New York! Big Apple! Die Freiheitsstatur auf Liberty Island… „If I can make it here I can make it anywhere!“

Das sind die Erwartungen des europäisch geprägten Saisontouristen. Und so fliegt man ein in JFK-Airport und holpert mit dem Air-Train und der U-Bahn nach New York City, vorzugsweise Manhattan, in ein beschaulich altes Hotel. So weit, so gut. Da ist man nun im 18. Stock mit schönem Überblick.

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Um voranzukommen und sich umzusehen ist die U-Bahn zwar praktisch, aber unter der Erde sieht man nichts von der Stadt. Ein Taxi muß her. Und hier ist er nun, der vollendete Kulturschock…

Sie sind zwar immer noch dunkelgelb, aber nicht mehr groß und breit, und – von ein paar wenigen Ford-SUV abgesehen – auch nicht mehr amerikanisch. Was man bekommt, ist aus touristischer und kultureller Sicht eine Zumutung: Toyota Prius, Toyota Camry, Toyota RAV4 – und zur großen Abwechslung noch Nissan NV200. Schön geht anders.

Nicht nur, daß passend zur vertikalen, kantigen Architektur keine breiten, kantigen Taxis von amerikanischer Größe mehr existieren, wie wir es aus den coolen Kinofilmen kennen. Nein, es wird überhaupt keine amerikanische Autokultur mehr geboten. Und das in der amerikanischsten aller amerikanischen Metropolen.

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Auf der Attraktivitätsskala des Autodesigns befinden sich die besagten heutigen Fahrzeuge weit im negativen Bereich. Dabei geht es besser: London hat sich wenigstens die Formensprache der alten London-Taxis erhalten, auch wenn die London Taxi Group nun ein chinesisches Unternehmen und wie Volvo zu Geely gehört. Und selbst bei den London-Bussen gibt man sich wieder Mühe.

In New York City hingegen ist diese Autokultur völlig und vollends verloren gegangen im nichtsagenden gelben Einerlei verbeulter Japaner. Bei den Privatwagen sieht es nicht anders aus. Außer riesigen Cadillac Escalades und ein paar Chevrolet Suburban sind GM-Fahrzeuge aus dem Straßenbild fast vollends verschwunden. Ford hält sich da nur bescheiden besser.

„America first“ ist das nicht! Eher ein „America last“…

Selbst vereinzelte Mercedes-Benz-Coupés und -Limousinen sind öfter zu sehen. Der lässige und teils opulente Chic der 70ziger und 80ziger ist weg… An die Checker-Taxis erinnern sich noch viele, und selbst vor ein paar Jahren waren noch überall Chevrolet Caprice, Ford Crown Victoria und Lincoln Town Car zu sehen. Die letzten Crown Vics verschwinden gerade…

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Blasse Autos, keine Farben

Ähnlich trübe schaut es bei den Farben aus: Noch deutlicher als in Europa sind die Autos hier vornehmlich schwarz. Warum eigentlich? In New York City gilt nunmehr: Die für Europäer cool und extravagant anmutende Autokultur von Länge, Kanten und lang geschwungenen Linien ist einer uniformen, gesichtslosen 90 : 90 : 90 Langweile gewichen: 90 Prozent der Autos sind schwarz, davon sind 90 Prozent Toyotas von höchst fragwürdiger Gestaltung – und 90 Prozent der Taxis sind gleichfalls Toyotas bar jeden Charmes. Sogar der gemeine Chevrolet Van, wie wir ihn vom A-Team kennen, ist an jeder Straßenecke europäischen Mercedes Sprintern gewichen.

Irgendwo müssen GM, Ford und Chrysler über mehrere Dekaden hinweg nachhaltig versagt haben. Schlechtes Design wird dort ja, mit wenigen Ausnahmen, nicht gemacht. Lag es am Preis? An der Qualität? Die hochbezahlten Strategen haben dort wohl nicht einmal ansatzweise ihre Hausaufgaben gemacht. Und dem Kunden vermutlich nicht zugehört.

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Jedenfalls ist es kaum zu glauben, daß die Menschen in New York etwa einen schlechten Geschmack hätten oder aus Desinteresse der eigenen amerikanischen automobilen Identität untreu geworden wären.

Wäre es nicht schön, wenn sich in New York und auch in den anderen US-Metropolen wieder eine eigene Fahrzeug-Kultur entwickeln würde? Bevor wir alle in selbstfahrenden Kabinen teilnahmslos durch die Städte gondeln…


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QuelleAndreas Herker
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