Dem Trend zum SUV kann sich niemand entziehen – nicht einmal Maserati. Die italienische Nobelmarke gehört zu den letzen, die ihr Portefeuille bislang frei von Geländewagen gehalten haben – aber diesen Zustand hat der Maserati Levante beendet. Wir haben ihn auf einer Tour von England durch Frankreich nach Turin kennengelernt, wo er im Fiat-Werk Mirafiori vom Band läuft.

Maserati ist eine gut vernetzte Marke geworden: Der 3,0-Liter-V6-Biturbo im Levante S wird beim früheren Erzrivalen Ferrari, längst unter dem gleichen Fiat-Chrysler-Dach, zusammengebaut. Er treibt die von uns getestete Variante in 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h – und weiter bis zu einer Spitze von 264 km/h. Abregeln überlässt Maserati den Deutschen.

Für die Kraftübertragung ist eine ZF-Achtgang-Automatik zuständig. Normalerweise agiert der Levante als Hecktriebler, bei Traktionsverlust wird Kraft an die Vorderachse geleitet. Ein Torque-Vectoring-System verbessert das Handling. Die Lenkung ist direkt und präzise, die Bremsen agieren allerdings etwas gefühllos.

Das Fahrverhalten lässt sich über vier Fahrmodi anpassen: Comfort, Efficiency, Sport und Off-Road. Der Sport-Modus ist besonders überzeugend; die Luftfederung gibt dann mehr Rückmeldung, aber der Maserati Levante bleibt dabei komfortabel – anders als deutsche Wettbewerber wie Audi SQ5, Mercedes-AMG GLC 43 oder Porsche Macan. Dafür neigt sich der Levante in Kurven stärker.

Ein echter Grand Tourer

Er ist eben ein “Grand Tourer”, kein aufgeblasener Sportwagen. Und deshalb geht er auch mit einer gewissen akustischen Zurückhaltung ans Werk. Der V6 klingt trotzdem gut, jedenfalls im Sport-Modus. Schade, dass es keinen V8 gibt. Aber auch der V6 hängt gut am Gas, er beschleunigt hervorragend. Leider gehört er zu den trinkfesteren Motoren, weshalb der Diesel eine ernsthafte Überlegung wert ist.

Der Maserati Levante ist ein Hingucker. Außen dominieren der große Kühlergrill, die breiten Schultern und die drei Luftauslässe über hinter der Vorderachse. Der Levante sieht gut aus, vor allem mit den optionalen 20- oder 21-Zoll-Felgen – nur das Nummernschild mit seinem klotzigen Rahmen ist nicht besonders schön integriert. Italienische Designer scheinen dieses Detail regelmäßig zu vergessen.

Das Interieur ist elegant ausstaffiert; elektrische Vordersitze, eine Zweizonen-Klimaanlage und – geradezu rekordverdächtig – ein halbes Dutzend USB-, SD- und 12-Volt-Anschlüsse gehören zum Lieferumfang. Es dauert übrigens eine Weile, bis man herausfindet, dass ein weiterer Satz Knöpfe auf der Rückseite des Lenkrads montiert ist – unterhalb der fest montierten Schaltpaddel. Die Assistenzfunktionen sind nicht so überzeugend wie bei den deutschen Rivalen. Es gibt weniger – und diejenigen, die verfügbar sind, funktionieren nicht so perfekt. Ein Head-Up-Display sucht man ebenfalls vergeblich.

Nach 1000 Meilen quer durch Europa kristallisiert sich heraus: Der Maserati Levante ist eine nicht ganz perfekte, dafür umso exotischere Alternative also zu den Rivalen von Audi, BMW, Mercedes-Benz und Porsche. Am nächsten kommt der Levante im Charakter wohl dem Jaguar F-Pace. Und dem ist er zum Bespiel in der Anmutung des Interieurs, aber auch beim Motorenklang, deutlich voraus.


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QuelleMaserati
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