Wenn auf der Autobahn ein schwerer Wagen der Marke Volvo im Rückspiegel auftaucht, dann darf man fast sicher sein, dass unter der Haube ein Dieselmotor steckt. Die schwedischen Selbstzünder zeichnen sich durch hohe Leistung und kräftiges Drehmoment aus – und das bei erstaunlich niedrigem Spritverbrauch.

Doch damit soll es schon bald vorbei sein. Markenchef Hakan Samuelsson (67) weist den Weg in die bessere Zukunft: Im Mai vergangenen Jahres proklamierte er, die Entwicklung von Dieselmotoren werde gestoppt. Zwei Monate später verkündete er auf einer Pressekonferenz, jedes ab 2019 vorgestellte Volvo-Modell werde “einen Elektromotor” haben (wozu allerdings auch Mild-Hybride mit 48-Volt-System zählen). Jetzt folgt der nächste Schritt: Mit nichts weniger als dem plakativen “Verzicht auf Dieselmotoren” brüstet sich man bei der kommenden Mittelklasse-Limousine S60, die ab 2019 im amerikanischen Charleston vom Band rollen wird.

Volvo V 60

“Wir werden Autos mit Verbrennungsmotoren auslaufen lassen, Benzin-Hybrid-Versionen sind zukünftig unser Angebot in der Transformationsphase auf dem Weg zu einer vollständigen Elektrifizierung”, erläutert Samuelsson – und ergänzt: “Der neue Volvo S60 markiert dabei den nächsten Schritt.”

Die neue “Premium-Sportlimousine” ist Schwestermodell des Kombimodells V60, das Anfang des Jahre vorgestellt wurde. Im Gegensatz zum S60 ist der V60 allerdings derzeit auch in zwei Dieselvarianten lieferbar. Sie erfüllen die aktuellen, strengen Abgasnormen, ihre Verbrauchswerte beginnen bei 4,3 Litern pro 100 Kilometer. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 114 Gramm pro Kilometer. Demgegenüber verbrennt die V60-Variante mit Benzinmotor im gleichen Messzyklus stolze 7,6 Liter der kostbaren Essenz (171 g CO2/km).

Der Konsum steigt

Den angekündigten Mild-Hybriden auf Basis von Ottomotoren dürfte es weder im Zyklus noch in der Praxis gelingen, die Dieselvarianten zu unterbieten. Dafür werden sich die ebenfalls angekündigten Plug-In-Hybride mit den bei diesem Antriebskonzept üblichen Phantasiewerten schmücken, die in Wahrheit nur im ausgesprochenen Kurzstreckenbetrieb erreicht werden können.

Volvo V60

Durchaus möglich, dass jene Volvo-Kunden, die sich auf der linken Spur zuhause wähnen, sich nach dem Diesel noch zurücksehnen werden – zumal andere Hersteller weiterhin auf die bewährte Technik setzen, deren Abgasproblematik inzwischen gelöst ist. Wenigstens geht Volvo mit der Antriebsstrategie des S60 ein geringes Risiko ein: Stufenheck-Limousinen sind im Dieselmarkt Europa ohnehin schwer verkäuflich.

Und dass Volvo die Entwicklung des Dieselmotors eingestellt haben will, muss in Anbetracht der Markenhistorie auch nicht viel bedeuten. Schon den ersten Selbstzünder haben die Schweden nicht selbst entwickelt, sondern zugekauft. Einen Sechszylinder von VW.


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QuelleVolvo
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