist wieder deutlich gewachsen: Die Kurzversion ist 508 cm lang, die Langversion übertrifft mit 523 cm sogar den W 140. Die Breite liegt bei 187 cm, die Länge bei 147 cm. Das Motorenprogramm ist inzwischen unüberschaubar: Es umfasst Ottomotoren mit sechs, acht und zwölf Zylinder, Dieselmotoren mit vier, sechs und acht Zylindern sowie einen V6-Hybrid. Zwei Höhepunkte: Der S 63 AMG mit 6,2-Liter-V8-Hochdrehzahlmotor und 525 PS sowie der S 250 CDI mi 2,1-Liter-Vierzylinder-Diesel und 204 PS markiert. Es spricht für die überragende Aerodynamik des modisch wirkenden W 221, dass auch dieses Modell eine Spitze von stolzen 240 km/h erreicht. Dem steht ein Kraftstoffverbrauch von nur 5,7 Litern pro 100 Kilometer gegenüber.

Der S 500 4Matic, den wir fahren, ist eines der letzten Exemplare, das vom Band gerollt ist; der 4,7-Liter-V8 hat zu diesem Zeitpunkt eine Biturbo-Aufladung bekommen und leistet gewaltige 435 PS. Damit ist das Fahrgefühl ausgesprochen zeitgemäß und einigen Konkurrenzmodellen noch immer überlegen. Nur das Design wirkt etwas angestaubt; so unproportioniert der W 221 von außen wirkt, so zerklüftet präsentiert sich die breite Armaturentafel, deren Zentralbildschirm die Eleganz eines angesetzten Taxameters verströmt.

W 222 – S 560 4Matic von 2017

Bei der modernen Fahrzeugentwicklung spielt die Elektronik eine immer größere Rolle, und die aktuelle S-Klasse der Baureihe W 222 macht dabei keine Ausnahme. Die 2013 im Rahmen einer gewaltigen Show in den Airbus-Werkshallen in Hamburg-Finkenwerder lancierte Baureihe ist 512 bzw. 525 cm lang, 190 cm breit und 150 cm hoch und damit weiter gewachsen. Die Motorenpalette ist anfangs an das Vorgängermodell angelehnt, wobei der Vierzylinder-Diesel entfällt. Mit dem Facelift Mitte 2016 wird eine neue Generation von Reihen-Sechszylindermotoren eingeführt, und die meisten Modelle erhalten ein 48-Volt-Bordnetz.

Mit dem W 222 kehrt der Name Maybach zurück. Die von 2002 bis 2012 gebauten Modelle 57 und 62 basierten technisch noch auf dem W 140 mit Elektronik-Komponenten des W 220. Jetzt ist Maybach eine Variante der S-Klasse mit längerem Radstand und eigenständigem Design; die Entscheidung, die Marke wieder einzuführen, fiel relativ spät, Anfang 2018 soll eine neue Frontgestaltung für stärkere Differenzierung sorgen.

Am Lenkrad des S 560 4Matic fallen die eleganten, geschwungenen Linien auf, die das Interieur prägen; Mercedes-Benz hat einen eigenständigen Stil gefunden, der gut zum Image der Marke passt. Der S 560 mit seinem aufgeladenen 4,0-Liter-V8-Motor und 469 PS Leistung präsentiert sich als extrem souveräne Variante; die Neungang-Automatik schaltet fast unmerklich. Die S-Klasse, soviel wird deutlich, ist noch immer, was sie seit 1954 war: Der Inbegriff der Luxuslimousine.


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QuelleDaimler
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